Dirk Müller: Viele Beobachter haben nicht so richtig ihren Ohren und ihren Augen getraut, als sie gehört und gelesen haben, palästinensische Hamas-Regierung sieht Attentat in Tel Aviv als Akt der legitimen Selbstverteidigung. Israel und der Westen reagieren entsetzt. Eine Provokation aus Gaza, die man der jungen Führung in den Palästinensergebieten trotz aller Befürchtungen doch nicht so richtig zugetraut hatte. Doch wie steht die arabische Welt zur Haltung der Hamas? Unser Korrespondent Reinhard Baumgarten ist derzeit wieder unterwegs im Nahen Osten. Saudi-Arabien hat der Palästinenserführung weitere finanzielle Hilfe zugesagt. Jordanien hadert. Ist die arabische Welt in dieser Frage gespalten?
Reinhard Baumgarten: Nein, sie ist nicht wirklich gespalten, aber es ist so, dass es eine gewählte palästinensische Regierung gibt. Es waren Wahlen. Die wurden ja beobachtet von Vertretern der Europäischen Union, der Vereinten Nationen. Es waren mehrere hundert Leute, die bescheinigt haben, dass es ein sauberer Wahlgang war. Das war wahrscheinlich die demokratischste Wahl, die je hier im Nahen Osten zumindest in der arabischen Welt stattgefunden hat. Es geht jetzt nicht darum, die Hamas zu unterstützen. Das haben die Saudis auch klar gemacht und auch Katar, das ja 50 Millionen Dollar geben wird, hat klar gemacht, sie unterstützen nicht die Hamas, sondern die palästinensische Autonomiebehörde. Was passiert, wenn die Leute kein Geld bekommen – der größte Arbeitgeber in den Palästinensergebieten ist ja die palästinensische Autonomiebehörde -, das haben wir ja schon vor Wochen gesehen. Die Leute gehen auf die Straße mit Waffen. Es kam zu Unruhen, es kam zu Toten, es kam zu Auseinandersetzungen. Insofern ist es ein Weg des Pragmatismus, den zum Beispiel Saudi-Arabien und auch Katar einschlägt. Sie sagen: Wenn das zusammenbricht, dann bricht dort möglicherweise mehr als nur die Hamas-Regierung zusammen.
Müller: Aber wie kann man das differenzieren? Sie sagen es sind ja keine direkten Gelder für die Hamas-Regierung, aber dann auf der anderen Seite direkt ja doch.
Baumgarten: Die Hamas stellt die Regierung. Ja, das ist richtig. Die Hamas hat versucht, eine Koalition zu bilden mit Fatah und anderen Palästinensergruppen. Diese Regierungskoalition ist nicht zu Stande gekommen, wahrscheinlich oder würde ich mal sagen mutmaßlich auch aufgrund des Druckes aus dem Westen, vor allem aus Amerika und von der Europäischen Union. So ist es zu keiner Regierungskoalition gekommen. Die Hamas steht also mit der Regierung alleine da.
Müller: Aber diese Gewaltsanktionierung, die es jetzt gegeben hat von Seiten der palästinensischen Führung, also zu sagen dieses Attentat war richtig, ist das nicht auch ein Problem für viele arabische Staaten, die intern ja selbst gegen Terrorismus kämpfen?
Baumgarten: Die Hamas ist ein großes Problem für die Autokraten dieser Region. Nehmen wir Hosni Mubarak, nehmen wir den König Abdullah, nehmen wir all die Leute, die nie gewählt wurden oder wie im Falle Mubarak, deren Wahl letztendlich auf großen Betrug und Fälschungen zurückzuführen ist. Die haben ein Problem mit der Hamas: zum einen, weil es Islamisten sind. Wir haben hier in Ägypten die Muslimbrüder, die ja sehr stark sind. Die Hamas betrachtet sich ja als ein Kind der Muslimbrüder, als ein Ableger der Muslimbrüder. Die Muslimbrüder in Ägypten waren drauf und dran, die Wahlen hier zu gewinnen. Es kam zu massiven Fälschungen und Behinderungen. Natürlich hat Hosni Mubarak, hat König Abdullah ein Problem mit solchen Leuten: zum einen, weil sie wirklich – das klingt natürlich in unseren westlichen Ohren sehr fremd – demokratisch legitimiert sind, auch wenn es eine Terrororganisation ist, aber sie sind von 55 Prozent der zur Urne gegangenen Wähler gewählt worden. Zum anderen haben sie natürlich ein großes Problem auch deshalb, weil viele Leute in diesen Ländern wie Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien die Hamas natürlich unterstützen, mit ihnen sympathisieren, weil sie eben als eine Bewegung angesehen wird, die Widerstand leistet gegen eine Besatzung, die auch von den Vereinten Nationen, die auch von der Völkergemeinschaft als unrechtmäßig angesehen wird.
