Shaha al Daher strahlt. Sie freut sich, mit Hilfe eines Arabisch-Dolmetschers ihre Geschichte zu erzählen. Seit zwei Jahren lebt die ältere Frau hier im Flüchtlingslager. Aus Aleppo seien sie geflohen, doch die Reise nach Europa zu beschwerlich und gefährlich, erzählt sie.
Jetzt sei sie sehr dankbar in Jordanien zu sein. Ihr Mann bekomme hier medizinische Hilfe, Medikamente. Ihre Kinder könnten hier zur Schule gehen. Natürlich würde sie gerne wieder zurück. Irgendwann. Aber ihr altes Haus In Aleppo gebe es nicht mehr. Dies sei derzeit der beste Ort.
Jetzt lebt sie in der Wüste, hinter Stacheldraht
Neben der älteren Dame steht Maha Ahmoud, eine junge Frau, die ergänzt: Es gehe ihnen gut. Aber die Heimat - die vermisse sie jeden Tag. Früher habe Sie in Homs nahe der antiken Ruinen-Stadt Palmyra gelebt. Touristen aus aller Welt seien gekommen. Jetzt lebt sie hier in der Wüste, hinter Stacheldraht. Höchstens ein paar Journalisten kommen vorbei und heute eben der deutsche Bundespräsident.
"Erschütternde Geschichten, die wir wir gehört haben, im Gespräch mit den Familien. Gleichwohl muss man sagen, dass die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge ein wenig besser geworden ist. Und das liegt auch an internationaler Hilfe und das liegt vor allem auch an deutscher Hilfe."
Bezahlen per Iris-Scan
Deutschland sei der größte Geldgeber für dieses Lager, sagt Claire Conan vom Welternährungsprogramm, dass hier die Versorgung der Flüchtlinge koordiniert. Für umgerechnet 24 Euro im Monat darf jeder der Insassen Lebensmittel kaufen - ein Konto oder Bargeld benötigen sie nicht, abgerechnet wird per Iris-Scan an der Kasse des Flüchtlingssupermarktes - mithilfe der Blockchain-Technologie, die man auch von der virtuellen Bitcoin-Währung kennt. Eine deutsche Technologie, entwickelt von einem Münchener Startup - das spare viel Geld, mit dem zusätzlich 500 weitere Flüchtlinge versorgt werden können, so Conan.
Al-Azraq ist das kleinere und neuere der zwei großen Flüchtlingslager in Jordanien, und das besser organisierte. 36.000 Menschen leben hier auf dem sehr weitläufigen Gelände, Platz wäre eigentlich für 130.000. Das hat auch Nachteile für die Menschen. Öde und Langeweile beherrschen das Bild. Zumal sich die Menschen nur mit Einschränkungen frei bewegen können.
"Jordanien gehört selbst zu den ärmsten Ländern"
8.500 nicht registrierte Menschen ohne Pass dürfen das Lager überhaupt nicht verlassen. Einer, von vielen Kritikpunkten internationaler Hilfsorganisationen an Jordanien. Ein weiterer. Noch immer säßen 50.000 Menschen ohne Hilfe im Raum Berm an der jordanischen Grenze fest. Kritik, die Frank-Walter Steinmeier nicht gelten lassen will.
"Selbstverständlich haben wir in der Vergangenheit immer wieder auch mit Jordanien darüber geredet, dass insbesondere diejenigen, die im Raum Berm festsitzen, auf irgendeine Art und Weise versorgt werden. Aber ich glaube wir sollten uns zurückhalten mit Vorwürfen, an Länder wie Jordanien, die wirklich die allergrößte Last tragen der Flüchtlingsbewegungen aus Syrien heraus. Wir dürfen ja nicht vergessen, es sind keine hochentwickelten, reichen Länder, sondern Jordanien gehört selbst zu den ärmsten Ländern", sagte Steinmeier und machte sich auf über den nahegelegenen Anti-IS-Stützpunkt der Luftwaffe weiter in den nächsten Brennpunkt der Flüchtlingskrise, Libanon.
Das Land, das im Verhältnis zu seiner Bevölkerungsgröße noch mehr Flüchtlinge aufgenommen hat. Am späten Nachmittag wurde der Steinmeier von Libanons Staatschef Aoun mit militärischen Ehren empfangen. Ein wichtiger Besuch für beide Seiten. Denn wie für Jordanien ist auch für den Libanon, die Bundesrepublik der zweitgrößte Geldgeber hinter den USA.