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Nach Steueraffäre
Sparkassenchef Fahrenschon tritt zurück

Die Entscheidung war seit Tagen erwartet worden: Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands Georg Fahrenschon ist zurückgetreten. Grund dafür sind zu spät eingereichte Steuererklärungen. Kommissarischer Nachfolger Fahrenschons wird Thomas Mang, der niedersächsische Sparkassenpräsident.

Von Theo Geers | 17.11.2017
    Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.
    Georg Fahrenschon, jetzt ehemaliger Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (Imago / Sepp Spiegl)
    Wenn es so war, wie Georg Fahrenschon es in seiner heutigen Erklärung beschreibt, dann hat der bisherige Sparkassenpräsident seinen Topjob in Berlin wegen seiner eigenen Nachlässigkeit verloren. Heute gab er sein Amt auf, nachdem Mitte vergangener Woche bekannt geworden war, dass Fahrenschon seine Steuererklärungen für die Jahre 2012 bis 2014 erst 2016 und damit verspätet eingereicht hatte. Diese verspätete Abgabe war falsch, räumte Fahrenschon heute ein, er betonte aber auch noch einmal, dass er an keiner Stelle, begleitet durch seinen Steuerberater, vorsätzlich rechtswidrig gehandelt habe.
    Tatsächlich reicht es aber für den Vorwurf der Steuerhinterziehung - und um den geht es - auch schon aus, wenn eine Steuererklärung wie von Fahrenschon verspätet eingereicht wird. So regelt es die Abgabenordnung. Denn während dieser Zeit hat der Steuerpflichtige den Liquiditätsvorteil über das Geld, dass sich eigentlich schon auf Staatskonten befinden müsste. Das Vergehen wird auch nicht aus der Welt geschafft, indem - wie es Fahrenschon gemacht hat - alle Steuern, Zinsen und Säumniszuschläge 2016 nachgezahlt wurden.
    Vertrauensverlust innerhalb der Sparkassen-Gruppe
    Bei Georg Fahrenschon kamen erschwerende Umstände hinzu. Am schwersten wog der Vertrauensverlust innerhalb der Sparkassen-Gruppe. Fahrenschon sollte eigentlich letzte Woche Mittwoch routinemäßig erneut für sechs Jahre zum Sparkassenpräsidenten gewählt werden, vor dieser Wahl hatte er niemanden über die gegen ihn laufende Steuerstrafsache informiert. Das wog deshalb schwer, weil der Vorwurf der Steuerhinterziehung überhaupt nicht zum Image der Sparkassen passt, die qua Satzung dem Gemeinwohl verpflichtet sind. Ferner konnte Fahrenschon auch deshalb kein Verständnis erwarten, weil er von 2008 bis 2011 bayerischer Finanzminister war. Dass ausgerechnet ein Ex-Finanzminister dann ab 2012, als er den hoch dotierten Sparkassenjob übernahm, das Abgeben von Steuererklärungen einfach einstellte, vergaß oder verbummelte, war weder außerhalb noch innerhalb der Sparkassengruppe zu vermitteln.
    Schon wenige Tage nach Bekanntwerden der Vorwürfe rückten deshalb die mächtigen Präsidenten der regionalen Sparkassenverbände von Fahrenschon ab und bedeuteten ihm Mitte dieser Woche, dass eine Wiederwahl nicht vorstellbar sei. Kommissarischer Nachfolger Fahrenschons wird nun erwartungsgemäß Thomas Mang, der niedersächsische Sparkassenpräsident.

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