Freitag, 19. April 2024

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Nationalspielerin Turid Knaak
Männer-Vereine eine Chance für den Frauenfußball

Die neuformierte Frauen-Nationalmannschaft steht beim Algarve-Cup im Finale. Damit das Team wieder zu einem Aushängeschild in Europa wird, brauche es professionelle Strukturen, sagt Nationalspielerin Turid Knaak im DLF. Dafür hofft sie auf den DFB - und die Vereine aus der Bundesliga der Männer.

Turid Knaak im Gespräch mit Maximilian Rieger | 08.03.2020
Turid Knaak führt im Spiel Deutschland gegen Schweden beim Algarve Cup 2020 den Ball
"Junge Spielerinnen können sehr viel früher unter professionellen Bedingungen trainieren, als wir das damals konnten", sagt DFB-Spielerin Turid Knaak (imago )
Sportlich läuft es bei der Frauen-Nationalmannschaft. Beim Algarve-Cup in Portugal erreichte das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg das Finale - mit einem rundum erneuerten Team. "Das Ergebnis zeigt, dass der Kader extrem breit besetzt ist. Darauf können wir aufbauen", sagt Nationalspielerin Turid Knaak im Deutschlandfunk.
Deutschlands Fußball-Frauen traten beim Turnier mit zwei Startformationen an und lieferten zwei gute Spiele ab. Titelverteidiger Norwegen wurde mit 4:0 geschlagen. Bereits zum Turnierauftakt verbuchten die deutschen Fußball-Frauen einen 1:0-Erfolg gegen Schweden. Im Endspiel am Mittwoch (11.03.2020) wartet nun Italien.

Basteln an der DFB-Elf der Zukunft

Und man darf gespannt sein, wer dann auf dem Platz steht. Denn die Bundestrainerin arbeitet an der Mannschaft der Zukunft und setzt auf junge Spielerinnen wie Sophia Kleinherne, Sidney Lohmann oder Lena Sophie Oberdorf, die an ihrem freien Tag noch Klausuren schrieb. Das bringe eine gewisse Dynamik und helfe dem Team sich zu entwickeln, meint Knaak. Die Nachwuchsspielerinnen seien gut ausgebildet und kämen "ohne Rückstand" mit der offensiven Spielweise des Teams zurecht.

Bessere Möglichkeiten für junge Spielerinnen

Ein Grund dafür sieht Turid Knaak auch in der Ausbildung der Spielerinnen. "Sie können sehr viel früher unter professionellen Bedingungen trainieren, als wir das damals konnten. Das gibt natürlich dann erst mal bessere Möglichkeiten, sich auch zu entwickeln", sagt die Nationalspielerin. Und das zeigt sich auch: Die jungen Spielerinnen seien körperlich schon sehr weit und könnten auch gut mithalten. "Ich glaube tatsächlich, was diese Professionalisierung angeht, dass in der Jugend schon im körperlichen, taktischen Bereich mehr gearbeitet wird als vielleicht bei uns früher. Davon können wir auf jeden Fall profitieren", so Knaak.

Livestream im Netz statt Fernsehen

Von den jungen Spielerinnen der Frauen-Fußball-Nationalmannschaft bekommt die Öffentlichkeit derzeit aber wenig mit. Denn die Spiele beim Algarve Cup werden nicht im Fernsehen übertragen. Der portugiesische Verband und die Fernsehanstalten haben sich nicht einigen können. Das sei natürlich sehr schade, sagt Turid Knaak. Sauer ist sie deshalb aber nicht: "Natürlich würden wir uns wünschen, dass auch noch noch mehr Spieler von uns im Fernsehen gezeigt werden", sagt sie.

Frauen-Nationalmannschaft soll wieder Aushängeschild werden

Dass der Algarve-Cup nicht im Fernsehen läuft zeige, dass der Frauenfußball noch einen Weg zu gehen habe. Sie sei aber optimistisch, dass man auf einem gutem Weg sei - auch im Vergleich zu anderen Nationen in Europa, die in den vergangenen Jahren im Frauenfußball stark aufgeholt haben. "Ich glaube, dass gerade der DFB den Weg erkannt hat und in Zukunft mehr dafür tut, dass wir als deutscher Frauen-Fußball wieder dieses Aushängeschild in Europa werden, das wir mal waren", hofft Knaak.

Männer-Bundesligisten eine Chance für Frauen

Im Interview zeigt sich Knaak offen dafür, dass Vereine aus der Männer-Bundesliga auch Frauenteams aufbauen. Das wichtigste für die Entwicklung des Frauenfußballs seien professionelle Bedingungen und die könnte die Vereine aus dem Männer-Bereich den Frauen bieten. "Deswegen sehe ich das einerseits als Chance, wenn sich auch gerade die Vereine der Männer-Bundesliga einschalten und Frauenfußball-Mannschaften fördern."
Anderseits gebe es im Frauenfußball viele verdiente und traditionsreiche Vereine. Hier wären Kooperationen denkbar, sagt Knaak. Wichtig sei, die Frauen-Bundesliga weiter zu verbessern - "damit irgendwann die Möglichkeit herrscht, dass wirklich alle Spielerinnen der Bundesliga den Sport professionell ausüben können."