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Nachlass des Sängers Prince
Paisley Park für ausgewählte Fans geöffnet

Am 21. April dieses Jahres starb der begnadete Musiker Prince. An diesem Wochenende sollte sein Anwesen "Paisley Park" als Museum eröffnet werden, doch aus Angst vor einem Verkehrschaos wurde die Genehmigung zurückgezogen. Ein paar Fans, die bereits frühzeitig ihre Tickets gebucht haben, durften das Anwesen aber bereits besuchen.

Kollegengespräch mit Martina Buttler |
    US singer and songwriter Prince performs on stage during his concert in Sportpaleis in Antwerp, Belgium, 08 November 2010. Prince is currently on a world tour. EPA/DIRK WAEM - BELGIUM OUT
    Der im April 2016 verstorbene US-Sänger und Songwriter Prince (dpa / Dirk Waem)
    Susanne Luerweg: Am 21. April diesen Jahres ist der begnadete Musiker gestorben und direkt im Anschluss versammelten sich Fans und Freunde vor seinem Haus. An diesem Wochenende sollte es als Museum eröffnet werden, doch kurzfristig zog die Stadtverwaltung die Genehmigung zurück. Man habe Angst vor einem Verkehrschaos, so die offizielle Begründung. Doch um nicht alle Fans vööig zu verprellen, durften ein paar, die frühzeitig Tickets gebucht hatten das Anwesen besuchen, unter ihnen auch unsere Korrespondentin Martina Buttler, die ich nun in Washington im Studio begrüße. Schönen guten Tag.
    Martina Buttler: Einen wunderschönen guten Tag.
    Luerweg: Frau Buttler, dieses Hin und Her mit der Eröffnung, lag das tatsächlich und wirklich an dem Verkehrschaos, was befürchtet wurde?
    Buttler: Absolut. Denn, was man befürchtet ist, dass da schlichtweg so viele Menschen hin pilgern. Das hatte man ja schon nach dem Tod von Prince gesehen, wie viele Fans wirklich es auch zu seinem Anwesen eben geschafft haben, um dort eben Blumen niederzulegen und seiner zu gedenken. Es ist also so, dass wirklich die Gemeinde ganz kurz vorher noch auf die Bremse getreten ist und gesagt hat, wir müssen uns das Konzept nochmal genau angucken, denn wenn das ein zweites Graceland wird, wo Millionen Menschen jedes Jahr hin pilgern, dann muss das für die Nachbarn auch alles erträglich gestaltet sein und so, dass es kein Verkehrschaos gibt. Und das war der Grund, denn schon am ersten Tag sind hunderte Fans eben gekommen, um sich Paisley Park anzugucken.
    "Als ob er nur mal um die Ecke gegangen wäre"
    Luerweg: Sie waren auch da, Paisley Park gilt ja immer als ziemlich geheimnisvoll, hin und wieder durften Journalisten rein und fanden das doch alles doch ein bisschen bizarr. Wie fanden Sie es denn? Was war denn für Sie das Beeindruckendste?
    Buttler: Das Beeindruckendste war sicherlich das, was direkt gleich am Anfang, wo man fast reinstolpert muss man sagen: Es ist ein lichtdurchflutetes Atrium und da steht ein kleines Modell von Paisley Park und man denkt sich, naja, das ist halt ein architektonisches Modell. Und dann steht da eine kleine blaue Kiste drin und dann sagt eben die Touristenführerin, die durch Paisley Park durchführt, das ist die Urne von Prince, da ist seine Asche drin. Und da merkte man schon, das genau - ups - genau so haben die meisten Fans reagiert weil es bis jetzt nicht bekannt war, dass eben dort seine Urne steht und auf einmal stehen die Fans eben direkt vor ihm, und viele haben gesagt, das hätte sie schon ziemlich überrascht und man merkte auch, da mussten sie sich erstmal fassen. Denn das Ziel von Paisley Park, das sieht man überall, ist eigentlich - das sieht man überall - zu sagen, es sieht fast so aus, als ob er gerade nur mal um die Ecke gegangen ist. Denn direkt hinter diesem Modell mit der Urne drin ist noch die kleine Küche, in der er sehr lange und oft gesessen hat und Basketballspiele geguckt hat. Und da läuft auf einem Fernseher noch das Basketballspiel seiner Lieblingsmannschaft und das Sofa davor, als würde er sich gleich wieder draufsetzen. Es wird überall diese Präsenz...
