Ungarn
Nach Polizei-Verbot: Rekord bei Pride Parade in Budapest

In der ungarischen Hauptstadt Budapest hat eine Rekordzahl von Menschen an einer Pride-Parade teilgenommen. Die Polizei hatte die Veranstaltung ursprünglich verboten und dies mit dem "Schutz von Kindern" begründet. Daraufhin hatte der liberale Bürgermeister Karacsony die Parade zur offiziellen Feier der Stadt erklärt. Auch mehr als 70 Europaabgeordnete sowie eine EU-Kommissarin liefen mit.

    Blick auf eine große Brücke in Budapest, die mit Menschen überfüllt ist. Auch die Straße hinter der Brücke ist voller Menschen.
    So viele Menschen wie noch nie nahmen an der Pride-Parade in Budapest teil. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Rudolf Karancsi)
    Die Veranstalter gingen von 180.000 bis 200.000 Teilnehmern aus, wie die Nachrichtenagentur AFP meldete. Eine genaue Schätzung sei allerdings schwierig, weil noch nie so viele Menschen bei der Pride-Parade in Budapest gewesen seien, hieß es. Sicher sei aber, dass es die größte Pride-Veranstaltung in 30 Jahren des Bestehens war.

    Protest über LGBTQ-Gemeinschaft hinaus

    Die Menschen demonstrierten für LGBTQ-Rechte und setzten damit auch ein Zeichen gegen die Regierung von Ministerpräsident Orban. Sie schwenkten Regenbogen-Flaggen und Banner mit der Aufschrift "Freiheit und Liebe lassen sich nicht verbieten". Mehrere nationalistische Bewegungen versammelten sich zu Gegendemos. Sie protestierten mit Bibeln, Kreuzen und Heiligenbildern gegen den Pride-Umzug.
    Zur Pride-Parade angereist war auch die EU-Kommissarin für Gleichstellung Lahbib. Sie empfinde es als ihre "Pflicht", LGBTQ-Personen nach diesem Verbot zu unterstützen, sagte Lahbib bei einer Pressekonferenz mit den Organisatoren und Bürgermeister Karacsony.
    Auch rund 70 Mitglieder des EU-Parlamentshatten ihre Teilnahme angekündigt, darunter die Grünen-Politikerin Reintke. Sie forderte im Deutschlandfunk, die Polizei müsse für die Sicherheit der Teilnehmenden sorgen. Das offizielle Verbot sei ein klarer Bruch mit europäischen Grundwerten.

    "Tag des Budapester Stolzes"

    Das ungarische Parlament unter der Führung von Orbans nationalkonservativer Fidesz-Partei hatte im März ein Gesetz verabschiedet, das der Polizei die rechtliche Basis für das Verbot von LGBTQ-Märschen gibt. Mehr als 30 Staaten wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien sowie die EU-Kommission hatten Ungarn aufgefordert, die Parade zuzulassen. Die ungarische Regierung widersetzte sich jedoch allen Aufforderungen, das Verbot aufzuheben.
    Bürgermeister Karacsony, ein Politiker der Grünen Partei Ungarns, hatte sich entschlossen, die Parade als kommunale Feier der Freiheit dennoch durchzuführen. Der letzte Samstag im Juni sei der Tag, an dem die Sowjettruppen 1991 Ungarn endgültig verlassen hätten. Der Umzug heißt deshalb: "Tag des Budapester Stolzes" - übersetzt ins Englische: Budapest Pride. Karacsony argumentiert, für eine solche städtische Veranstaltung sei keine offizielle Genehmigung nötig.

    "Mit Angst kann man Orban nicht besiegen"

    Die Präsidentin der Parade, Radvanyi, betonte: "Die diesjährige Budapest Pride ist nicht nur ein Fest, sondern ein starkes internationales Zeichen." Sie befürchtet ansonsten einen Dominoeffekt in anderen Ländern der Region, in denen die Rechte der LGBTQ-Gemeinschaft ebenfalls angegriffen werden.
    Orban versicherte, die Polizei werde die Demonstration nicht auflösen. Ungarn sei ein zivilisiertes Land, betonte er - drohte Teilnehmenden und vor allem den Organisatoren aber mit Strafen im Nachgang: Für Letztere ist eine bis zu fünfjährige Haftstrafe möglich. Die Europaparlamentarierin Klára Dobrev aus Ungarn wollte sich davon nicht einschüchtern lassen. Dobrev sagte im Deutschlandfunk, es sei wichtig, Stärke zu zeigen. Mit Angst werde man Orban nie besiegen können, so die Sozialdemokratin.
    Diese Nachricht wurde am 29.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.