Eine Universität mitten in Deutschland probt seit sechs Jahren den Aufstand gegen das Talarverbot und führt wieder Absolventenfeiern im vollen Ornat durch.
Sie warten auf den Aufruf zum Einzug ins Festzelt auf der Hofgartenwiese: 1200 Absolventinnen und Absolventen der Uni Bonn werden in wenigen Minuten ihre Plätze einnehmen und später eine Abschlussurkunde bekommen. Gekleidet sind sie in wadenlange schwarze Talare, einen Hut auf dem Kopf, der Barett heißt. Dazu Schärpen und Troddeln, die zeigen, an welcher Fakultät sie studiert haben - rot für Medizin, violett für Theologie und so fort, wie schon im 19. Jahrhundert:
"Ich find's auf jeden Fall sehr toll, weil das sehr festlich ist. Ein bisschen Anerkennung nach so vielen Jahren. Soweit ich weiß, ist das ja auch die einzige Uni in Deutschland, die das macht. Und das ist noch mal ein schöner festlicher Rahmen zum Abschluss mit allen zusammen ... dann die Roben die Hüte, man kann mal ein bisschen angeben. Und allen zeigen: Wir ham's geschafft."
Die glücklichen Eltern stehen am Rand auf den Zehenspitzen, winken und fotografieren, eine Mutter sagt:
"Ja, stolz natürlich. Sie hatte uns schon gesagt, wo wir uns postieren müssen, damit wir das Ganze aus nächster Nähe betrachten können. Und es ist einfach toll. Das gibt dem Ganzen so was Besonderes und Festliches und ja und für uns als Eltern ist das natürlich ein schöner Anlass."
Das Absolventenfest in vollem Ornat, darauf sind die Bonner stolz, gibt's nur hier und das schon im sechsten Jahr. 21 ortsansässige Unternehmen ließen sich als Sponsoren für eine Idee gewinnen, die anfangs umstritten war. Im ersten Jahr noch strengte der AStA eine Resolution des Studentenparlaments gegen die neuen akademischen Riten an, sagt Uni-Sprecher Andreas Archut:
"Weil er glaubte, dass das nicht sein könne und sein dürfe. Die Kommilitonen haben das damals damit quittiert, dass in dem Moment, wo die Kritik des AStAs bekannt wurde die Anmeldezahlen in die Höhe geschnellt sind. Die Absolventen haben gesagt: Nix da, wir wollen feiern, und wir finden das richtig ..."
So auch in diesem Jahr. 1200 Absolventen - fast Rekord - lassen sich das Fest etwa 40 Euro kosten - Talarverleih und Feier inklusive. Die Mehrheit aber entscheidet sich immer noch dagegen und verzichtet auf Gewand, Sommerfest, Brezeln und Getränke im Zeltverkauf sowie den Sound der Uni-Bigband.
Für Rektor Jürgen Fohrmann, der einen purpurroten Talar mit Goldverzierung trägt, soll die noch junge Tradition die Gemeinschaft von Universität und Absolventen festigen. Aus ihnen sollen Alumni werden, die miteinander und mit ihrer Universität in Kontakt bleiben:
"Und seitdem haben wir diese Tradition gehalten, denn es bewährt sich sehr gut. Es wird eben nicht nur von den Absolventen gut angenommen. Es wird vor allem von den Familien gut angenommen und um die geht es uns eben auch. Wir wollen, dass die Familien sehen, dass was passiert ist in den Jahren, dass ein Abschluss da ist, auf den sie alle stolz sein können."
Foto-Galerie - Absolventenfest an der Uni Bonn
So viel Nähe, so viel Fest am Ende eines Studiums hätte sich der prominente Gastredner Tom Buhrow vor 26 Jahren gewünscht. Der Tagesthemenmoderator hat selbst damals in Bonn studiert:
"Hat mir sehr gefallen, also ich hab das sehr vermisst. Ich hätt's gerne gehabt, es gab damals gar nichts, also überhaupt nichts, also ist das jetzt sowas wie Nachholen meiner eigenen Feier ..."
5000 Menschen applaudieren, als am Ende die Absolventinnen und Absolventen nach amerikanischen High-School-Vorbild ihre Barette hoch in die Luft werfen - um sie danach dem Verleih zurückzugeben. Zu alt oder verstaubt? Im Rheinland sieht man das entspannt, sagt der Rektor. Und den Absolventen gefällt es ohnehin, zwei Studentinnen sagen:
"Es ist sehr traditionell und das finde ich sehr schön. Wir neigen ja sowieso immer zu Understatement und in Amerika machen die immer so große Abschlussfeiern und ich denke, dass wir das auch hier in Deutschland machen können. Ich glaub, die meisten sehnen sich wieder danach, sowas zu machen. Dass man's geschafft hat, man möchte das auch zeigen. Und deswegen: Ich denke nicht, dass es verstaubt ist. Heutzutage wird das wieder ganz anders wahrgenommen: Zumindest von uns."
