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Musikvideos
Immer noch Empörungspotenzial

Auch lange nach der großen Zeit von MTV sind Musikvideos ein boomendes Medium, schließlich konsumieren viele Hörer ihre Songs über YouTube. Auch wenn nicht alle Bands die Bildsprache ernst nehmen, wie Filmkuratorin Natalie Gravenor im Deutschlandfunk erklärte: "Hauptsache, man ist da drauf."

Natalie Gravenor im Corsogespräch mit Bernd Lechler |
Die Sängerin von IC3PEAK auf der Bühne vor dem Schriftzug der Musikgruppe
Bei Putin unbeliebt: Sängerin Nastya vom russischen Hiphop-Duo IC3PEAK (imago stock&people)
Auf dem Kongress "Soundtrack Cologne" in Köln spricht Natalie Gravenor über Geschichte und aktuelle Bedeutung von Musikvideos - unter anderem beschäftigt sie sich hier mit der Entwicklung in den osteuropäischen Ländern. Auch dort seien mit dem Aufkommen des Fernsehens musikbasierte Kurzfilme entstanden, nicht zuletzt in weniger stark zentralisierten Ländern wie Jugoslawien und der Tschechoslowakei, wo erfolgreiche Musiker nicht zu allen Sendern reisen konnten. "Da wurde eben ein Filmchen gedreht, und das wurde dann gesendet."
Berufsverbot für russlandkritisches Video
Die Freiheiten seien allerdings begrenzt gewesen: Ende der Sechziger etwa sang Marta Kubišová im tschechoslowakischen Fernsehen ein Lied, das zwischen den Zeilen die russische Okkupation beklagte. Die Sängerin bekam Berufsverbot bis 1989, "obwohl sie kurz davor war, sogar eine Westkarriere zu starten". Auch heute noch hätten etwa kritische russische Rapper wie IC3PEAK oder Husky damit zu rechnen, dass wegen eines vorlauten Videos Konzerte kurzfristig abgesagt würden.
Rammstein beschäftigen das Feuilleton
Wobei die plakativen Kurzfilme auch im Westen nach wie vor "Empörungspotenzial" haben, sagt Gravenor und verweist auf den Song "Deutschland" von Rammstein, dessen Video das Feuilleton "wochenlang beschäftigt" und der Band sehr genutzt habe. Schließlich hatten Rammstein davor lange nichts veröffentlicht. "Dann das Video, die Kontroverse darum - und der Tonträger verkauft sich bombig."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.