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Myanmar und die Rohingya
Vertreibung, Flucht und Propaganda

Mehr als 500.000 Mitglieder der muslimischen Minderheit der Rohingya sind aus Myanmar Richtung Bangladesch geflohen. Viele bleiben noch vor der Grenze im Niemandsland hängen. Und die, die es bis nach Bangladesch schaffen, merken schnell, dass das Land überfordert ist: Die Lager sind voll und die medizinische Versorgung schlecht.

Von Silke Diettrich und Margarete Blümel | 04.10.2017
    Die Rohingyas flüchten weiterhin aus Myanmar - die meisten ins benachbarte Bangladesch
    Die Rohingyas flüchten weiterhin aus Myanmar - die meisten ins benachbarte Bangladesch (AFP / Fred Dufour)
    Sie sind gerade einmal vier Tage auf der Welt, geboren im Matsch: "Ich habe Zwillinge bekommen", sagt Rokeya Begum. Sie hockt unter einer Plastikplane und wiegt sanft einen nackten Zwilling, der in ihren Händen zu versinken scheint. Der andere liegt in zerlumpten Decken neben ihr. Nur ihre Schwiegermutter habe ihr bei der Geburt geholfen, sagt sie. Dabei war die junge Mutter schon zuvor völlig erschöpft, weil sie tagelang hochschwanger durch Wälder gelaufen sei, erzählt Rokeya, aus Angst vor den Soldaten in Myanmar:
    "Meinen Vater haben sie umgebracht, die Frauen haben sie belästigt und dann war überall Feuer."
    Ihr Blick geht stoisch geradeaus. Zehntausende Babys seien in Bangladesch in den letzten drei Wochen gestrandet, sagt das UN-Kinderhilfswerk UNICEF. Einige ihrer Väter und Mütter sind geflohen, bevor Soldaten in die Dörfer kamen. Aber viele andere erzählen von Grausamkeiten, die sie vor ihrer Flucht erlebt haben, wie die 35-jährige Hasina:
    "Von meinem Versteck aus habe ich gesehen, wie mein Sohn versucht hat, zu fliehen, aber es waren so viele Soldaten, sie haben ihn niedergestoßen und dann ins Feuer geworfen."
    Vier Kinder habe sie, erzählt Hasina. Einer ihrer Söhne ist nun tot, mit einem anderen konnte sie nach Bangladesch fliehen. Wo ihre zwei anderen Kinder sind und auch ihr Ehemann, weiß sie nicht. Bislang blieb keine Zeit zum Trauern, die Flüchtlinge in Bangladesch organisieren rund um die Uhr ihr Überleben.
    Zu wenige Toiletten, nicht genug sauberes Wasser
    Hilfsorganisationen, Parteien, Firmen, sie alle haben Spenden gesammelt. LKW und Kleinbusse kommen kaum durch die verstopfte Straße; die Flüchtlinge versuchen, auf die Fahrzeuge zu springen, um irgendetwas zu ergattern: Kleidung, Essen, sauberes Wasser. Mosadekka ist zehn Jahre alt und trägt einen schweren Sack Reis in ihren Händen, sie traut sich kaum, ihn abzusetzen, während sie erzählt. Zu Hause, in Myanmar, hätten sie ein Haus gehabt, sie und ihre sechs Geschwister, sieben Kühe, vier Ziegen und Hühner. Bis die Soldaten kamen, sie hätten eine ihrer Schwestern erschossen, sagt Mosadekka:
    "Ich hatte große Angst, sie haben Menschen zerschnitten, ich bin mit meinen Vater weggerannt."
    Mit ihr haben es mehr als 500.000 Rohingya geschafft, nach Bangladesch zu kommen. Nun fürchten viele, dass sie auch hier nicht sicher sein könnten. Nicht, weil sie hier auch verfolgt würden, sondern weil so viele in kurzer Zeit auf einmal angekommen sind. Es gibt viel zu wenige Toiletten, nicht genug sauberes Wasser. Hilfsorganisationen warnen davor, dass die Menschen krank werden, weil sie ohnehin schon so geschwächt sind.
