"Es wird natürlich keiner sagen: Nee, 'ne Mutter wollen wir hier nicht einstellen."
Aber so angefühlt hat es sich für Ragna Will dann doch. Die 38-Jährige sitzt in ihrem Wohnzimmer in Hamburg-Cranz am Familienesstisch und erzählt: von der Zeit zwischen April 2011 und April 2012, in der sie zurück in den Beruf wollte. In der Wohnung ist es ruhig. Ihr Mann ist mit den beiden Söhnen, zwei und fünf Jahre alt, einkaufen. Beide Eltern kümmern sich um die Kinder – und beide arbeiten. Bei Ragna Will war der Wiedereinstieg in den Beruf jedoch schwieriger als erwartet.
"Also ich hab mich erst mal irgendwie nur gewundert. Also die Qualifikation ist ja da und auch die Motivation vor allem, man möchte ja auch wieder los, also ich hab mich wirklich nur gewundert, warum ich nicht mal irgendwo ein Vorstellungsgespräch bekommen habe."
Nach dem ersten Kind funktioniert die Berufsrückkehr für die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin problemlos. Nach dem zweiten will sie ein Jahr pausieren, dann wieder einsteigen. Doch diesmal läuft es nicht wie geplant.
"Ich hatte ganz, ganz große Probleme. Ich weiß nicht, ob es am zweiten Kind liegt, dass die sagen, oh Gott, oh Gott, die ist dann nicht nur zehn Tage zusätzlich krank im Jahr, wenn ihr Kind krank ist, sondern dann 20. Ich hab meine Krankenkasse angeschrieben, die haben mir dann bescheinigt, dass ich nur einen Kinderkrankentag in anderthalb Jahren hatte, damit, ich hab das den Zeugnissen beigefügt, damit die potenziellen Arbeitgeber dann sehen, dass meine Kinder nicht ganz so oft krank sind."
Doch auch das hilft nicht. Rund 100 Bewerbungen schreibt sie über das Jahr. Nicht einmal eine Einladung zum Bewerbungsgespräch erhält sie. Beim Arbeitsamt schlägt man ihr schließlich eine Stelle in einem Callcenter vor. Allerdings wollen die Ragna Will erst in einem vierwöchigen Praktikum testen:
"Und das ist natürlich schwierig, wenn ein Kind noch nicht in den Kindergarten geht, der war ja dann gerade anderthalb und wir hatten ihn noch nicht eingewöhnt, weil ich halt nicht berufstätig war, da gibt's dann Probleme mit dem Gutschein für die Kita und so weiter."
Bei der Arbeitsagentur fühlt sich Ragna Will in ihrer Situation nicht so gut beraten.
"Also auf den Wiedereinstieg wurd jetzt nicht ganz besonders drauf eingegangen. Also man kann ja so 'nen E-Learing-Programm sich runterladen und sich dann irgendwie zu Hause abends, wenn man lustig ist, noch mal vorm Laptop weiterbilden, da hat das Arbeitsamt dann natürlich nichts gegen. Ja, Bewerbungstraining hätte man machen können, das waren dann aber auch volle Tage, wo ich dann wieder Probleme mit meinem kleinen Sohn gekriegt hätte. Tja. und sonst, hat man eben Pech."
Nach einem halben Jahr erfolglosen Bewerbens erfährt sie zufällig von den Worklife Koordinierungsstellen Familie und Beruf. Rund 375 Frauen hat die von der EU und der Hansestadt geförderte Anlaufstelle im vergangenen Jahr unterstützt. Auch Ragna Will hat sich Tipps für ihre Anschreiben geholt und Jobangebote erhalten. Letztlich findet sie über Worklife eine 30-Stunden-Stelle als Assistenz der Geschäftsführung einer Projektmanagmentfirma. Das Unternehmen ist familienfreundlich und ihr Chef schätze sogar explizit die Kompetenzen, die sie als Mutter dazugewonnen hat, erzählt sie:
"Als Mutter lässt man sich nicht ganz so schnell aus der Ruhe bringen, wenn zwei oder drei Sachen auf einmal passieren, weil das ist ja nun täglich so, und deswegen hat er auch wirklich nach Müttern gesucht."
