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Nahost-Konflikt
"Schuld ist einzig und allein die Hamas"

Die Gewalt im Nahen Osten eskaliert. Der israelische Militärsprecher Arye Sharuz Shalicar sieht die Verantwortung dafür allein bei der radikal-islamischen Hamas. Israel könne einen Beschuss seines Gebietes nicht dulden. "Terror muss man aktiv bekämpfen", sagte Shalicar im DLF.

Arye Sharuz Shalicar im Gespräch mit Sandra Schulz | 11.07.2014
    Die israelische Luftwaffe hat Ziele im Gaza-Streifen beschossen, Rauch steigt auf.
    Israelische Luftwaffe beschießt Ziele im Gaza-Streifen (AFP / JACK GUEZ)
    Sandra Schulz: Mitgehört hat Arye Sharuz Shalicar. Er ist einer der Sprecher des israelischen Militärs. Guten Morgen.
    Arye Sharuz Shalicar: Einen wunderschönen guten Morgen.
    Schulz: Sie haben die Berichte gerade gehört. Wie wirken die auf Sie?
    Shalicar: Ich leide mit dem Arzt im Gazastreifen und mit ungefähr fünf Millionen Israelis, die da auch in Bunkern leben und nicht in die Schulen gehen können, nicht sich auf die Straße trauen, genau wie der Arzt. Das ist eine Realität, die sehr traurig ist, sowohl für die Palästinenser als auch für ein Großteil des israelischen Volkes. Wir sprechen gerade über eine Situation, wo circa fünf Millionen Israelis in Angst und Schrecken leben. Das wären in deutschen Maßstäben circa 40 Millionen Deutsche, wenn nicht mehr, 40 bis 50 Millionen Deutsche, die jetzt im Bunker sitzen würden statt im Café Fußball gucken, und das ist eine Realität, die super traurig ist. Deswegen mein Herz blutet sowohl für die israelische als auch für die palästinensische Seite, und Schuld an dieser Sache ist einzig und allein die Hamas-Terrororganisation. Wie der Arzt schon angesagt hat: Sie müssen keine Raketen aus dem Gazastreifen auf israelische Zivilisten schießen, sie können stoppen damit. Aber das ist das Problem der Terrororganisationen, ob das Hamas, Hisbollah oder die Isis ist. Mit denen hat man absolut keinen Dialog zu führen, mit denen kann man nicht reden.
    Schulz: Sie haben gerade die Rolle der Hamas angesprochen, darauf kommen wir möglicherweise noch. Aber jetzt wollen wir natürlich erst mal über Israel und das israelische Militär sprechen, und da würde mich gerne interessieren: Wünschten Sie sich Frieden?
    Shalicar: Israel wünscht sich Frieden, und das schon seit eh und je, und auch in diesen Tagen wollen wir nichts anderes als Frieden. Wir sind uns auch sicher, dass ein Großteil der Palästinenser Frieden will. Aber beide Seiten sind leider terrorisiert vom Hamas-Terror, vom Hamas-Terror, der Hunderte von Raketen über die letzten drei Tage auf israelisches Territorium abgeschossen hat, mit dem einzigen Ziel, Zivilisten zu töten. Es spielt keine Rolle, ob das Alte, Junge, Kinder, Frauen, Männer sind. Es spielt für die absolut keine Rolle. Und das Traurige an der ganzen Situation ist, dass sie nicht nur auf der einen Seite die Israelis töten wollen, sondern auch im eigenen Gazastreifen ihre eigenen Familien als Schutzschilde benutzen, indem sie Raketen aus Hintergärten abschießen, aus Moscheen abschießen, vor Schulen abschießen, dass sie Waffen bunkern in eigenen Häusern, in Tunneln unter Häusern. Das ist ein doppeltes Kriegsverbrechen der Hamas.
    "Terror muss man aktiv bekämpfen"
    Schulz: Herr Sharuz Shalicar, auch an der Stelle möchte ich gerne noch mal einhaken. Sie sagen, Sie wünschen sich Frieden. Den wollen Sie schaffen durch Bombardement?
    Shalicar: Wir sind ein demokratisches Land, genauso wie Deutschland, in dem ein Großteil des Landes gerade in Angst und Schrecken lebt. Wenn Deutschland 300 Raketen in drei Tagen abbekommen würde, ich glaube nicht, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel da sitzen würde und sagen würde, gut, Schwamm drüber, der Terror wird sich schon von alleine einstellen. Terror muss man aktiv bekämpfen, Hamas, Isis, Hisbollah. Wie gesagt: Heute ist schon eine Rakete aus dem Norden, von der Hisbollah wahrscheinlich, auf uns abgeschossen worden. Das ist eine traurige Realität. Wenn man Terror nicht bekämpft, dann lebt man im Raketenhagel, und das können wir nicht ausmachen. Wir sind ein freies Land. Wir wollen in Freiheit leben, wir wollen in Frieden leben und wir lassen uns nicht vom Terror kaputtmachen.
