Donnerstag, 25. April 2024

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Mutmaßliche Islamistenzelle
Polizei prüft Verbindungen zu Anschlägen in Paris

Er hält eine Pistole in der Hand und sitzt - offenbar im syrischen Kampfgebiet - zwischen Waffen und Munition: Die Berliner Polizei hat das Foto eines Hauptverdächtigen der gestrigen Terror-Razzia veröffentlicht. Die Ermittler prüfen inzwischen eine mögliche Verbindung der mutmaßlichen algerischen Islamistenzelle zu den Anschlägen von Paris im November.

05.02.2016
    Auf dem Handout lässt sich ein 34-jähriger Algerier neben Waffen und Munition fotografieren. Der in einer Flüchtlingsunterkunft in Attendorn festgenommene Algerier sei gemeinsam mit seiner Familie Ende des vergangenen Jahres nach Deutschland eingereist.
    Auf dem Handout lässt sich ein 34-jähriger Algerier neben Waffen und Munition fotografieren. Der in einer Flüchtlingsunterkunft in Attendorn festgenommene Algerier sei gemeinsam mit seiner Familie Ende des vergangenen Jahres nach Deutschland eingereist. (Polizei/dpa)
    "Wir ermitteln, ob es Verbindungen in Richtung der Anschläge von Paris gibt", sagte Polizeisprecher Stefan Redlich in Berlin. Im November hatten Islamisten 130 Menschen in der französischen Hauptstadt getötet. Nach derzeitigem Ermittlungsstand wurden die Attentate in Belgien geplant.
    Über das Thema berichten wir auch in den "Informationen am Abend" ab 18:10 Uhr im Deutschlandfunk.
    Die Berliner Polizei veröffentlichte zudem ein Foto, dass den 34 Jahre alten Hauptverdächtigen zwischen Handgranaten, Munition und Kalaschnikows zeigen. Das Gesicht des Mannes ist unkenntlich gemacht. Bisherigen Ermittlungen zufolge hat er sich im Kampfgebiet in Syrien aufgehalten, teilte die Polizei mit. Es gebe weitere Bilder, die dies belegten.
    Polizisten führen bei einer Razzia gegen Islamisten am 04.02.2016 in Berlin einen mit einem Tuch verdeckten Verdächtigen ab. Bei Razzien in mehreren Bundesländern hat die Polizei mehrere Islamisten festgenommen, die ein Attentat in Deutschland oder im europäischen Ausland geplant haben sollen
    Polizisten führen bei einer Razzia gegen Islamisten einen Verdächtigen ab. (dpa/picture-alliance/Paul Zinken)
    "Diese Bilder haben uns gezeigt, dass wir diesen Hinweis in besonderem Maße ernst nehmen müssen", sagte Redlich. Nach Informationen des Magazins "Der Spiegel" ist der Terrorverdächtige auf einem dieser Fotos neben Leichen zu sehen. Ein anderes zeige ihn mit einer Person aus dem Umfeld der Attentäter von Paris. Die Polizei machte hierzu keine konkreten Angaben.
    Drei Festnahmen
    Bei der gestrigen Razzia in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurde die mutmaßliche Terrorzelle zerschlagen. Es gab drei Festnahmen, eine davon in Berlin. Insgesamt wird gegen vier Algerier zwischen 25 und 49 Jahren wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt.
    Den Hinweis, der zu den Durchsuchungen führte, gab das Bundesamt für Verfassungsschutz nach Behördenangaben bereits Anfang Januar. Nach Auskunft des Verfassungsschutzes liegen aber keine Hinweise auf einen kurzfristig geplanten Anschlag vor.
    Auch Frau eines Verdächtigen festgenommen
    Zu den Festgenommenen zählt auch die Frau des 34-jährigen Algeriers. Auch sie wurde per internationalem Haftbefehl gesucht. Das Paar, das in einer Flüchtlingsunterkunft im Sauerland lebte, nutzte mehrere Alias-Identitäten. Beide blieben vorerst in Haft. Am Freitag erließ das Amtsgericht in Dortmund eine "Festhalteanordnung". Hintergrund ist die Interpol-Fahndung der algerischen Behörden wegen der mutmaßlichen IS-Mitgliedschaft des Paares.
    Daneben wurde ein 49 Jahre alter Verdächtiger in Berlin festgenommen. Gegen ihn lag ein Haftbefehl wegen Urkundenfälschung vor. Er hatte Deutschland nach Angaben der Polizei 2013 verlassen und kehrte ein Jahr später mit falschen französischen Personalien zurück. Danach trat auch er mehrfach unter unterschiedlichen Identitäten auf. Dem in einer Flüchtlingsunterkunft in Niedersachsen überprüften 25-Jährigen konnten Kontakte nach Belgien nachgewiesen werden. Er wurde aber ebenso wie ein 30 Jahre alter Verdächtiger aus Berlin nicht festgenommen.
    (hba/fwa)