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Mobilfunkriese Vodafone greift nach Kabel Deutschland

Für 7,7 Milliarden Euro will Vodafone den größten Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland schlucken. Damit will der Vodafone-Chef ein Schwergewicht mit schnellen Datennetzen im Mobilfunk und Festnetz schaffen und den Marktführer Telekom vom Thron stoßen.

Von Michael Braun | 24.06.2013
    "Erster Kurs Kabel Deutschland: 22,50 Euro."

    Vor gut drei Jahren hatte Kabel Deutschland schon einmal die Börse bewegt, war als Eisbrecher nach langer Zeit ohne Börsengänge an die Börse gekommen und hatte mit einem ersten Kurs von 22,50 Euro die Erwartungen nur knapp erfüllt. Das war an Unternehmenschef Adrian von Hammerstein aber abgetropft. Er gab sich auch mit dem schlechten Kurs zufrieden:

    "Das ist ein Supergefühl."

    Heute dürfte das Gefühl noch toller sein. Denn die britische Mobilfunkgesellschaft Vodafone hat heute knapp das Vierfache des damaligen Börsenpreises geboten: Vodafone will 84,50 Euro je Aktie zahlen, übernimmt auch die versprochenen 2,50 Euro Dividende, macht zusammen 87 Euro. Die Schulden von Kabel Deutschland hinzugerechnet kommen 10,7 Milliarden Euro heraus, die die Briten für Kabel Deutschland aufbringen wollen – viel zu teuer, meint etwa Markus Friebel, Telekomanalyst bei Independent Research:

    "Wir hatten schon bei den ersten Gerüchten, wo die Aktie bei knapp über 70 Euro lag, gesagt, dass dieser Preis zu hoch wäre. Und demzufolge ist auch ein Preis von 87 Euro aus unserer Sicht deutlich zu hoch."

    Ein Hinweis auf die Höhe des Preises: Kabel Deutschland hat heute den Gewinn des gerade abgelaufenen Geschäftsjahres gemeldet: 247 Millionen Euro. Vodafone bietet also mehr als das Vierzigfache des Jahresgewinns.

    Doch der Preis könnte noch steigen. Analysten rechnen jedenfalls damit, dass der amerikanische Kabelnetzbetreiber Liberty Global auch noch mal das Portemonnaie zückt. Er hatte auch schon für Kabel Deutschland geboten. Die Rede war von 85 Euro je Aktie. Und die Zeit für Vodafones Angebot läuft noch lange: Vodafone 75 Prozent der Aktien angedient bekommen und will darauf bis Ende nächsten Jahres warten. Das zieht sich, weil sich die Aktien von Kabel-Deutschland weitgehend im Streubesitz befinden. Aber Vodafone hat schon einmal Standfestigkeit bewiesen, vor 13 Jahren, als die Briten für damals 180 Milliarden Dollar den Mannesmannkonzern kauften, nur um an das Mobilfunknetz des Konzerns heranzukommen. Wer die hohen Preise letztlich zahlen muss, dürfte klar sein: der Kunde.

    "Es ist damit zu rechnen, dass die Preise für Internet und Telefon für die Verbraucher demnächst steigen werden. Man muss dabei aber auch sehen, dass die Preise in Europa deutlich niedriger sind als es im internationalen Vergleich beziehungsweise in den USA im Besonderen der Fall ist",

    sagt Analyst Friebel. Ziel des ganzen Unterfangens ist, die Konkurrenz der Kabelanbieter ins Haus zu holen. Auch die Kabelgesellschaften bieten im sogenannten Triple Play Fernsehen, Internetzugang und Telefonie an, dies in Konkurrenz zu den Telefongesellschaften. Die Konkurrenz will sich Vodafone nun einverleiben und damit natürlich auch der Deutschen Telekom das Leben schwerer machen.

    Deshalb spricht Vodafone bei Kabel Deutschland auch beim größten deutschen Anbieter vor: Die Münchner versorgen 8,5 Millionen Haushalte in 13 Bundesländern. Unitymedia KabelBW mit Sitz in Köln hat sieben Millionen Kunde in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Kabel Deutschland wollte den kleineren Anbieter Telecolumbus mit rund 2,1 Millionen Kunden übernehmen. Das hatte das Kartellamt aber untersagt. Die Marktbeobachter aus Bonn sind also für die Branche sensibilisiert.