Homepage der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Sie warten auf den Aufruf zum Einzug ins Festzelt auf der Hofgartenwiese: 1200 Absolventinnen und Absolventen der Uni Bonn werden in wenigen Minuten ihre Plätze einnehmen und später eine Abschlussurkunde bekommen. Gekleidet sind sie in wadenlange schwarze Talare, einen Hut auf dem Kopf, der Barett heißt. Dazu Schärpen und Troddeln, die zeigen, an welcher Fakultät sie studiert haben - rot für Medizin, violett für Theologie und so fort, wie schon im 19. Jahrhundert:
"Ich find's auf jeden Fall sehr toll, weil das sehr festlich ist. Ein bisschen Anerkennung nach so vielen Jahren. Soweit ich weiß, ist das ja auch die einzige Uni in Deutschland, die das macht. Und das ist noch mal ein schöner festlicher Rahmen zum Abschluss mit allen zusammen ... dann die Roben die Hüte, man kann mal ein bisschen angeben. Und allen zeigen: Wir ham's geschafft."
Die glücklichen Eltern stehen am Rand auf den Zehenspitzen, winken und fotografieren, eine Mutter sagt:
"Ja, stolz natürlich. Sie hatte uns schon gesagt, wo wir uns postieren müssen, damit wir das Ganze aus nächster Nähe betrachten können. Und es ist einfach toll. Das gibt dem Ganzen so was Besonderes und Festliches und ja und für uns als Eltern ist das natürlich ein schöner Anlass."
Das Absolventenfest in vollem Ornat, darauf sind die Bonner stolz, gibt's nur hier und das schon im sechsten Jahr. 21 ortsansässige Unternehmen ließen sich als Sponsoren für eine Idee gewinnen, die anfangs umstritten war. Im ersten Jahr noch strengte der AStA eine Resolution des Studentenparlaments gegen die neuen akademischen Riten an, sagt Uni-Sprecher Andreas Archut:
"Weil er glaubte, dass das nicht sein könne und sein dürfe. Die Kommilitonen haben das damals damit quittiert, dass in dem Moment, wo die Kritik des AStAs bekannt wurde die Anmeldezahlen in die Höhe geschnellt sind. Die Absolventen haben gesagt: Nix da, wir wollen feiern, und wir finden das richtig ..."
So auch in diesem Jahr. 1200 Absolventen - fast Rekord - lassen sich das Fest etwa 40 Euro kosten - Talarverleih und Feier inklusive. Die Mehrheit aber entscheidet sich immer noch dagegen und verzichtet auf Gewand, Sommerfest, Brezeln und Getränke im Zeltverkauf sowie den Sound der Uni-Bigband.
Für Rektor Jürgen Fohrmann, der einen purpurroten Talar mit Goldverzierung trägt, soll die noch junge Tradition die Gemeinschaft von Universität und Absolventen festigen. Aus ihnen sollen Alumni werden, die miteinander und mit ihrer Universität in Kontakt bleiben:
"Und seitdem haben wir diese Tradition gehalten, denn es bewährt sich sehr gut. Es wird eben nicht nur von den Absolventen gut angenommen. Es wird vor allem von den Familien gut angenommen und um die geht es uns eben auch. Wir wollen, dass die Familien sehen, dass was passiert ist in den Jahren, dass ein Abschluss da ist, auf den sie alle stolz sein können."
Foto-Galerie - Absolventenfest an der Uni Bonn
So viel Nähe, so viel Fest am Ende eines Studiums hätte sich der prominente Gastredner Tom Buhrow vor 26 Jahren gewünscht. Der Tagesthemenmoderator hat selbst damals in Bonn studiert:
"Hat mir sehr gefallen, also ich hab das sehr vermisst. Ich hätt's gerne gehabt, es gab damals gar nichts, also überhaupt nichts, also ist das jetzt sowas wie Nachholen meiner eigenen Feier ..."
5000 Menschen applaudieren, als am Ende die Absolventinnen und Absolventen nach amerikanischen High-School-Vorbild ihre Barette hoch in die Luft werfen - um sie danach dem Verleih zurückzugeben. Zu alt oder verstaubt? Im Rheinland sieht man das entspannt, sagt der Rektor. Und den Absolventen gefällt es ohnehin, zwei Studentinnen sagen:
"Es ist sehr traditionell und das finde ich sehr schön. Wir neigen ja sowieso immer zu Understatement und in Amerika machen die immer so große Abschlussfeiern und ich denke, dass wir das auch hier in Deutschland machen können. Ich glaub, die meisten sehnen sich wieder danach, sowas zu machen. Dass man's geschafft hat, man möchte das auch zeigen. Und deswegen: Ich denke nicht, dass es verstaubt ist. Heutzutage wird das wieder ganz anders wahrgenommen: Zumindest von uns."
Homepage der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn