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Nach Anschlag auf Besiktas-Stadion
Fans demonstrieren gegen Terror

Am Wochenende hat ein Terroranschlag in Istanbul 44 Menschen in den Tod gerissen. Anschlagort war das Stadion des türkischen Fußballclubs Besiktas Istanbul - ein Ort, an dem es immer wieder auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fußballfans kommt. Doch nach dem Anschlag stehen die Fans zusammen.

Von Fatih Aktürk und Hüseyin Topel |
    Nach dem Terroranschlag vor dem Besiktas-Stadion in Istanbul zeigen Fans rivalisierender Fußballclubs Einheit gegen Terror.
    Nach dem Terroranschlag vor dem Besiktas-Stadion in Istanbul zeigen Fans rivalisierender Fußballclubs Einheit gegen Terror. (Imago)
    Kein gewöhnlicher Fußballabend in der Istanbuler Vodafone Arena. Ein Novum in der türkischen Fanszene bietet das türkische Pokalspiel zwischen Besiktas Istanbul und Kayserispor. Hier starten rivalisierende Fangruppen am 14.12.2016 eine für türkische Verhältnisse unvorstellbare Aktion. Schulter an Schulter stehen Fans von Besiktas, Galatasaray, Fenerbahce und Trabzonspor an jenem Ort, wo am 10.12.2016 zwei Bomben explodierten. So wollen die Fans Einheit gegen den Terror beweisen.
    "Rivalität hin oder her - heute stehen wir zusammen"
    In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Fangruppen gegeben, bei dem es sogar vereinzelt Tote gab. Nun soll das alles vergessen werden. Serdar Urhan aus Istabul ist selber Galatasaray-Fan. Der Anschlag hat ihn schockiert:
    "Es spielt gar keine Rolle, um welche Mannschaft es ging. Es hätte ja genauso gut bei uns passieren können. Das ist einfach nur grauenhaft. Rivalität hin oder her, heute stehen wir alle zusammen."
    Auch viele andere Fans schließen sich der Aktion an. So erlebt die Vodafone Arena am 14.12.2016 einen bunten Abend, den es sonst in dem Ausmaß nicht einmal bei Begegnungen der türkischen Nationalmannschaft gibt.
    Ob der Zusammenhalt zwischen den Fans von Dauer ist?
    In den sozialen Netzwerken senden Fans gegenseitige Friedensbotschaften. Ali Riza Seker, Mitglied der bekannten Besiktas Fan-Gruppe Carsi, glaubt aber nicht an die Beständigkeit dieser Freundschaft.
    "In der Türkei hat es auch schon vorher Anschläge gegeben. Für eine kurze Zeit hielt man zusammen und dann fingen die Streitigkeiten wieder an. Ich glaube leider nicht daran, dass der Hass unter den Fangruppen dadurch verschwindet."
    Mustafa Görkem ist Sportredakteur des Online-Nachrichtenportals Deutsch-Türkisches-Journal. Der Fußballkenner sieht zwar einen kleinen Hoffnungsschimmer in dem Zusammenschluss der Fans unterschiedlicher Fußballmannschaften. Ob es aber tatsächlich zu einem Ende der gewalttätigen Rivalitäten komme, sei trotzdem nicht sicher:
    "Es wäre schon hilfreich, wenn es dort eine neue Stimmung gibt. Es kann sein, dass dies nach diesen Anschlägen passiert. Aber da eine klare Prognose abzugeben ist schwierig."