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Musikrat-Generalsekretär: Kulturbarbarei beim SWR

Mit einem Offenen Brief wehren sich 160 Dirigenten gegen die geplante Fusion des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart. Der Protest ist berechtigt, sagt Christian Höppner, der Generalsekretär des Deutschen Musikrats.

Christian Höppner im Gespräch mit Christoph Schmitz | 13.11.2013
    Christoph Schmitz: Der Deutsche Musikrat, Dachverband der Branche, hatte die SWR-Pläne von Anfang an kritisiert. Was halten Sie von dem jetzt veröffentlichten Offenen Brief, habe ich den Generalsekretär gefragt, Christian Höppner, unterwegs auf der Autobahn?

    Christian Höppner: Dieser Offene Brief ist ein beispielloses Dokument der Solidarität und belegt einmal mehr die Kulturbarbarei, die durch die Entscheidung des SWR zur Fusion der Klangkörper in Aussicht steht.

    Schmitz: Sie hatten dem SWR-Intendanten für seinen Abwicklungsbeschluss kürzlich einen Anti-Preis verliehen: den Musik-Gordi. Was wollten Sie ihm damit sagen?

    Höppner: Wir haben den Preis nicht an den Intendanten verliehen, sondern an den Rundfunkrat, an den Vorsitzenden des Rundfunkrates, weil das ja die Dimension noch mal verschlimmert. Das ist ja nicht nur eine Entscheidung des Intendanten, sondern das ist durch die gesellschaftlichen Gruppen, die im Rundfunkrat repräsentiert sind, ja auch dann so beschlossen worden, und damit sind leider aus meiner Sicht auch schon die Messen im Grunde genommen gesungen. Das Einzige, was ich an diesem Brief bedauere, dass er erst jetzt kommt. Wir hätten ihn früher gebrauchen können.

    Schmitz: Nun tagt morgen der Kulturausschuss des baden-württembergischen Parlaments und berät auch über die SWR-Orchester. Raten Sie der Politik, sich etwa an einer Stiftung zu beteiligen, um das SWR-Sinfonie-Orchester Baden-Baden/Freiburg zu retten?

    Höppner: Jedes Mosaiksteinchen, was helfen kann, die Vielfalt der unterschiedlichen Klangprofile zu erhalten, ist recht. Insofern auch dieser Strohhalm wäre unter Umständen eine Möglichkeit. Aber noch einmal: Ich glaube, wir brauchen eine breite gesellschaftliche Diskussion - und da könnte dieser Brief auch noch mal ein Ausschlag sein – über die Aufgabe und Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Kulturbereich, die er in Teilen auch hervorragend wahrnimmt, aber hier beim SWR haben wir nun leider genau das Negativbeispiel.

    Schmitz: Soweit der Generalsekretär des Deutschen Musikrats zum Aufstand der Dirigenten und Komponisten, Christian Höppner.


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