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Mythos Fremdenlegion
Sterben für ein fremdes Vaterland

Wer fünf Klimmzüge schafft, kommt zumindest an der Wache vorbei in die Kaserne. Dann muss er weitere Prüfungen bestehen: Männer aus fast 150 Ländern haben sich bei der Fremdenlegion verpflichtet. Viele versuchen mit ihrer Vergangenheit abzuschließen und neu anzufangen - doch das gelingt nicht immer.

Von Gerwald Herter | 20.07.2019
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    Das Interesse an der Fremdenlegion scheint unter jungen Männern unerschöpflich. (picture alliance / dpa / Horacio Villalobos)
    Doch ein großer Teil der Bewerber scheitert schon an diesem ersten Test. In Aubagne, nahe Marseille befindet sich das Hauptquartier der Fremdenlegion. Derzeit melden sich hier und in anderen Rekrutierungszentren besonders viele Nepalesen und Südamerikaner. Osteuropäer sind nach wie vor stark vertreten. Männer aus fast 150 Staaten haben den Weg in die Fremdenlegion gefunden. Unter den knapp 9.000 Legionären ist etwa jeder Zehnte gebürtiger Franzose.
    Dutzende Spielfilme und Erlebnisberichte
    Nüchtern betrachtet handelt es sich um einen militärischen Großverband, der Teil des französischen Heeres ist. Mit keiner anderen Truppe sind wohl derart viele Mythen verbunden. Dutzende Spielfilme und unzählige Erlebnisberichte von früheren Fremdenlegionären haben dazu beigetragen.
    "La Patria Nostra"
    "Legio Patria Nostra / Die Legion ist unser Vaterland" - dieser Leitspruch steht für das Angebot, mit der Vergangenheit abzuschließen und als französische Staatsbürger eine neue Chance zu bekommen. Doch es gibt viele Gründe, warum das nicht immer gelingt.
    Gerwald Herter war in Aubagne und in Deutschland unterwegs. Er hat mit deutschen Veteranen und aktiven Legionären über ihre Erlebnisse gesprochen. Er konnte Legionäre im Einsatz begleiten und ihren Alltag beobachten.
    Letzter Kampf der deutschen Veteranen
    In Indochina oder Afrika haben sie für Frankreich gekämpft, später sind sie nach Deutschland zurückgekehrt. Hier treffen sich viele ehemalige Legionäre in Vereinen. Sie wollen, dass sich das Bild der Fremdenlegion in Deutschland ändert, auch wenn ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt.
     Legionäre üben im Hauptquartier der Fremdenlegion in Aubagne
    Offen für viele, aber nicht für alle
    Von ihren Rekruten verlangt die Fremdenlegion keinen Schulabschluss und keine Ausbildung. Vorstrafen sind nicht unbedingt ein Hindernis, Mörder oder Drogenhändler aber sind unerwünscht. Viele Bewerber scheitern jedoch aus viel einfacheren Gründen.
    Zwischen Tradition und Geschichte
    "Die Legion ist unser Vaterland" lautet der Leitspruch der Fremdenlegion. Die Pflege der militärischen Tradition soll dafür sorgen, dass Legionäre eine neue Heimat bekommen. Bestimmte historische Fakten rücken dabei in den Hintergrund.
     Soldat der französischen Fremdenlegion in Afghanistan
    Einsätze in Kriegen und gegen den Terror
    Indochina, Algerien, Zentralafrika: Frankreich hat die Fremdenlegion lange in seinen früheren Kolonien eingesetzt. Inzwischen unterstützen Legionäre auch die Polizei in Frankreich im Kampf gegen den Terror - eine heikle Aufgabe.
     Legionäre der Fremdenlegion üben am Stützpunkt in Aubagne
    Tod und Verwundung
    Mehr als 40.000 Ausländer haben seit der Gründung der Fremdenlegion 1831 für Frankreich ihr Leben gelassen. Die Gefallenen zu ehren, die Verletzten nicht sich selbst zu überlassen, gehört zu den Versprechen der Legion. Sie musste allerdings auch hier dazu lernen.
    Interview mit dem Historiker Christian Koller in der Sendung Andruck:
    Historiker Christian Koller über Tabus und befeuerte Mythen
    Die Fremdenlegion galt lange als härteste Truppe der Welt, in der dubiose Gestalten dienen, um mit ihrer Vergangenheit abzuschließen. "Die Mythenbildung hat die Legion selbst betrieben", sagte der Schweizer Historiker Christian Koller im Dlf.
    Diese Reportagereihe wurde erstmals gesendet am 7. Juli 2018.