Larry Page hat alle Kritiker Lügen gestraft. Waren die im Frühjahr noch skeptisch, ob der Führungsqualitäten des Google-Mitbegründers, hat sich dieses Bild spätestens seit der jüngsten Telefonkonferenz mit Analysten in dieser Woche geändert. Der 38-Jährige steht nicht nur seit 100 Tagen an der Spitze des Unternehmens, sondern er baut es auch kräftig um.
Vor allem die Wall-Street-Analysten hatten in Pages Vorgänger Eric Schmidt den kühlen Lenker gesehen, der für Page und Sergei Brin so etwas wie unternehmerischer Vater und Mutter zugleich sein sollte und darauf aufpasst, dass die beiden Gründer nicht allzu "spleenigen” Ideen nachhängen. Schmidt sollte, so die etwas gemeine Annahme, das kreative Potenzial der beiden kanalisieren. Jetzt scheint alles ganz anders gekommen zu sein. Page hat dem Konzern eine neue Richtung verordnet: Google muss sich wieder auf seine Kernkompetenzen konzentrieren.
"Ich habe den Eindruck, dass er sich viel stärker um die Produkte kümmert. Er fördert gezielt die Mitarbeiter, die für jede Produktgruppe verantwortlich sind, bringt sie zusammen, gibt ihnen Entscheidungsgewalt, so dass sie mehr als eine Einheit denken und weniger als in fünf von einander getrennten Unternehmensbereichen. Er will Silo-Denken verhindern."
Das ist Steven Levy. Der Buchautor ist einer der intimsten Kenner von Google. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1998 begleitet er den Konzern, der mittlerweile mehr als 24.000 Mitarbeiter umfasst. Levy hat ein quasi Standardwerk über das Unternehmen verfasst. Der Titel: "In the Plex."
Dass Page den Konzern wieder enger zusammenführen will, den Blick für das große Ganze seiner Mitarbeiter schärfen möchte, hat er bereits in den zurückliegenden Wochen deutlich gemacht. Page verabschiedet sich von einem Projekt innerhalb des Google Konzerns nach dem anderen. So musste diese Woche das Google Labs dran glauben, eine Einheit, die neue Online-Produkte, die sich noch im Entwicklungsstadium befinden, öffentlich vorstellte. In den Wochen zuvor beendete Page bereits andere Dienste: Powermeter zum Beispiel, eine Software, die helfen sollte, in den eigenen vier Wänden mehr Energie zu sparen. Geopfert wurde auch Health, ein Dienst, bei dem man seine Krankenakte führen konnte. Zwei Dienste, die bislang für Google wichtig waren. Sie sollten zeigen, wir sind kein normales Unternehmen, wir wollen nicht nur Geld verdienen, sondern uns auch für das Gemeinwohl engagieren. Dieses Engagement fährt Page jetzt zurück. Autor Steven Levy ist dennoch optimistisch, dass trotz dieser Maßnahmen der Ruf Pages innerhalb des Konzerns nicht leiden wird. Im Gegenteil, sagt Levy:
"Ihn umgibt dort ein geheimnisvoller Nimbus. Ihm wird große Bewunderung entgegengebracht. Schließlich hat er die Mitarbeiter selbst ausgewählt. Und das sind vornehmlich Ingenieure, die sich vorgenommen haben, die Welt verändern zu wollen. Larry hat dafür gesorgt, genau diese Menschen für das Unternehmen zu gewinnen. Sie stellen das Gros der Mitarbeiter dar. Klar, dass er deshalb von den Google-Mitarbeitern sehr geschätzt wird."
