NATOEine Frage der Sicherheit
Europa kann sich nicht selbst verteidigen. Die Diagnose teilen die meisten Staatenlenker. Aber welche Lehren daraus gezogen werden müssen, darüber sind sie sich nicht einig. Und das schwächt den Kontinent.
- NATO Fahne und EU Fähnchen (imago stock&people)
Die Nuklearmacht Frankreich hat die NATO für "hirntot" erklärt.
Deutschland sagt, ohne die NATO geht es nicht.
Polen pocht auf den US-Schutzschirm gegen Russland.
Und selbst Schweden, das keinem Militärbündnis angehört, hat sich mit der "Partnerschaft für den Frieden" an die westliche Allianz gehängt.
Diese widerstreitenden Meinungen laufen im NATO-Hauptquartier in Brüssel zusammen, während in Russland kritisch auf das Bündnis geblickt und der Streit in Europa zu eigenen Zwecken genutzt wird.
Zur Münchener Sicherheitskonferenz zeichnen die Gesichter Europas mit fünf Skizzen einen Kontinent, der um ein Verteidigungskonzept ringt.
(AFP / Photothek / Thomas Imo)Besuch im NATO-Hauptquartier
Die NATO ist ein Bündnis aus sehr unterschiedlichen Staaten. Spannungen gab es vom ersten Tag an. Im Hauptquartier in Brüssel werden viele Sprachen gesprochen, es gibt viele Blickwinkel auf Sicherheitsfragen. Die Architektur des Gebäudes soll für Transparenz und Dialog stehen.
(AFP / Ludovic Marin)Frankreichs traditionelles Fremdeln mit der NATO
Frankreich ist Gründungsmitglied der NATO, war aber Jahrzehnte lang nicht Vollmitglied. Der eigene Souveränitätsanspruch hatte Vorrang. Auch Emmmanuel Macron sieht die NATO kritisch. Der Präsident der Nuklearmacht Frankreich setzt auf Europa.
(AFP / Pontus Lundahl / Arvid Steen)Schweden und die NATO - Partnerschaft statt Neutralität
Krieg galt als unerhörtes Wort in Schweden. Inzwischen rüstet sich das Land militärisch für alle Eventualitäten. Auch über einen möglichen NATO-Beitritt wird laut nachgedacht. Allerdings würde das dem traditionellen Credo Schwedens "blockfrei im Frieden, neutral im Kriegsfall" widersprechen.
(AFP / Sputnik / Alexey Nikolsky)Die NATO von Russland aus betrachtet
Russland sieht in einer Ausweitung der NATO eine Bedrohung. Und wenn Moskau "NATO" sagt, sind meist die USA gemeint. Staatschef und Militärs betonen das Recht auf eigenen Schutz. Wie glänzend die militärische Ausstattung Russland ist, bleibt indes strittig.
(imago / CTK / Michal Kamaryt)Polen: NATO-Mitglied an der Grenze zu Russland
Die Mehrheit der Polen wünscht sich US-Soldaten im Land - als eine Art Lebensversicherung gegen den Nachbarn Russland. In Redzikowo, wo eine US-Raketenbasis entstehen soll, sehen das manche allerdings kritischer. Sie fürchten um die Attraktivität ihrer Kommune, die zur Zielscheibe werden könnte.
Literatur:
Nicole Bary und Alain Lance (Hsg.): Wahre Liebhaber. Suche nach Mona Lisa nicht am Ende der Welt oder gar im Louvre. Texte von Paris nach Berlin.
Gil Jouanard: Der Geschmack der Dinge (Aus: Le gout des Choses, 1994. Aus dem Französischen von Helmut Scheffel, Edition Pixis bei Janus Press, 1997.