    "Wir sind unerwünscht! Und das nicht nur in unserem eigenen Land, in Myanmar, sondern auch in den Nachbarstaaten, besonders in Bangladesch. Unsere Regierung und rassistische Landsleute behaupten, dass wir Bengali seien, aber wir sind Rohingya", sagt Maung Kyaw Nu, Leiter der Rohingya-Hilfsorganisation "Burmese Rohingya Association Thailand".
    "Völlig unvermittelt wurden vor kurzem in Rakhine mehrere Polizeiposten von Rohingya angegriffen. Uns war das Ganze unbegreiflich. Einige Leute ziehen es aber vor, das, was da geschehen ist, zu ignorieren. Und ich verstehe nicht, warum", so die Vorsitzende der Regierungspartei, Aung San Suu Kyi.
    Rohingya gehören nicht zur anerkannten Minderheit
    Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit im südostasiatischen Birma, das seit der Umbenennung der Militärjunta auch als Myanmar bezeichnet wird. Fast alle der über eine Million Rohingya sind im Westen des Landes beheimatet – im Bundesstaat Rahkine an der Grenze zu Bangladesch. Die Rohingya leben seit Generationen in dieser Region und betrachten sich als Staatsangehörige Birmas.
    Nach Lesart der Regierung jedoch gehören die Rohingya nicht zu den anerkannten Minderheiten Myanmars. Sie gelten als staatenlos, als illegale Einwanderer aus Bangladesch. Der Südostasien-Wissenschaftler Hans-Bernd Zöllner:
    "Die Muslime indischer, bengalischer Herkunft werden nicht zu den Völkern gerechnet, zu den Ethnien, die als Bürger erster Klasse anerkannt worden sind schon zu Zeiten der Unabhängigkeit. Und es ist ein Grundsatzstreit zwischen den Vertretern der Rohingyas und den Vertretern der Regierung, ob sie dieses Grundrecht haben."
    "Dadurch ist ihr Leben sehr eingeschränkt. Ohne Erlaubnis dürfen sie ihr Dorf nicht verlassen. Rohingya haben nur begrenzten Zugang zu Bildung, medizinischer Versorgung und zum Arbeitsmarkt. All das macht ihnen das Leben in Myanmar sehr schwer", ergänzt Vivian Tan vom UN-Flüchtlingshilfswerk Thailand. 1948 erlangte Birma die Unabhängigkeit von der britischen Kolonialmacht. Seitdem kommt es immer wieder zu Konflikten mit ethnischen Minderheiten. Im Bundesstaat Rakhine sind dies vor allem unerbittliche Auseinandersetzungen zwischen Rohingya-Rebellen und dem Militär.

    Angehörige der Rohingya schützen sich in einem Flüchtlingslager in Bangladesch vor Monsun-Regen
    Angehörige der Rohingya schützen sich in einem Flüchtlingslager in Bangladesch vor Monsun-Regen (AFP / DOMINIQUE FAGET)
    "Wenn man in diesem Konflikt einen Schuldigen suchen will, dann kann man sagen: Es sind die Kolonialherren, die Briten, die dort hineingekommen sind, erst das muslimische Bengalen erobert haben und dann, Anfang des 19. Jahrhunderts, auch die heutige Provinz Rakhine, diesen kleinen Teil des heutigen Birmas, in dem überwiegend Buddhisten lebten; und sie damit eine Migration von West nach Ost mit ausgelöst haben, die dann zu diesen Verwerfungen im heutigen Myanmar geführt haben."
    Einige Mönche wiegeln gegen Muslime auf
    Seit der Unabhängigkeit Birmas ist der Anteil der Rohingya an der Gesamtbevölkerung Rakhines stetig gewachsen.
    "Die ersten antimuslimischen Pogrome im damaligen Birma fanden nicht in Rakhine statt, sondern in Rangun, Yangon, der damaligen Hauptstadt. Und sie gingen darauf zurück, dass befürchtet wird, dass die Muslime die Buddhisten aus ihrem Land verdrängen wollen. Und das ist in diesem kleineren westlichen Staat Rakhine auch heute noch der Fall. Vor 50/60 Jahren war die Ratio, das Verhältnis zwischen Buddhisten und Muslimen vier zu eins, heute ist es zwei zu eins."
