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Nach dem Londoner Terroranschlag
Erste Fahndungserfolge in Großbritannien

Nach dem Terroranschlag in London laufen die Untersuchungen auf Hochtouren. Hunderte Polizisten waren die ganze Nacht im Einsatz. In Birmingham wurde eine Wohnung sowie sechs weitere Örtlichkeiten durchsucht, sieben Personen wurden verhaftet. Auch zum Tatablauf liegen Scotland Yard neue Informationen vor.

Von Friedbert Meurer | 23.03.2017
    Die Mitglieder des britischen Parlaments stehen bei einer Schweigeminute am 23.03.2017 in London (Großbritannien) im Parlament.
    Das britische Parlament hat nach dem Anschlag von London eine Schweigeminute für die Opfer abgehalten. (PA Wire/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++)
    Ernste Mienen und gedrückte Stimmung heute Vormittag im britischen Unterhaus. Der Polizeibeamte Keith Palmer ist gestern in Ausübung seines Dienstes durch eine Messerattacke umgebracht worden, als er das Parlamentsgebäude und damit die Abgeordneten selbst vor dem Attentäter zu schützen versuchte. Die Sitzung begann mit einer Schweigeminute für alle Opfer.
    Zuvor konnte die britische Polizei einen ersten Fahndungserfolg vorweisen. Eine Spur führt nach Birmingham, die zweitgrößte Stadt Großbritanniens mit einer großen Gemeinde von indisch- und pakistanisch-stämmigen Einwanderern. In der Nacht wurde dort eine Wohnung durchsucht, die dem Vernehmen genau über der Mietwagenfirma liegt, bei der der Attentäter den PKW der Marke Hyundai ausgeliehen haben soll und mit dem er zahlreiche Menschen auf der Westminster Bridge überfuhr.
    Die Untersuchungen gehen weiter
    Augenzeugen wollen gesehen haben, wie drei Männer mit Handschellen abgeführt wurden. Aber Birmingham ist nicht der einzige Ort, an dem die Polizei zuschlug. Marc Rowley von Scotland Yard:
    "Hunderte Polizisten haben die ganze Nacht durchgearbeitet. Wir haben sechs Örtlichkeiten durchsucht und dabei sieben Personen verhaftet. Die Untersuchungen in London, Birmingham und andernorts gehen weiter."
    Der Polizei ist der Name des Attentäters bekannt. Sie geht von einem terroristischen Hintergrund der Tat aus und versucht jetzt, die Hintergründe auszuleuchten. Vor Ort war es nur ein Täter, aber hatte er Mitwisser? Wurde er unterstützt, handelte er im Auftrag oder wurde er angestachelt?
    Diskussionen über Schutzmaßnahmen
    Diskutiert wird in Großbritannien und speziell in London die Frage: Wie kann man sich gegen solche Angriffe schützen, die mit einem Auto und einem oder zwei Messer ausgeführt werden? In Westminster bleiben wichtige Bereiche gesperrt, die Behörden platzieren Betonelemente zur Gefahrenabwehr.
    "Wir haben eine Sondersitzung des Sicherheitsausschusses des Unterhauses angesetzt", berichtet der stellvertretende Speaker, also Vize-Parlamentspräsident, Lindsay Hoyle. "Wir überprüfen die Maßnahmen. Entschieden wir aber erst je nach Stand der Erkenntnis. Der Terrorismus wird jedenfalls nicht die Demokratie besiegen."
    Westminster soll ein offener Platz bleiben, mit Besuchergruppen, die auch heute wieder ins Parlament strömen. Unter den Toten auf der Brücke gestern ist eine Spanierin, eine Mutter von zwei Kindern. Eine andere Frau sprang über die Brüstung in die Themse und überlebte, vielleicht wurde sie auch durch die Luft geschleudert. Sieben Menschen schweben noch in Lebensgefahr.
    Verteidigungsminister Michael Fallon wurde die Frage gestellt, ob man gegen Terrorangriffe machtlos sei, die mit solch einfachen Mitteln durchgeführt werden.
    "Die Polizei und Geheimdienste haben alleine im letzten Jahr zwölf solcher Attacken verhindert. Solche Attacken, bei denen Gegenstände aus dem alltäglichen Leben als Waffe benutzt werden, sind natürlich schwerer zu verhindern. Das sind keine Terroristen, die Geiseln nehmen und Forderungen stellen. Sie wollen so viele Menschen wie möglich umbringen."