    Schulz: Das israelische Militär hat ja jetzt schon mehrfach über die vergangenen Jahre immer wieder probiert, mit Waffen Frieden zu schaffen und die Hamas kampfuntauglich zu machen. An dieses Ziel sind Sie ja nie gekommen, was man auch jetzt an dieser Eskalation sieht. Bisher sind gut 80 Palästinenser gestorben. Wie hoch darf der Preis sein?
    Shalicar: Die Hamas ist die einzige Organisation, die verantwortlich dafür ist, dass Menschen leider mit dem Leben bezahlen müssen, sowohl auf israelischer als auch auf palästinensischer Seite. Wir haben in den letzten Tagen Hunderte von Angriffen gestartet und jedes Mal vor Angriffen rufen wir sogar in den Wohnungen an, oder wir klopfen ans Dach, indem man wirklich die Leute warnt, alle die nicht involviert sind, bitte entfernt euch. In diesem Haus befindet sich ein Waffenlager, von hieraus wird geschossen, oder das Haus wird als Zentrale, als Computerzentrale benutzt von Hamas-Militanten. Es ist eine traurige Realität, dass die Hamas feiert, wenn ihre eigenen Zivilisten ums Leben kommen. Sie stellen Fotos ins Internet und feiern, weil sie wollen zeigen, dass Israel was Schlimmes macht.
    Schulz: Aber es sind ja durch die israelischen Angriffe auch zahlreiche Zivilisten auf palästinensischer Seite gestorben. Wofür sind die gestorben?
    Shalicar: Das muss die Hamas beantworten. Wenn Sie jetzt einen Hamas-Sprecher raufbringen würden, der sagen könnte, warum er seine eigene Familie als Schutzschild benutzt in der Wohnung, oder neben einer Raketen-Abschussrampe, warum er dort seine Schwester und seine Mutter hinstellt. Warum muss das sein!
    "Terroristen verstecken sich hinter ihrer eigenen Bevölkerung"
    Schulz: Aber sie sind gestorben durch israelisches Bombardement!
    Shalicar: Richtig, weil die Hamas schießt Hunderte von Raketen auf Israel ab. Noch mal: Hunderte von Raketen auf einen Großteil Israels. Und das ist eine Sache, die ein demokratisches freies Land niemals dulden kann, dass eine Terrororganisation ein freies Land beschießt. Man muss eine Antwort auf Terror finden. Wir schießen nur auf Terroristen und diese Terroristen verstecken sich hinter ihrer eigenen Bevölkerung und das in Häusern, in Tunneln, in Kindergärten, in Moscheen. Das ist eine sehr schlimme, dreckige, fiese Kriegsführung, aber dafür stehen Terroristen. Wie gesagt: Hamas ist auch in Deutschland eine Terrororganisation, genauso wie Isis, genauso wie Hisbollah. Die reden eine andere Sprache und mit denen kann man einfach keinen Dialog führen, und das ist eine traurige Realität. Ich habe gesagt, das Herz blutet für jeden.
    Schulz: Sorry, wir haben auf dieser Strecke leider keine Zeit für viele Wiederholungen. Sie wiederholen sich jetzt schon ein paar Mal. Sagen Sie uns noch: Ist eine Bodenoffensive in Vorbereitung?
    Shalicar: Ich wiederhole mich gerne, indem ich klar machen will, dass die Zuhörer verstehen, worum es hier geht.
    Schulz: Ist eine Bodenoffensive in Vorbereitung?
    Shalicar: Es geht um ein freies Land gegen eine Terrororganisation, die versucht, ein ganzes Land in Angst und Schrecken zu versetzen. Wir haben absolut kein Interesse an einer Bodenoffensive. Wir hoffen, dass die Hamas aufhört mit Terror, dass sie aufhören, Raketen abzuschießen. Dann würde es ja auch absolut keinen Grund geben, weiter irgendwelche Attacken durchzuführen. Bodenoffensive sowieso nicht! Aber es liegt wie gesagt in der Hand der Terroristen, ob sie Terror wollen oder ob sie Ruhe wollen. Hamas muss entscheiden fürs Wohl aller Zivilisten in unserer Umgebung, sowohl für die Israelis als auch für die Palästinenser.
    Schulz: Arye Sharuz Shalicar, Sprecher des israelischen Militärs und heute Morgen hier im Deutschlandfunk. Haben Sie herzlichen Dank.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.