    Bewegungen, die vor einer Islamisierung Myanmars warnen, haben in Birma großen Zulauf. Einige dieser Gruppierungen werden von prominenten Mönchen geleitet. Ihrer spirituellen Lebensführung wegen genießen Mönche in Myanmar hohes Ansehen. Hinzu kommt, dass sie in die Bresche springen, wenn der Staat wegschaut. Die buddhistischen Würdenträger leiten Hilfsprojekte für besonders arme Menschen, sie betreiben Schulen, kümmern sich um Alte und Kranke und sie sind zur Stelle, wenn ein Zyklon über das Land fegt oder Monsunregen Birma überfluten.
    Aggressive Seite des Buddhismus im Westen kaum bekannt
    Doch einige dieser sanften, hilfreichen Mönche haben auch eine andere Seite: Sie wiegeln die Gläubigen gegen die Muslime im Land auf. Weil sie aus Rakhine einen eigenen, einen Rohingya-Staat machen wollten, verbreiteten die Muslime Fake-Bilder, die ihre angebliche Not bezeugen sollen, behaupten einige der Hassprediger. Die Rohingya suchten internationale Unterstützung und machten nicht einmal davor Halt, dafür ihre eigenen Dörfer anzuzünden.
    Maung Kyaw Nu: "Nehmen Sie die Ma Ba Tha, eine Organisation nationalistischer Mönche. Mehr als die Hälfte aller Buddhisten in Myanmar sympathisiert mit dieser Gruppe. Die Ma Ba Tha hetzt übrigens nicht nur gegen Rohingya, auch die anderen Muslime des Landes sind ihren Mitgliedern ein Dorn im Auge."
    Ashin Wirathu, einer der führenden Mönche der Ma Ba Tha-Bewegung: "Wir müssen uns um unsere Religion und unsere Rasse kümmern. Das ist wichtiger als Demokratie. Wenn wir schwach sind, wird unser Land muslimisch werden."
    Die kämpferische, sehr aggressive Seite des Buddhismus, die hier ihr hässliches Haupt erhebt, ist im Westen weniger bekannt. Im vom Theravada-Buddhismus dominierten Südostasien aber spiele Gewalt durchaus eine Rolle, sagt der australische Religionswissenschaftler und Tibetologe Prof. John Powers.
    "Es gibt durchaus Buddhisten, die Gewalt nicht ablehnen – zur Selbstverteidigung etwa oder wenn es darum geht, den Buddhismus vorm Zugriff Anderer zu schützen. Es soll einen großen König gegeben haben, der es als religiöse Pflicht angesehen hat, Feinde des Buddhismus zu töten. Oder auch einen sehr bekannten Mönch aus Sri Lanka, der die jungen Mönche während des Bürgerkriegs dazu aufgefordert hat, ihr Gelöbnis zu widerrufen und der Armee beizutreten. Buddhisten, die Gewalt legitimieren, sind nicht gerade in der Mehrzahl - aber es gibt sie."
    Unterstützung aus Saudi-Arabien?
    Seit dem 25. August sind Hunderttausende Rohingya aus Myanmar nach Bangladesch geflohen. Nachdem Angehörige der "Arakan Rohingya Salvation Army" zwölf Polizisten getötet hatten, ging das Militär massiv gegen Muslime im Bundesstaat Rakhine vor. Die Armee und radikale Buddhisten zündeten danach ganze Dörfer der Muslime an, viele Rohingya starben.
    Schon im vergangenen Jahr hatten Mitglieder der "Arakan Rohingya Salvation Army", kurz ARSA genannt, in Rakhine Grenzposten überfallen. Einige der Sicherheitskräfte kamen dabei ums Leben. Der Anführer der militanten Rebellengruppe ist der Rohingya Ata Ullah, der in Saudi-Arabien aufgewachsen ist. Man nimmt an, dass die ARSA von Privatpersonen in Saudi-Arabien unterstützt wird.
