Kommentar zu Missbrauchsvorwürfen
Prinz Andrew sollte ins Exil im Ausland gehen

Im Rahmen der Epstein-Affäre ist auch der Name des britischen Prinzen Andrew gefallen. Ein Buch eines seiner Opfer ist nun postum erschienen, der Druck auf den Prinzen wächst. Fraglich bleibt, ob entsprechende Konsequenzen für den Täter folgen werden.

Von Christine Heuer |
Der britische Prinz Andrew bei der Beerdigung von Katharine, Herzogin von Kent, am 16. September 2025 in der Westminster-Kathedrale in London.
Der britische Prinz Andrew steht wegen seiner Kontakte zum Pädokriminellen Jeffrey Epstein unter Druck. Seine Titel darf er derzeit noch behalten. (IMAGO / i Images / Pool)
Prince Andrew ist im freien Fall. Wo und wie hart er landen wird, ist noch nicht raus. Sicher jedoch weicher als seine Opfer und auch als seine Komplizen beim erzwungenen Sex mit minderjährigen Mädchen.
2001 schoss der Pädokriminelle Jeffrey Epstein ein Foto, auf dem Andrew den Arm um die Taille der 17-jährigen Virginia Giuffre legt. Im Hintergrund lacht Epsteins Sister in Crime, Ghislaine Maxwell, in die Kamera. Maxwell sitzt im Knast, Epstein ist tot, Virginia Giuffre nahm sich dieses Jahr das Leben.
Der Prinz aber lebt immer noch sein Luxus-Leben in einem 30-Zimmer-Anwesen hinter geschützten Palastmauern in Windsor. Aus einem von Giuffre angestrengten Gerichtsprozess hat er sich mit einer zweistelligen Millionensumme freigekauft. Ohne Schuldanerkenntnis, versteht sich.

Andrew ist die Regel im Epstein-Skandal

Dass er seine royalen Titel nicht mehr nutzen darf, wird den Mann, der als eitel, selbstgefällig und rüde beschrieben wird, schmerzen. Die anhaltenden Vorwürfe gegen ihn empfindet er offensichtlich als Zumutung. So wie andere ihn.
König, Kronprinz und Regierung üben hinter den Kulissen Druck auf Andrew aus, ist zu hören. Aber noch ist er nicht groß genug, um den gefallenen Prinzen aus der Royal Lodge weg und dorthin zu befördern, wo er hingehört: Ins ausländische Exil.
Man kann das alles unerhört finden. Tatsächlich ist Andrew jedoch nicht die Ausnahme, sondern die Regel im Epstein-Skandal. Der Prinz ist nur einer von Dutzenden reicher, mächtiger und oft berühmter Männer, die im Zirkel des kriminellen Multimillionärs verkehrten. Sein Netzwerk versorgte sie mit minderjährigen Sex-Sklavinnen, lukrativen Geschäften und erstklassigen Kontakten.

Das Netzwerk funktioniert offenbar immer noch

Anders als bislang fast allen anderen ist es Andrew nur nicht gelungen, seinen Namen aus dem Skandal herauszuhalten. Obwohl auch er versucht haben soll, sein Opfer Virginia Giuffre einzuschüchtern und öffentlich zu diskreditieren.
Die anderen sind mit diesen Methoden offensichtlich erfolgreicher. Dass ihr Netzwerk immer noch funktioniert, dass sie noch nicht belangt worden sind, ist der eigentliche Skandal. Man kann nur hoffen, dass dieses Netzwerk mit jeder neuen Enthüllung löchriger wird, dass die Namen der Täter ans Tageslicht kommen und sie auch zur Rechenschaft gezogen werden.
Im Fall Andrews würde das bedeuten, dass er seine Titel tatsächlich aberkannt bekommt und nicht nur darauf verzichtet, sie zu führen. Dass er aus Windsor verbannt und dass offengelegt wird, woher genau das Geld stammt, mit dem der Prinz ohne Aufgabe, Einkommen und königliche Apanage seinen aufwändigen Lebensstil finanziert. Vielleicht sind wir von solch konsequentem Handeln nur noch wenige weitere Enthüllungen entfernt.