Mit der Konzentration auf das Kerngeschäft, also der Suche, dem Online-Video-Portal YouTube, dem Smartphone-Betriebssystem Android - mit all diesen Maßnahmen will Page auch deutlich machen: Seht her, ich bin nicht der Träumer, der mit Rollerblades an den Füßen über das Firmengelände in Mountain View fährt und über neue Ideen nachdenkt. Über die Gründe für diese Rationalität kann man nur spekulieren: In den vergangenen Jahren musste Page feststellen, dass vor allem Facebook, aber auch Twitter immer mehr Nutzer in ihre Netzwerke abziehen. Alles potenzielle Kunden, die dem Unternehmen fehlen, weil sie sich mehr außerhalb der Googleschen Einflusssphäre aufhalten. Dadurch haben sie auch weniger Zeit, die Werbeanzeigen von Google anzusehen. Und die haben dem Unternehmen in den vergangenen Jahren Milliarden-Gewinne beschert. Die Lösung lautet für Page: Google Plus. Der Frontalangriff auf Facebook und Twitter. Darauf hat Page seine beiden besten Leute angesetzt: Bradley Horowitz und Vic Gundotra.
""Faszinierend ist derzeit, dass Vic Gundotra, Chef des sozialen Netzwerks Google Plus sich auf einer Wellenlänge mit all den Google-Mitarbeitern befindet, die für die Themen Suche, Anzeigen, Youtube und Android zuständig sind. Das wiederum ist bezeichnend: Larry Page sieht das Thema "Soziale Netzwerke" als das Thema an, das Google dieses Jahr gelingen muss."
Sollte Google mit seinem erneuten Versuch, in das Social Web einzusteigen, scheitern, dann, so sind sich die Analysten sicher, dürfte für Page und den Suchmaschinen-Konzern der Zug abgefahren sein. Genau das dürfte aber kaum passieren: Google plus feiert Woche für Woche neue Benutzer. Die 20-Millionen-Grenze dürfte bereits überschritten sein. Und auch die Analysten, die im April noch sehr skeptisch waren, scheint Page für sich gewonnen zu haben.
"Die Analysten und Larry Page hatten einen schlechten Start miteinander: Gerade frisch im Amt war er nur für ein paar Minuten bei der ersten Telefonkonferenz dabei. Bei den jüngsten Quartalsgesprächen war er jeweils die ganze Zeit anwesend. Ihm ist es gelungen, die Analysten für sich einzunehmen. Und natürlich sind sie über die glänzenden Ergebnisse - neun Milliarden Dollar Umsatz im letzten Quartal - begeistert. Ich finde, das Verhältnis hat sich deutlich gebessert und sie sind nun bereit, ihm für eine ganze Weile ihr Wohlwollen zu schenken."
Vor allem die Wall-Street-Analysten hatten in Pages Vorgänger Eric Schmidt den kühlen Lenker gesehen, der für Page und Sergei Brin so etwas wie unternehmerischer Vater und Mutter zugleich sein sollte und darauf aufpasst, dass die beiden Gründer nicht allzu "spleenigen” Ideen nachhängen. Schmidt sollte, so die etwas gemeine Annahme, das kreative Potenzial der beiden kanalisieren. Jetzt scheint alles ganz anders gekommen zu sein. Page hat dem Konzern eine neue Richtung verordnet: Google muss sich wieder auf seine Kernkompetenzen konzentrieren.
"Ich habe den Eindruck, dass er sich viel stärker um die Produkte kümmert. Er fördert gezielt die Mitarbeiter, die für jede Produktgruppe verantwortlich sind, bringt sie zusammen, gibt ihnen Entscheidungsgewalt, so dass sie mehr als eine Einheit denken und weniger als in fünf von einander getrennten Unternehmensbereichen. Er will Silo-Denken verhindern."
Das ist Steven Levy. Der Buchautor ist einer der intimsten Kenner von Google. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1998 begleitet er den Konzern, der mittlerweile mehr als 24.000 Mitarbeiter umfasst. Levy hat ein quasi Standardwerk über das Unternehmen verfasst. Der Titel: "In the Plex."
