Donnerstag, 28. März 2024

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Sexualisierte Gewalt im Sport
Missbrauch-Skandal im US-Fußball weitet sich aus

Einer unabhängigen Untersuchung zufolge ist Missbrauch im nordamerikanischen Frauen-Fußball systembedingt. Der Missbrauch-Skandal nimmt damit immer größere Ausmaße an.

Von Heiko Oldörp | 04.10.2022
"NoMoreSilence"-Banner bei einem Spiel in der NWSL nach den Missbrauchs-Vorwürfen im US-Frauenfußball.
"NoMoreSilence"-Banner bei einem Spiel in der NWSL nach den Missbrauchs-Vorwürfen im US-Frauenfußball. (IMAGO / ZUMA Wire)
Am Montag wurde der 172 Seiten umfassende Bericht veröffentlicht. Darin geht es unter anderem um verbale und emotionale Gewalt und auch um körperliche Übergriffe wie Berührungen und erzwungener Geschlechtsverkehr. Die Komission stellt fest, dass Missbrauch in der National Women's Soccer League (NWSL) tief verwurzelt sei.
Die ehemalige Staatsanwältin Sally Q. Yates stellte die Ergebnisse der Untersuchung vor. Sie und ihre Komission hatten im Rahmen der Untersuchung mit mehr als 200 Spielerinnen der NWSL gesprochen. Yates sprach von einer normen Tragweite des Missbrauchs und erklärte, dass "systematischer Missbrauch und sexuelles Fehlverhalten" in der Liga an der Tagesordnung seien.

Missbrauch-Vorwürfe von Spielerinnen sorgen für Untersuchung

Hintergrund der Untersuchung waren die Vorwürfe von den beiden ehemaligen Spielerinnen Sinead Farrelly und Mana Shim gegen den ehmaligen Trainer der Portland Thorns, Paul Riley, wegen sexueller Nötigung und Belästigung. Der Bericht mit Aussagen mehrerer Spielerinnen erschien damals beim Online-Portal "The Athletic".
Der NWSL-Klub entließ Riley daraufhin und der US-Verband entzog ihm die Lizenz. Riley bestreitet die Vorwürfe. Dennoch wurden sie auch öffentlich heftig diskutiert und trug damit zum Start der Untersuchung bei. Yates konnte die Vorwürfe nun bestätigen. Gleichzeitig spricht sie aber auch davon, dass Portland Thorns ihre Untersuchungen absichtlich erschwert habe, indem wichtige Informationen über Paul Riley vorenthalten worden seien.  

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Eines von Riley’s Opfern ist Mana Shim. Gegenüber ESPN behauptet die ehemalige Mittelfeldspielerin unter anderem, dass der Trainer sie in sein Hotelzimmer eingeladen habe: “Ich hatte Panik. Und ich wusste, dass ich einen Ausweg finden musste. Denn ich war nicht bereit, mich diesem Typen hinzugeben, um meine Karriere zu retten.”

Frauenfußball-Verband US Soccer will Konsequenzen ziehen

Auch Cindy Parlow Cone, Präsidentin von US Soccer, äußerte sich zu den Untersuchungsergebnissen. Sie seien “herzzerreißend” und “zutiefst verstörend.”
Sie hat angekündigt, dass ihr Verband umgehend eine Anlaufstelle einrichten wird, in der Vorwürfe von Fehlverhalten gemeldet werden können. Zudem soll es künftig Hintergrundüberprüfungen für den gesamten Mitarbeiterstab von US Soccer geben.