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Nahostkonflikt
Israel dementiert Entführung

Der UNO-Sicherheitsrat hat sich erneut mit der Lage im Nahen Osten befasst. Bei einer Sondersitzung erklärte der israelische Botschafter, dass kein Soldat entführt wurde. Israel kündigte zudem an, seine Bodenoffensive auszuweiten.

    "Wir werden nicht aufhören, bis alle Ziele erreicht sind", sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gestern in Tel Aviv. Die radikalislamische Hamas sei selbst für die vielen Toten unter den Zivilisten in dem Palästinensergebiet verantwortlich. Die Zerstörung eines Großteils der Tunnel im Gazastreifen kann nach den Worten des israelischen Verteidigungsministers binnen zwei bis drei Tagen abgeschlossen sein.
    Israels UNO-Botschafter Ron Prosor dementierte indes, dass im Gazastreifen ein Soldat entführt worden ist. Diese Meldung sei nicht wahr, sagte Prosor am Rande der Sitzung des UNO-Sicherheitsrates, so Washington-Korrespondent Georg Schwarte. Die Hamas hatte zuvor behauptet, ihre militanten Kassam-Brigaden hätten einen Soldaten in ihre Gewalt gebracht.
    Ban beginnt Nahostreise
    Wegen der Eskalation der Gewalt im Gazastreifen war der UNO-Sicherheitsrat in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengekommen. Das Gremium tagte auf Antrag Jordaniens; auch Palästinenserpräsident Abbas hatte eine Sondersitzung gefordert.
    UNO-Generalsekretär Ban rief Israel dazu auf, bei der Bodenoffensive im Gazastreifen Zivilisten zu verschonen. Zu viele unschuldige Menschen kämen zu Schaden, sagte er zum Auftakt seiner Nahostreise in Katar.
    Die Arabische Liga wirft Israels Streitkräften "Massaker an Zivilisten" als "Kriegsverbrechen" vor. Auch in der Türkei beherrsche der Nahostkonflikt vor der Präsidentschaftswahl das innenpolitische Klima, berichtet ARD-Korrespondent Clemens Verenkotte. So habe der noch amtierende Staatspräsident Gül erklärt, "die ganze Türkei befindet sich auf der Seite der Palästinenser". Bei Protesten gegen die israelische Offensive kam es gestern in Frankreich erneut zu Krawallen, berichtet Christiane Kaess.
    Auch Kerry reist in Region
    Auch US-Präsident Barack Obama äußerte sich besorgt über die steigende Zahl ziviler Opfer. Er verlangte erneut eine sofortige Waffenruhe im Nahen Osten. Zugleich hob er aber das Recht Israels auf Selbstverteidigung hervor. Obama kündigte ferner eine neue Vermittlungsmission seines Außenministers John Kerry an. Erste Station ist Ägypten.
    Seit Beginn der israelischen Militäroffensive auf Ziele im Gazastreifen am 8.Juli ist die Zahl der Toten dort auf mehr als 500 gestiegen. Über dreitausend Palästinenser sollen verletzt worden sein. Auf israelischer Seite kamen nach Rundfunkangaben bisher 18 Soldaten und zwei Zivilisten ums Leben.
    Vor allem die Bodenoffensive hätte zuletzt einen Anstieg der Opferzahlen zur Folge gehabt, berichtet aus Tel Aviv Christian Wagner. Nach dem andauernden Artilleriebeschuss vom Wochenende seien zudem Tausende Menschen ins Zentrum Gazas geflohen.
    (bor/lie)

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