    "Der jetzige Auslöser dieser Massenflucht, das sind die Angriffe dieser muslimischen Rebellen. Die haben 30 Polizeistationen angegriffen, das ist ziemlich unstrittig. Und daraufhin hat das birmanische Militär, die Sicherheitskräfte, versucht, die Leute dingfest zu machen. Das war der Auslöser für diese Massenflucht."
    Myanmars De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi spricht am 19. September 2017 in Myanmars Hauptstadt Naypyitaw über die Lage der Rohingya-Minderheit.
    Myanmars De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi: Welche Rolle spielt sie? (picture alliance / Aung Shine Oo)
    Weltweit versuchen einige muslimische Regierungsvertreter, mithilfe der Flüchtlingskrise ihr Ansehen aufzuwerten. So reiste etwa die Frau des türkischen Präsidenten Erdogan nach Bangladesch, um dort in einem Flüchtlingslager Lebensmittel an die Rohingya zu verteilen. Während Irans Staatsoberhaupt Ayattolah Khameni Menschenrechtler angriff - die zwar Hinrichtungen in seinem Land verurteilten, aber nichts gegen die Massaker an den Rohingya unternähmen.
    Stellungnahmen aus der Türkei und dem Iran
    Welche Interessen dagegen Aung San Suu Kyi verfolgt, bleibt unklar. Obwohl Suu Kyi immer als "De-Facto-Regierungschefin von Myanmar" bezeichnet wird, ist ihre Macht sehr begrenzt. So hat die Führung der Armee das Recht, die Regierung abzusetzen, wenn die Sicherheitslage bedroht ist. Und: Sowohl das Innen- als auch das Verteidigungsministerium unterstehen dem Militär.
    Dass Aung San Suu Kyi sich in der Rohingya-Krise nicht eindeutig positioniert, nährt bei einigen Beobachtern die Annahme, dass die Politikerin nicht nur Angst um Ihren Posten, sondern auch um ihr Leben haben könnte.
    "'Fürchten Sie nicht, dass ein Attentat auf Sie verübt werden könnte?'. Das hat man mich schon oft gefragt. Über solche Dinge denkt man nicht dauernd nach. Es gehört ganz einfach zu diesem Job."
    International wird Aung San Suu Kyi seit langem dafür kritisiert, dass sie nichts unternimmt, um die Situation der Rohingya zu verbessern. Was die jüngste Militäroperation gegen die Muslime angeht, verurteilte die Staatsrätin Myanmars in ihrer Rede vom 19. September zwar Menschenrechtsverletzungen und ungesetzliche Gewalt, aber sie benannte keinen Schuldigen.
    Sorge vor Rückkehr nach Myanmar
    Aung San Suu Kyi, das Militär, die buddhistische Bevölkerung des Landes – viele Menschen in Myanmar haben aus ihren ureigenen Gründen wenig oder gar kein Interesse daran, die Rohingya in ihren Reihen zu wissen: Aus Furcht zum Beispiel, um des Machterhalts willen, aus Desinteresse oder aus schierem Hass.
    Viele Rohingya-Flüchtlinge haben im Moment mehr Angst denn je, nach Myanmar zurückzukehren. Vielleicht, sagt Vivian Tan vom UN-Flüchtlingshilfswerk Thailand, kämen in Zukunft einige der Betroffenen auf die Idee, in Thailand oder Malaysia Schutz zu suchen.
    "Wir haben in Malaysia mehr als 50.000 Rohingya als Flüchtlinge registriert. Durch Jobs auf Plantagen oder im Baugewerbe finden sie dort ihr Auskommen. Mit Thailand wiederum haben wir letztes Jahr eine Übereinkunft treffen können: Alle Flüchtlinge, die auf Schlepper hereingefallen sind, können demnächst eine Arbeitserlaubnis beantragen. Sobald das Ganze abgesegnet ist, werden diese Rohingya auch in Thailand eine Arbeit aufnehmen können."