Dass Page den Konzern wieder enger zusammenführen will, den Blick für das große Ganze seiner Mitarbeiter schärfen möchte, hat er bereits in den zurückliegenden Wochen deutlich gemacht. Page verabschiedet sich von einem Projekt innerhalb des Google Konzerns nach dem anderen. So musste diese Woche das Google Labs dran glauben, eine Einheit, die neue Online-Produkte, die sich noch im Entwicklungsstadium befinden, öffentlich vorstellte. In den Wochen zuvor beendete Page bereits andere Dienste: Powermeter zum Beispiel, eine Software, die helfen sollte, in den eigenen vier Wänden mehr Energie zu sparen. Geopfert wurde auch Health, ein Dienst, bei dem man seine Krankenakte führen konnte. Zwei Dienste, die bislang für Google wichtig waren. Sie sollten zeigen, wir sind kein normales Unternehmen, wir wollen nicht nur Geld verdienen, sondern uns auch für das Gemeinwohl engagieren. Dieses Engagement fährt Page jetzt zurück. Autor Steven Levy ist dennoch optimistisch, dass trotz dieser Maßnahmen der Ruf Pages innerhalb des Konzerns nicht leiden wird. Im Gegenteil, sagt Levy:
"Ihn umgibt dort ein geheimnisvoller Nimbus. Ihm wird große Bewunderung entgegengebracht. Schließlich hat er die Mitarbeiter selbst ausgewählt. Und das sind vornehmlich Ingenieure, die sich vorgenommen haben, die Welt verändern zu wollen. Larry hat dafür gesorgt, genau diese Menschen für das Unternehmen zu gewinnen. Sie stellen das Gros der Mitarbeiter dar. Klar, dass er deshalb von den Google-Mitarbeitern sehr geschätzt wird."
Mit der Konzentration auf das Kerngeschäft, also der Suche, dem Online-Video-Portal YouTube, dem Smartphone-Betriebssystem Android - mit all diesen Maßnahmen will Page auch deutlich machen: Seht her, ich bin nicht der Träumer, der mit Rollerblades an den Füßen über das Firmengelände in Mountain View fährt und über neue Ideen nachdenkt. Über die Gründe für diese Rationalität kann man nur spekulieren: In den vergangenen Jahren musste Page feststellen, dass vor allem Facebook, aber auch Twitter immer mehr Nutzer in ihre Netzwerke abziehen. Alles potenzielle Kunden, die dem Unternehmen fehlen, weil sie sich mehr außerhalb der Googleschen Einflusssphäre aufhalten. Dadurch haben sie auch weniger Zeit, die Werbeanzeigen von Google anzusehen. Und die haben dem Unternehmen in den vergangenen Jahren Milliarden-Gewinne beschert. Die Lösung lautet für Page: Google Plus. Der Frontalangriff auf Facebook und Twitter. Darauf hat Page seine beiden besten Leute angesetzt: Bradley Horowitz und Vic Gundotra.
""Faszinierend ist derzeit, dass Vic Gundotra, Chef des sozialen Netzwerks Google Plus sich auf einer Wellenlänge mit all den Google-Mitarbeitern befindet, die für die Themen Suche, Anzeigen, Youtube und Android zuständig sind. Das wiederum ist bezeichnend: Larry Page sieht das Thema "Soziale Netzwerke" als das Thema an, das Google dieses Jahr gelingen muss."
Sollte Google mit seinem erneuten Versuch, in das Social Web einzusteigen, scheitern, dann, so sind sich die Analysten sicher, dürfte für Page und den Suchmaschinen-Konzern der Zug abgefahren sein. Genau das dürfte aber kaum passieren: Google plus feiert Woche für Woche neue Benutzer. Die 20-Millionen-Grenze dürfte bereits überschritten sein. Und auch die Analysten, die im April noch sehr skeptisch waren, scheint Page für sich gewonnen zu haben.
"Die Analysten und Larry Page hatten einen schlechten Start miteinander: Gerade frisch im Amt war er nur für ein paar Minuten bei der ersten Telefonkonferenz dabei. Bei den jüngsten Quartalsgesprächen war er jeweils die ganze Zeit anwesend. Ihm ist es gelungen, die Analysten für sich einzunehmen. Und natürlich sind sie über die glänzenden Ergebnisse - neun Milliarden Dollar Umsatz im letzten Quartal - begeistert. Ich finde, das Verhältnis hat sich deutlich gebessert und sie sind nun bereit, ihm für eine ganze Weile ihr Wohlwollen zu schenken."