Müller: Wer hat denn aus der arabischen Welt den größten Einfluss auf die Hamas?
Baumgarten: Ich glaube, dass aus der arabischen Welt keiner wirklich großen Einfluss hat. Die Muslimbrüder, aber keiner von den Führungen, weder Hosni Mubarak, noch König Abdullah. Die Muslimbrüder haben einen gewissen Einfluss auf die Hamas.
Reinhard Baumgarten: Nein, sie ist nicht wirklich gespalten, aber es ist so, dass es eine gewählte palästinensische Regierung gibt. Es waren Wahlen. Die wurden ja beobachtet von Vertretern der Europäischen Union, der Vereinten Nationen. Es waren mehrere hundert Leute, die bescheinigt haben, dass es ein sauberer Wahlgang war. Das war wahrscheinlich die demokratischste Wahl, die je hier im Nahen Osten zumindest in der arabischen Welt stattgefunden hat. Es geht jetzt nicht darum, die Hamas zu unterstützen. Das haben die Saudis auch klar gemacht und auch Katar, das ja 50 Millionen Dollar geben wird, hat klar gemacht, sie unterstützen nicht die Hamas, sondern die palästinensische Autonomiebehörde. Was passiert, wenn die Leute kein Geld bekommen – der größte Arbeitgeber in den Palästinensergebieten ist ja die palästinensische Autonomiebehörde -, das haben wir ja schon vor Wochen gesehen. Die Leute gehen auf die Straße mit Waffen. Es kam zu Unruhen, es kam zu Toten, es kam zu Auseinandersetzungen. Insofern ist es ein Weg des Pragmatismus, den zum Beispiel Saudi-Arabien und auch Katar einschlägt. Sie sagen: Wenn das zusammenbricht, dann bricht dort möglicherweise mehr als nur die Hamas-Regierung zusammen.
Müller: Aber wie kann man das differenzieren? Sie sagen es sind ja keine direkten Gelder für die Hamas-Regierung, aber dann auf der anderen Seite direkt ja doch.
Baumgarten: Die Hamas stellt die Regierung. Ja, das ist richtig. Die Hamas hat versucht, eine Koalition zu bilden mit Fatah und anderen Palästinensergruppen. Diese Regierungskoalition ist nicht zu Stande gekommen, wahrscheinlich oder würde ich mal sagen mutmaßlich auch aufgrund des Druckes aus dem Westen, vor allem aus Amerika und von der Europäischen Union. So ist es zu keiner Regierungskoalition gekommen. Die Hamas steht also mit der Regierung alleine da.
Müller: Aber diese Gewaltsanktionierung, die es jetzt gegeben hat von Seiten der palästinensischen Führung, also zu sagen dieses Attentat war richtig, ist das nicht auch ein Problem für viele arabische Staaten, die intern ja selbst gegen Terrorismus kämpfen?
Baumgarten: Die Hamas ist ein großes Problem für die Autokraten dieser Region. Nehmen wir Hosni Mubarak, nehmen wir den König Abdullah, nehmen wir all die Leute, die nie gewählt wurden oder wie im Falle Mubarak, deren Wahl letztendlich auf großen Betrug und Fälschungen zurückzuführen ist. Die haben ein Problem mit der Hamas: zum einen, weil es Islamisten sind. Wir haben hier in Ägypten die Muslimbrüder, die ja sehr stark sind. Die Hamas betrachtet sich ja als ein Kind der Muslimbrüder, als ein Ableger der Muslimbrüder. Die Muslimbrüder in Ägypten waren drauf und dran, die Wahlen hier zu gewinnen. Es kam zu massiven Fälschungen und Behinderungen. Natürlich hat Hosni Mubarak, hat König Abdullah ein Problem mit solchen Leuten: zum einen, weil sie wirklich – das klingt natürlich in unseren westlichen Ohren sehr fremd – demokratisch legitimiert sind, auch wenn es eine Terrororganisation ist, aber sie sind von 55 Prozent der zur Urne gegangenen Wähler gewählt worden. Zum anderen haben sie natürlich ein großes Problem auch deshalb, weil viele Leute in diesen Ländern wie Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien die Hamas natürlich unterstützen, mit ihnen sympathisieren, weil sie eben als eine Bewegung angesehen wird, die Widerstand leistet gegen eine Besatzung, die auch von den Vereinten Nationen, die auch von der Völkergemeinschaft als unrechtmäßig angesehen wird.
Müller: Wer hat denn aus der arabischen Welt den größten Einfluss auf die Hamas?
Baumgarten: Ich glaube, dass aus der arabischen Welt keiner wirklich großen Einfluss hat. Die Muslimbrüder, aber keiner von den Führungen, weder Hosni Mubarak, noch König Abdullah. Die Muslimbrüder haben einen gewissen Einfluss auf die Hamas.