Archiv

Russland
Nach Anschlag mit mehr als 60 Toten sind Täter noch flüchtig

Nach dem terroristischen Überfall auf eine Konzerthalle bei Moskau mit mehr als 60 Toten sind die Angreifer offenbar noch flüchtig. Russische Spezialkräfte stellten in dem Gebäude bislang lediglich Waffen und Munition sicher, wie in einem von den Behörden verbreiteten Video zu sehen war. Die IS-Terrormiliz reklamierte die Tat für sich.

    Es ist dunkel. Der Soldat mit Waffe, Tarnuniform und Sturmhaube steht im Bildvordergrund und schaut in die Kamera. Dahinter unscharf die brennende Halle und zahlreiche Fahrzeuge, einige mit Blaulicht.
    Soldat der russischen Nationalgarde vor der brennenden Halle. (Dmitry Serebryakov / AP / dpa)
    Mehrere bewaffnete Männer in Tarnuniformen waren in ein Veranstaltungszentrum in der Moskauer Vorstadt Krasnogorsk eingedrungen und hatten das Feuer auf die Besucher eines Rockkonzerts eröffnet. Es gab auch zwei Explosionen; anschließend geriet die Halle in Brand. Neben den mehr als 60 Toten gab es 145 Verletzte, viele davon sind nach Regierungsangaben in einem kritischen Zustand.

    Geheimdienste hatten gewarnt

    Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte den Anschlag für sich, wie das IS-Sprachrohr Amak über einen Videokanal unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen meldete. Experten gehen davon aus, dass dieses Bekennerschreiben echt ist. Die Geheimdienste der USA und anderer westlicher Länder hatten Anfang März vor einem drohenden Anschlag gewarnt. Putin tat dies nach seiner Wiederwahl am vergangenen Sonntag als westliche Provokation ab. 

    Ukraine dementiert jede Verwicklung

    Das ukrainische Außenministerium wies den Verdacht einer ukrainischen Verwicklung zurück. Die USA mahnten in einer ersten Reaktion ebenfalls an, keinen Zusammenhang mit der Ukraine herzustellen. "Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Kirby, in Washington. Man könne bisher nicht viel zu den Details mitteilen, rate aber zu diesem frühen Zeitpunkt eindringlich von der Annahme ab, dass es eine Verbindung zur Ukraine gebe.

    Putin lässt gute Besserung wünschen

    Präsident Putin ließ sich nach Kremlangaben "seit der ersten Minute" über die Geschehnisse informieren. Er erhalte über die entsprechenden Dienste ständig alle wichtigen Informationen über das Geschehen und die eingeleiteten Maßnahmen, sagte Kremlsprecher Peskow der Agentur Interfax zufolge. Später ließ Putin den Verletzten gute Besserung wünschen und dankte den Ärzten und Ärztinnen für ihren Einsatz.
    Moskaus Bürgermeister Sobjanin sprach von einer "schrecklichen Tragödie". Er sagte alle Großveranstaltungen am Wochenende ab. Der Nachrichtenagentur Tass zufolge werden die Sicherheitsvorkehrungen an den Flughäfen und Bahnhöfen der Hauptstadt verstärkt.

    Internationale Bestürzung

    Auch aus vielen anderen Ländern kamen bestürzte Reaktionen. UNO-Generalsekretär Guterres, der UNO-Sicherheitsrat und der EU-Außenbeauftragte Borrell verurteilten die Tat. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sprachen den Familien der Opfer ihr Beileid aus, so auch das Auswärtige Amt in Berlin. Es schrieb auf X von einem "furchtbaren Angriff auf unschuldige Menschen". Die Hintergründe müssten rasch aufgeklärt werden.

    Weiterführende Informationen

    Erste Einschätzungen von unserem Korrespondenten Florian Kellermann hören Sie hier.
    Diese Nachricht wurde am 23.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.