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Betörendes Musikinstrument und Greifvogel
Die Leier mit den beiden Adlern

Gegen Mitternacht steht die markante Leier nahe dem Zenit. Am auffälligsten ist der bläulich-weiße Stern Wega, neben dem ein kleines Viereck den Körper des Instruments bildet.

Von Dirk Lorenzen |
Darstellung des Sternbilds Leier im berühmten Atlas Uranographia 1801,
Darstellung des Sternbilds Leier im berühmten Atlas Uranographia 1801, (Bode)
Der Sage nach erfand der Götterbote Hermes die Leier, indem er sieben Saiten über einen Schildkrötenpanzer spannte. Er schenkte sie Apollon, dem Gott der Musik, der sie an den berühmten Sänger Orpheus weitergab.
Der stimmte nach dem Tod seiner Frau mit wundervollem Gesang und Leier-Spiel Hades um. Orpheus durfte mit ihr die Unterwelt verlassen, unter der Bedingung, sich beim Gang nach oben nicht umzudrehen.
Als beide fast die Oberwelt erreicht hatten, drehte er sich voll Sehnsucht doch um – und Eurydike starb zum zweiten Mal. Nach Orpheus' Tod kam die Leier an den Himmel.

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In der Antike hieß auch der hellste Stern dieser Figur einfach Lyra, Leier. Der heute gebräuchliche Name Wega geht auf Al Nasr al Waki zurück – arabisch für „herabstürzender Adler“. Zwei schwache Sterne neben der hellen Wega gelten als eng angelegte Flügel für den Sturz hinunter auf die Beute.
Dagegen ist der Stern Atair ein Stück unterhalb der Leier mit seinen beiden Nachbarsternen der Adler mit ausgebreiteten Schwingen. Die Darstellung der beiden unterschiedlichen Greifvögel findet sich auf einem mittelalterlichen Astrolabium, einem Peilinstrument, aus Isfahan in Persien.
Historische Sternkarten kombinieren oft beide Legenden und zeigen die Leier in den Fängen eines Greifvogels. Wega und mit ihr das einzige himmlische Musikinstrument stürzen nach Mitternacht im Südwesten herab.