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Nach Amoklauf in Florida
Das Gesicht des Protests gegen die Waffenlobby

Seit dem Amoklauf im Februar an einer Schule in Parkland in Florida demonstrieren Schüler in den ganzen USA für schärfere Waffengesetze. Sie organisierten auch den "Marsch für unsere Leben" in Washington. Die Protestwelle machte unter anderem eine Überlebende aus Parkland berühmt: Emma Gonzalez.

Von Martina Buttler | 24.03.2018
    February 18, 2018 - Parkland, FL, USA - Emma Gonzalez, a senior at Marjory Stoneman Douglas High School, gathers with people at North Community Park in Parkland, Fla. for a protest on Sunday, Feb. 18, 2018. Gonzalez is one of many survivors of a mass shooting that took place at the school on Feb. 14, that left 17 people dead. Parkland USA PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY - ZUMAm67_ 20180218_zaf_m67_030 Copyright: xJohnxMccallx
    Emma Gonzalez, Schülerin der Abschlussklasse an der Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida, und Gesicht der Demonstrationen für schärfere Waffengesetze in den USA (imago stock&people)
    Emma Gonzalez, 18 Jahre alt, Kubanerin, Schülerin im Abschlußjahrgang der Stoneman Douglas High School. Eine leidenschaftliche Rede hat sie zu DEM Gesicht des Protests gemacht:
    "Politiker, die in ihren vergoldeten Häusern und Stühlen sitzen, die von der Waffenlobby NRA bezahlt werden, sagen uns: Nichts hätte so etwas verhindern können… wir sagen: Bullshit."
    Immer wieder wischt sie sich entschlossen die Tränen aus den Augen. Das war drei Tage nach dem Amoklauf an ihrer Schule, bei dem 17 Menschen getötet wurden. Aus der Schülerin Emma Gonzalez wurde da mit einem Schlag die Aktivistin Emma Gonzalez. Malen, Zeichnen, Nähen – alle ihre Hobbies sind auf einmal unwichtig geworden. Denn die junge Frau mit den raspelkurzen Haaren hat nur noch ein Ziel: die Waffengesetze in ihrem Land zu ändern. Trumps Vorschlag, Lehrer zu bewaffnen, hält sie für völlig falsch:
    "Meine Schule hatte jedes Jahr zwei Wochen, wo sie kein Papier mehr hatten. Und jetzt soll es 400 Millionen US-Dollar geben, um Lehrer an der Waffe zu trainieren? Wirklich? Echt jetzt?"
    Mehr Follower als die Waffenlobby NRA
    Sie redet nicht lange drumherum. Sie kritisiert, klagt an, fordert. Auf Twitter hat sie inzwischen mehr Follower als die mächtige Waffenlobby NRA. Viele stellen sich hinter Emma. Andere greifen sie an. Als ein republikanischer Politiker, der eigentlich keinen Gegenkandidaten im Wahlkampf in Maine hatte, Emma als Skinhead-Lesbe beschimpft, entschließt sich eine 28-jährige gegen ihn zu kandidieren. Inzwischen hat der Mann aufgegeben.
    Und Emma? Macht einfach weiter. Ihre Mutter Beth schaut der rasanten Entwicklung staunend und ein wenig besorgt zu, erzählt sie auf CBS:
    "Ich habe Angst. Es ist als ob sie sich aus Holz und Klebeband Flügel gebaut hat und sich von einem Gebäude stürzt. Wir laufen unter ihr mit einem Rettungsnetz, das sie nicht will oder von dem sie meint, dass sie es nicht braucht."
    Aktivismus statt Lernen
    Emmas Form des Trauerns: protestieren, aufrütteln. Ihr Leben steht Kopf. Wäre das Massaker nicht passiert, würde sie jetzt einfach nur für ihren Schulabschluß lernen. Emma ist im Jahr des Amoklaufs an der Columbine High School in Colorado auf die Welt gekommen:
    "Ich keine keine Welt ohne Massenschießereien an Schulen."
    Aber Emma will mit ihren Mitschülern dafür sorgen, daß die Schüler, die nach ihr kommen, wieder ohne Angst in die Schule gehen können. Dafür lebt sie seit dem 14. Februar.