    Der Rohingya Yusuf Nobi kann nichts mehr sehen, seine Füße wurden bei der Explosion zerfetzt. Er sagt, er sei an der Grenze von Myanmar zu Bangladesch auf eine Mine getreten. Oktober 2017
    Der Rohingya Yusuf Nobi ist aus Myanmar nach Bangladesch geflohen (ARD / Silke Diettrich / Margarete Blümel)
    Während für die Rohingya in Myanmar zunächst wohl keine Änderung in Sicht ist. Sie sind enttäuscht von ihrer vermeintlichen Verbündeten Aung San Suu Kyi, die, meint Maung Kyaw Nu, die Auseinandersetzungen in Rakhine absichtlich bagatellisiert.
    "Als sie 2012 frei gekommen ist, unterstützten wir sie. Wir Rohingya waren uns sicher, dass sie sich für uns einsetzen würde. Aber nun geht es uns noch schlechter als unter der früheren Regierung."
    Großes Chaos in den Camps
    Aung San Suu Kyi: "Ich halte es für übertrieben, das,was im Moment geschieht, als 'ethnische Säuberung' zu bezeichnen. Wenn die Rohingya hierher zurückkehren wollen, sind sie in Sicherheit. Aber sie müssen das für sich entscheiden."
    In den Camps im Süden von Bangladesch herrscht immer noch großes Chaos. Die Regierung setzt verstärkt Polizisten ein, um die Hilfe zu organisieren. Sein Land sei mit der großen Anzahl der Flüchtlinge überfordert, sagt der Parlamentsabgeordnete Mayeen Badal, der mit Parteikollegen Essen und Kleidung in den neuen Camps verteilt: "Wie lange kann sich Bangladesch noch so menschlich zeigen? Wir können das nicht mehr leisten. Wir brauchen Sicherheitszonen in Myanmar, die Vereinten Nationen sollen sie dort errichten, sonst sind diese Menschen nicht mehr zu retten."
    Das fordert nun auch die bangladeschische Premierministerin Sheikha Hasina. Ihr Land ist nur halb so groß wie Deutschland, hat aber doppelt so viele Einwohner. Es ist das am dichtesten besiedelte Land der Welt.
    Schwerverletzte liegen auf Matten im Flur
    Auch die Krankenhäuser im Süden von Bangladesch sind hoffnungslos überfüllt. Mehr als 2000 Patienten liegen im Medical College Hospital in Chittagong, obwohl es nur für rund 1000 Menschen Betten gibt. Darunter mehrere schwerverletzte Rohingya, wie Yusuf Nobi:
    "Ich kann nichts sehen, ich habe meine Augen verloren".
    Der junge Landwirt liegt auf einer Matte im Flur. Er hört die vielen anderen Patienten, die um ihn herum auf Matten und Strohdecken liegen. Dicht an dicht.
    Yusuf Nobi hat große Schmerzen. Seine Beine sind mit Verbänden umwickelt. Sie enden an der Wade. Der junge Landwirt hat beide Füße verloren:
    "Es war eine Mine. Nach der Explosion unter mir, hingen die Muskeln aus meinen Beinen raus."
    Nur in Bangladesch eine Zukunft
    Er habe Bangladesch schon sehen können: Nicht nur Opfer erzählen von Minen, auch die Regierung von Bangladesch hat gegen die Landminen so nah der Grenze Protest eingelegt. Dafür gebe es Beweisfotos. In Myanmar hieß es in Militärkreisen, Landminen seien in den 90er Jahren verlegt worden. Seitdem versuche das Militär allerdings, die Minen wieder zu entfernen und habe keine neuen platziert.
    Noch kann sich keiner der Flüchtlinge vorstellen, wieder nach Myanmar zu gehen. Zu groß ist die Angst vor den Soldaten dort. Die Zwillingsmutter Rokeya sieht im Moment nur in Bangladesch eine Zukunft für ihre beiden Neugeborenen, auch wenn sie noch im Matsch leben. Hasina, deren Sohn die Soldaten in Myanmar verbrannt haben sollen, sieht auch keine andere Möglichkeit, als in Bangladesch zu bleiben, obwohl sie gerade gar nicht weiß, wie es für sie weiter gehen soll:
    "Wir haben hier nichts, sagt sie, wir haben nicht einmal mehr Tränen, die fließen könnten."