Naturidylle, glückliche Kühe und zufriedene Landwirte: Diesem Ideal aus der Werbung wollen Forscher der TU München und des Thünen-Instituts mit einem langfristig angelegten Projekt näher kommen, gemeinsam mit mehr als 70 konventionellen und Bio-Landwirten aus ganz Deutschland. Schon seit zehn Jahren besuchen die Wissenschaftler diese Betriebe regelmäßig. Sie erfassen Betriebsdaten, nehmen Pflanzen- und Bodenproben und prüfen, wie gut es den Tieren geht, erläutert Projektleiter Kurt-Jürgen Hülsbergen von der TU München:
"Dann gehen diese Daten in einen Datenpool und wir rechnen dann weiter mit leistungsfähigen Tools. Wir rechnen dann Treibhausgasbilanzen und so weiter und haben die Ergebnisse. Jetzt kommt der alles entscheidende Schritt: Wir müssen mit diesen Ergebnissen, und das wollen wir auch, zurück in die Betriebe gehen, müssen Betriebsleiter mit diesen Ergebnissen konfrontieren, sie fragen, ob sie damit was anfangen können und ob sie darauf eine Managemententscheidung gründen können. Sagt ihnen das was, die Humusbilanzergebnisse oder die Treibhausgasbilanzergebnisse? Also wir wollen dann von Betriebsleitern auch eine Einschätzung haben, ob sie mit den Zahlen etwas anfangen können."
"Dann gehen diese Daten in einen Datenpool und wir rechnen dann weiter mit leistungsfähigen Tools. Wir rechnen dann Treibhausgasbilanzen und so weiter und haben die Ergebnisse. Jetzt kommt der alles entscheidende Schritt: Wir müssen mit diesen Ergebnissen, und das wollen wir auch, zurück in die Betriebe gehen, müssen Betriebsleiter mit diesen Ergebnissen konfrontieren, sie fragen, ob sie damit was anfangen können und ob sie darauf eine Managemententscheidung gründen können. Sagt ihnen das was, die Humusbilanzergebnisse oder die Treibhausgasbilanzergebnisse? Also wir wollen dann von Betriebsleitern auch eine Einschätzung haben, ob sie mit den Zahlen etwas anfangen können."
Nachhaltigkeitstest per Online-Tool
Das Team habe außerdem ein Computerprogramm entwickelt, das online frei verfügbar sei. Damit kann jeder Landwirt auch ohne persönliche Beratung herausfinden, wie er in Sachen Nachhaltigkeit dasteht, welche Möglichkeiten er hat, sich weiter zu entwickeln, und wie diese Optionen seinen Gewinn beeinflussen. Ob "Öko" oder nicht, ist dabei nicht immer ausschlaggebend. Zum Beispiel hängt die Klimabilanz einer Kuh vor allem davon ab, wie viel Milch sie im Jahr produziert. Der Thünen-Forscher Hans Marten Paulsen erklärt, warum die sogenannte 8000-Liter-Kuh besonders klimafreundlich ist.
"Das ist eine Leistung, die Tiere genetisch heute ohne Probleme machen können, ohne überlastet zu sein. Und das kann man mit Grundfutter erzielen. Das können ökologische wie konventionelle Betriebe gut machen. Und in dieser goldenen Mitte halten sich viele Betriebe auf. Das sind ökologische und konventionelle, die haben auch eine vergleichbare Klimagasbilanz pro Kilogramm Milch. Die Abweichungen kommen dann, wenn sie deutlich drunter kommen mit der Milchleistung. Dann können sie die Klimalast der Milch nämlich nur noch auf 4000 Liter umlegen. Und wenn sie 10000 oder 12000 Kilogramm Milch pro Kuh erzeugen wollen, müssen sie erheblich in Energie und Importsoja investieren, um da überhaupt anzukommen. Das heißt, da investieren sie enorm Energie. Es wird also nach beiden Seiten fürs Klima dann schlechter nachher."
"Das ist eine Leistung, die Tiere genetisch heute ohne Probleme machen können, ohne überlastet zu sein. Und das kann man mit Grundfutter erzielen. Das können ökologische wie konventionelle Betriebe gut machen. Und in dieser goldenen Mitte halten sich viele Betriebe auf. Das sind ökologische und konventionelle, die haben auch eine vergleichbare Klimagasbilanz pro Kilogramm Milch. Die Abweichungen kommen dann, wenn sie deutlich drunter kommen mit der Milchleistung. Dann können sie die Klimalast der Milch nämlich nur noch auf 4000 Liter umlegen. Und wenn sie 10000 oder 12000 Kilogramm Milch pro Kuh erzeugen wollen, müssen sie erheblich in Energie und Importsoja investieren, um da überhaupt anzukommen. Das heißt, da investieren sie enorm Energie. Es wird also nach beiden Seiten fürs Klima dann schlechter nachher."