Arbeitgeber, die Mütter ungern einstellen – damit hat auch Emanuela Poll ihre Erfahrungen gemacht.
"Ja, hm, ja, wir suchen eigentlich flexible Leute. Und: Ja, Sie sind Mutter von Zwillingen. Und klar waren es die Kinder. Man hat ja noch gar nicht über's Geld, über Qualifikationen oder irgendwas anderes gesprochen."
Heute ist die einstige Hotelfachfrau ihre eigene Chefin, der Familienesstisch im Hamburger Vorort Bönningstedt ist seit gut einem Jahr auch ihr Arbeitsplatz: Die 34-Jährige berät Menschen, wie sie richtig sitzen, und verkauft die passenden Bürostühle dazu. "Ergonomie am Arbeitsplatz" heißt das.
Der Rat, sich nach den drei Jahren Erziehungspause für ihre Zwillinge selbstständig zu machen, kam von der Arbeitsagentur. Emanuela Poll freundet sich mit der Idee an und besucht neben einer Fortbildung für Office-Programme ein Existenzgründerseminar. Businessplan, Steuer, Versicherung, Werbung, Budgetübersicht.
"Auch das ist schwierig für Erwachsene, wieder die Schulbank zu drücken. Man lernt halt ganz gut dazu, aber man muss auch von Leuten, die echt Ahnung haben, das einfach dann auch wirklich annehmen."
Emanuela Poll hat es geschafft. Ihr Geschäft mit den ergonomischen Stühlen läuft. Obwohl sie unter der Woche alleinerziehend ist, da ihr Mann beruflich außer Haus ist. Sie führt ihr Unternehmen flexibel in Teilzeit und notfalls mit der Unterstützung einer ihrer fünf Babysitter.
Aber so angefühlt hat es sich für Ragna Will dann doch. Die 38-Jährige sitzt in ihrem Wohnzimmer in Hamburg-Cranz am Familienesstisch und erzählt: von der Zeit zwischen April 2011 und April 2012, in der sie zurück in den Beruf wollte. In der Wohnung ist es ruhig. Ihr Mann ist mit den beiden Söhnen, zwei und fünf Jahre alt, einkaufen. Beide Eltern kümmern sich um die Kinder – und beide arbeiten. Bei Ragna Will war der Wiedereinstieg in den Beruf jedoch schwieriger als erwartet.
"Also ich hab mich erst mal irgendwie nur gewundert. Also die Qualifikation ist ja da und auch die Motivation vor allem, man möchte ja auch wieder los, also ich hab mich wirklich nur gewundert, warum ich nicht mal irgendwo ein Vorstellungsgespräch bekommen habe."
Nach dem ersten Kind funktioniert die Berufsrückkehr für die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin problemlos. Nach dem zweiten will sie ein Jahr pausieren, dann wieder einsteigen. Doch diesmal läuft es nicht wie geplant.
"Ich hatte ganz, ganz große Probleme. Ich weiß nicht, ob es am zweiten Kind liegt, dass die sagen, oh Gott, oh Gott, die ist dann nicht nur zehn Tage zusätzlich krank im Jahr, wenn ihr Kind krank ist, sondern dann 20. Ich hab meine Krankenkasse angeschrieben, die haben mir dann bescheinigt, dass ich nur einen Kinderkrankentag in anderthalb Jahren hatte, damit, ich hab das den Zeugnissen beigefügt, damit die potenziellen Arbeitgeber dann sehen, dass meine Kinder nicht ganz so oft krank sind."
