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Mythos Größte Konjunktion
Kein Weihnachtsstern

"Als Jesus geboren war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen." So heißt es im Kapitel zwei des Matthäus-Evangeliums.

Von Dirk Lorenzen |
Jupiter und Saturn sind sich im Jahr -6 im Sternbild Fische begegnet – der Stern von Bethlehem war das sicher nicht
Jupiter und Saturn sind sich im Jahr -6 im Sternbild Fische begegnet – der Stern von Bethlehem war das sicher nicht (Stellarium)
Allein auf diese Stelle geht die Mär vom Stern von Bethlehem zurück, der in kaum einer Weihnachtsdekoration fehlen darf. Lange Zeit rätselten nicht nur Astronomen, ob es zur Geburt Jesu tatsächlich ein besonderes Gestirn am Himmel gegeben hat.
Noch immer gilt vielen die dreifache Begegnung der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild Fische im Jahr -6 als perfekte Erklärung. Der Astronom Johannes Kepler hatte diese Konjunktion als himmlisches Zeichen vorgeschlagen. Andere halten das sehr enge Zusammentreffen von Jupiter und Venus im Jahr minus zwei oder einen Kometen oder eine Supernova-Explosion für den Stern von Bethlehem.

Überzeugend sind diese Theorien alle nicht: Denn in Jerusalem war man laut Weihnachtsgeschichte sehr überrascht, von dem Stern zu hören. Was von Babylon aus zu sehen ist, steht aber auch in Jerusalem am Himmel. Zudem galten Kometen und Supernovae stets als Unglücksboten.
Komet McNaught 2007
Kometen sehen am Himmel oft spektakulär aus (hier Komet McNaught), aber sie galten stets als Ungücksboten (ESO)
Kurz gesagt: Die Beschreibung im Matthäus-Evangelium ist rein symbolisch. Sie hat keinen astronomischen Hintergrund. Das betonen sogar die Forscher der Päpstlichen Sternwarte. Nicht das Symbol sei wichtig, sondern das, wofür es steht.
Es braucht also niemand seinen Kometen über der Weihnachtskrippe abzubauen. Aber am Himmel hat es einen Stern von Bethlehem nie gegeben.