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Multisport-Talent Georgia Simmerling
Die Unzerstörbare

Die Kanadierin Georgia Simmerling hat als Multi-Talent bereits an Winter- und Sommerspielen teilgenommen. Nach schweren Ski-Stürzen konzentriert sie sich nur noch aufs Bahnradfahren. Bei der kommenden WM will sie der Bronzemedaille von Rio 2016 einen weiteren Erfolg hinzufügen

Von Jürgen Kalwa |
Georgia Simmerling beim Skicross und auf der Radbahn
Georgia Simmerling beim Skicross und auf der Radbahn (imago/Sirotti/Oliver Lerch)
St. Moritz 2010. Super-G. Georgia Simmerling stürzt zum ersten Mal bei einem wichtigen Rennen. Der Hubschrauber kommt und bringt sie ins Krankenhaus.
Park City, Utah, 2012, nach dem Wechsel zum Ski Cross landet sie nach einem heftigen Sturz in einem Oberkörper-Korsett. Drei Wirbel sind gebrochen – im Nacken und im Brustbereich.
2015 sind es die Handgelenke. Ärzte setzen zwei Platten und zehn Schrauben ein.
Doch das ist nichts gegen den Crash beim letzte Ski-Cross-Rennen vor den Winterspielen vor einem Jahr. Dessen Folgen schilderte Simmerling dem kanadischen Rundfunk vor ein paar Monaten.
"Ich war eine der Medaillenhoffnungen für Pyeongchang. Aber ich habe mir in dem Rennen beide Beine gebrochen und die Bänder im rechten Knie gerissen. Das waren anschließend sehr, sehr harte sechs Monate."
Georgia Simmerling
Georgia Simmerling (imago sportfotodienst/Oliver Lerch)
Vier Operationen waren notwendig. Und sie musste wieder laufen lernen. "Es war brutal", sagte sie vor wenigen Tagen im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.
Im Normalfall wäre eine Karriere nach einer solchen Verletzung zu Ende. Aber die 29 Jahre alte Kanadierin scheint unzerstörbar. Sie, die schon bei den Winterspielen in Vancouver 2010 dabei war – damals bei den Alpinen – und auch in Sotchi 2014 – nunmehr im Ski Cross, gab allerdings nur ihre Ambitionen in Sachen Wintersport auf.
Denn ihre Reha war erfolgreich genug, um in einer völlig anderen Sportart wieder an die Weltspitze zurückkehren zu können. Die extrem ehrgeizige und extrem vielseitige Simmerling geht in der kommenden Woche bei der Bahnrad-WM im polnischen Pruszków an den Start. Sie hat sich ihren Platz im kanadischen Team in der Mannschaftsverfolgung zurückerkämpft. Schon 2016 wurde sie mit dem Quartett in Rio Dritte.
"Wieder ziemlich schnell"
Am Mittwoch findet auf der WM-Bahn die Qualifikation statt. Am Donnerstag steht die Entscheidung auf dem Programm.
Simmerling sagt: "Man betrachtet uns als Außenseiter. Denn wir hatten in den letzten beiden Jahren keine bemerkenswerte Ergebnisse. Aber wir sind wieder ziemlich schnell. Und es macht richtig Spaß."
Wer so oft und so schwer verletzt war, braucht eine besondere Widerstandskraft und Energie, um sich jedes Mal neu den Herausforderungen zu stellen, die einem der eigene Körper in den Weg legt. "Diese Verletzungen zu überwinden – das hat mich wirklich erst zu der Sportlerin gemacht, die ich heute bin", sagt Simmerling.
Wenn möglich eine weitere Medaille
Leben am Limit – das passte stets gut zu dem Selbstdarstellungsbedürfnis, das Georgia Simmerling unter anderem in den sozialen Medien auslebt. Dort, wo sie im Sommer 2017 stolz die Tätowierung mit den fünf olympischen Ringen und den römischen Ziffern der drei Olympiaden vorführte, die für ihre drei Teilnahmen stehen. Eine weitere – die Nummer XXXII – soll im nächsten Jahr auf der Piste der Spiele von Tokio im Izu Velodrome dazu kommen. Und wenn möglich eine weitere Medaille.
Danach ist aber voraussichtlich Schluss. Eine Karriere mit extremen Tiefen und so manchen geplatzten Träumen geht schließlich nicht nur auf die Knochen, die Gelenke und die Bänder, sondern wirkt sich auch auf die mentale Leistung aus.
"Ich werde in Tokio 31 sein. Ein gutes Alter, um etwas anders zu machen. Ich freue mich schon auf die Zeit nach meiner Karriere", sagt Simmerling.
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