Doch auch das hilft nicht. Rund 100 Bewerbungen schreibt sie über das Jahr. Nicht einmal eine Einladung zum Bewerbungsgespräch erhält sie. Beim Arbeitsamt schlägt man ihr schließlich eine Stelle in einem Callcenter vor. Allerdings wollen die Ragna Will erst in einem vierwöchigen Praktikum testen:
"Und das ist natürlich schwierig, wenn ein Kind noch nicht in den Kindergarten geht, der war ja dann gerade anderthalb und wir hatten ihn noch nicht eingewöhnt, weil ich halt nicht berufstätig war, da gibt's dann Probleme mit dem Gutschein für die Kita und so weiter."
Bei der Arbeitsagentur fühlt sich Ragna Will in ihrer Situation nicht so gut beraten.
"Also auf den Wiedereinstieg wurd jetzt nicht ganz besonders drauf eingegangen. Also man kann ja so 'nen E-Learing-Programm sich runterladen und sich dann irgendwie zu Hause abends, wenn man lustig ist, noch mal vorm Laptop weiterbilden, da hat das Arbeitsamt dann natürlich nichts gegen. Ja, Bewerbungstraining hätte man machen können, das waren dann aber auch volle Tage, wo ich dann wieder Probleme mit meinem kleinen Sohn gekriegt hätte. Tja. und sonst, hat man eben Pech."
Nach einem halben Jahr erfolglosen Bewerbens erfährt sie zufällig von den Worklife Koordinierungsstellen Familie und Beruf. Rund 375 Frauen hat die von der EU und der Hansestadt geförderte Anlaufstelle im vergangenen Jahr unterstützt. Auch Ragna Will hat sich Tipps für ihre Anschreiben geholt und Jobangebote erhalten. Letztlich findet sie über Worklife eine 30-Stunden-Stelle als Assistenz der Geschäftsführung einer Projektmanagmentfirma. Das Unternehmen ist familienfreundlich und ihr Chef schätze sogar explizit die Kompetenzen, die sie als Mutter dazugewonnen hat, erzählt sie:
"Als Mutter lässt man sich nicht ganz so schnell aus der Ruhe bringen, wenn zwei oder drei Sachen auf einmal passieren, weil das ist ja nun täglich so, und deswegen hat er auch wirklich nach Müttern gesucht."
Arbeitgeber, die Mütter ungern einstellen – damit hat auch Emanuela Poll ihre Erfahrungen gemacht.
"Ja, hm, ja, wir suchen eigentlich flexible Leute. Und: Ja, Sie sind Mutter von Zwillingen. Und klar waren es die Kinder. Man hat ja noch gar nicht über's Geld, über Qualifikationen oder irgendwas anderes gesprochen."
Heute ist die einstige Hotelfachfrau ihre eigene Chefin, der Familienesstisch im Hamburger Vorort Bönningstedt ist seit gut einem Jahr auch ihr Arbeitsplatz: Die 34-Jährige berät Menschen, wie sie richtig sitzen, und verkauft die passenden Bürostühle dazu. "Ergonomie am Arbeitsplatz" heißt das.
Der Rat, sich nach den drei Jahren Erziehungspause für ihre Zwillinge selbstständig zu machen, kam von der Arbeitsagentur. Emanuela Poll freundet sich mit der Idee an und besucht neben einer Fortbildung für Office-Programme ein Existenzgründerseminar. Businessplan, Steuer, Versicherung, Werbung, Budgetübersicht.
"Auch das ist schwierig für Erwachsene, wieder die Schulbank zu drücken. Man lernt halt ganz gut dazu, aber man muss auch von Leuten, die echt Ahnung haben, das einfach dann auch wirklich annehmen."
Emanuela Poll hat es geschafft. Ihr Geschäft mit den ergonomischen Stühlen läuft. Obwohl sie unter der Woche alleinerziehend ist, da ihr Mann beruflich außer Haus ist. Sie führt ihr Unternehmen flexibel in Teilzeit und notfalls mit der Unterstützung einer ihrer fünf Babysitter.