Auf das richtige Futter kommt es an
Wichtig ist auch, was die Kühe fressen. Am besten Futter aus eigenem Anbau und besser Klee oder Ackergras als Mais, rät Paulsen. Kleegras zum Beispiel steigere nicht nur die Milchleistung, sondern auch den Humusgehalt auf dem Feld und speichere so Kohlenstoff.
Das Langzeitprojekt zur nachhaltigen Landwirtschaft hat gezeigt, dass die Kohlenstoffspeicherung im Boden eine der wichtigsten Stellschrauben für den Klimaschutz auf dem Acker ist. Sie lässt sich zum Beispiel über geeignete Zwischenfrüchte, organische Dünger wie Gülle oder Kompost und eine schonende Bodenbearbeitung steigern. Allerdings müssen Landwirte dabei zugleich die Stickstoffbilanz im Auge behalten, denn zuviel Stickstoff belastet Flüsse, Meere und Grundwasser – und in Form von Lachgas auch das Klima. Paulsen:
"Ein Punkt war immer wieder einmal die Stickstoffsalden aus dem Pflanzenbaubereich: Also dass sie darauf achten, dass da keine großen Überhänge entstehen. Und der ganze Bereich Fruchtfolge und Humusanreicherung: Also dort neue Früchte in Fruchtfolgen zu integrieren, die auch gut durchwurzeln und vielleicht auch noch einen Biodiversitätsgewinn bringen und auch Stickstoff in die Fruchtfolge bringen. Das ist einfach ein effizientes Ding für viele Betriebe. Und im Vergleich: Bei tierhaltenden Betrieben würde das eben sehr gut reinpassen, weil man das sehr gut mit einer Futterproduktion für Rinder verbinden kann und das sind eigentlich Punkte, die wir immer wieder gefunden haben. Bringt eure Futtergrundlage in Ordnung und verknüpft das anständig mit dem Ackerbau."
Das Langzeitprojekt zur nachhaltigen Landwirtschaft hat gezeigt, dass die Kohlenstoffspeicherung im Boden eine der wichtigsten Stellschrauben für den Klimaschutz auf dem Acker ist. Sie lässt sich zum Beispiel über geeignete Zwischenfrüchte, organische Dünger wie Gülle oder Kompost und eine schonende Bodenbearbeitung steigern. Allerdings müssen Landwirte dabei zugleich die Stickstoffbilanz im Auge behalten, denn zuviel Stickstoff belastet Flüsse, Meere und Grundwasser – und in Form von Lachgas auch das Klima. Paulsen:
"Ein Punkt war immer wieder einmal die Stickstoffsalden aus dem Pflanzenbaubereich: Also dass sie darauf achten, dass da keine großen Überhänge entstehen. Und der ganze Bereich Fruchtfolge und Humusanreicherung: Also dort neue Früchte in Fruchtfolgen zu integrieren, die auch gut durchwurzeln und vielleicht auch noch einen Biodiversitätsgewinn bringen und auch Stickstoff in die Fruchtfolge bringen. Das ist einfach ein effizientes Ding für viele Betriebe. Und im Vergleich: Bei tierhaltenden Betrieben würde das eben sehr gut reinpassen, weil man das sehr gut mit einer Futterproduktion für Rinder verbinden kann und das sind eigentlich Punkte, die wir immer wieder gefunden haben. Bringt eure Futtergrundlage in Ordnung und verknüpft das anständig mit dem Ackerbau."
Welche Betriebe soll die Politik in Zukunft fördern?
Nicht immer ist es so einfach. Die Betriebe seien sehr verschieden und individuelle Lösungen oft komplex, berichten die Forscher. Geduld sei gefragt – und auch eine gesellschaftliche Debatte darüber, was wir in Zukunft essen und welchen Preis wir dafür zahlen wollen. Eine tierfreundlichere Landwirtschaft etwa gebe es nicht zum Nulltarif. Umso wichtiger ist es, zu entscheiden, welche Betriebe die Politik künftig fördern sollte. Auch dafür wollen die Forscher mit ihrem Projekt die Grundlagen schaffen, erläutert Hans Marten Paulsen:
"Man kann ja nur von unserer Seite immer sagen: Wir haben Betriebe, die gut produzieren, die auch mit geringem Umweltrucksack produzieren, die den Boden schonen und das Tierwohl aufrecht erhalten. Das sauber aufzuzeigen ist, glaube ich, Aufgabe der Wissenschaft und auch Aufgabe von solchen Netzwerken mit Praxisbetrieben, damit wir überhaupt erst einmal zeigen können, was da überhaupt gemacht werden kann. Dass die Betriebe uns das glauben und dass wir auch glaubhaft der Politik und auch vielleicht Kunden später mal vermitteln können: Das sind jetzt die Idealbetriebe, die wir fördern wollen."