    Luerweg: Und jetzt ist die Leitung weg. Ach, wunderbar, und Frau Buttler ist wieder in der Leitung. Wir können weiterreden über Paisley Park. Hallo Frau Buttler.
    Buttler: Da bin ich wieder.
    Das Schaffen von Prince spürbar machen
    Luerweg: Das ist schön. Sie haben gerade erzählt, es steht die Urne von Prince im Paisley Park, die ist zu sehen. Das ist schon mal relativ skurril. Also es wirkt ein bisschen so, haben Sie erwähnt, als sei er gerade durch die Tür gegangen, das heißt, es ist nicht so hergerichtet wie ein Museum für die Besucher?
    Buttler: Das ist es inzwischen schon. Also es gibt noch einige Ecken, da steht auch noch die Tasche angelehnt an seinem Schreibtisch und es liegt eben ein Block drauf mit handschriftlichen Notizen, aber man merkt schon, dass eben die Organisatoren sich Mühe gegeben haben, einige Räume auch zurecht zu machen. Zum Beispiel der Proberaum für die Choreographien: Das ist inzwischen der "Purple Rain" Raum, wo der Oskar steht und das Originalmanuskript und aus dem Film eben auch das Motorrad. Also einiges ist schon wirklich wie ein Museum, aber anderes, da könnte auch jetzt eigentlich Prince durch die Tür marschieren - zum Beispiel in den Aufnahmestudios - und könnte loslegen. Es ist auch so, dass wirklich alles so eingestellt ist, dass eigentlich nur ein Knopfdruck reicht und in jedem der kleinen Studios könnte wieder aufgenommen werden. Es gibt einen großen Konzertsaal, den er dort hat, wo er spontan immer mal wieder kleine Konzerte gegeben hat. Auch da könnte im Endeffekt wirklich gleich eine Party losgehen, und manche haben das auch wirklich wahrgenommen: Sie haben nämlich einfach angefangen, da ihr Musikidol zu feiern und haben da einfach mittendrin losgetanzt.
    Luerweg: Das heißt, so ein bisschen dieses intensive Jammen und Arbeiten, was ja an dem Ort stattgefunden hat, das spürt man irgendwie immer noch so ein bisschen?
    Buttler: Das spürt man immer noch, weil wirklich überall Instrumente stehen, die Sofas immer noch genauso da stehen, wie er sie hingestellt hat, man in den Videoraum gehen kann, wo er seine Videos geschnitten hat. Da sind gestern, gerade als ich reinkam, die Schwestern von Prince gewesen und haben sich das angeguckt, was eben in Paisley Park passiert, sie wollten das eben auch sehen. Das heißt, man kommt auch sehr nah wirklich an die Familie zum Teil ran, zumindest am Eröffnungstag. Und es fühlt sich so an, als wenn er in diesem Labyrinth aus Studios und Proberäumen gerade erst rausgegangen ist und so lange, muss man ja sagen, ist es ja noch gar nicht her.
    "Skurril und gleichzeitig real"
    Luerweg: Und das ist nicht sowas skurriles wie Graceland oder diese Geschichte, die es da von Michael Jackson gab, Neverland?
    Buttler: Also es ist sicherlich für jemanden, der nicht im Musikbusiness groß wird schon ungewöhnlich, wenn man sieht, dass da eben zum Beispiel die beiden Tauben, die er hatte, in dem Atrium oben in zwei Käfigen sind. Das ist jetzt vielleicht nicht das, was jeder in seinem Wohnzimmer stehen hätte. Insofern ist es schon ein bisschen skurril, aber gleichzeitig auch einfach ganz real, weil man in einem Raum zum Beispiel an der Tischtennisplatte spielen kann, an der eben Prince auch zwischendurch mal immer gespielt hat, weil er eben Pingpong so mochte. Und wenn er sich dann mal erholen wollte, dann hat er eben einfach zum Schläger gegriffen, und da liegen eben benutzte Schläger und benutzte Bälle. Und man sieht schon, dass das alles zum Teil auch strategisch geplant wurde, denn Prince hat immer vorgehabt, dass das ein Museum wird, und offenbar hat er dafür viel gesammelt und viel stehen gelassen.
    Luerweg: Paisley Park - Martina Buttler war da und bald können wahrscheinlich auch alle rein, wenn das mal mit der Verkehrssituation geklärt worden ist. Frau Buttler, vielen Dank für das Gespräch.
    Buttler: Gern.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.