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Negative Rahmenbedingungen
Experten prognostizieren schwieriges Jahr für Autoindustrie

Trump, neuer Abgasstandard, Brexit: Die deutschen Autobauer bekommen zurzeit viel Gegenwind. Die Neuzulassungen sind 2018 zurückgegangen, die Umsätze sinken – vor allem, weil wichtige Exportmärkte schwächeln. Experten blicken skeptisch ins Jahr.

Von Mischa Ehrhardt | 27.02.2019
Sehr viele parkende Autos aus der Vogelperspektive
In der zweiten Jahreshälfte sind die Autoexporte eingebrochen (imago stock&people, Hans Blossey)
Eine Analyse der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) stellt einen leichten Umsatzrückgang von 0,2 Prozent bei den Autobauern fest. Angeschaut haben die Studienautoren sich dazu Zahlen des Statistischen Bundesamtes und der Bundesagentur für Arbeit. Ergebnis: sinkende Umsätze – das erste Mal seit zehn Jahren. Peter Fuß, Branchenexperte bei EY:
"In der zweiten Jahreshälfte haben wir gesehen, dass bedingt durch die Einführung des neuen Prüfverfahrens WLTP ab September die Stückzahlen, die ausgeliefert wurden, dramatisch zurückgegangen sind und damit auch der Umsatz teilweise eingebrochen ist. Es hat teilweise sogar Lieferstopps gegeben, da wird es auch noch Verzögerungen, vermutlich ins erste Quartal 2019, geben."
Experte rechnet für 2019 mit Gewinnwarnungen
Das neue Abgasprüfverfahren ist aber nur ein Grund für den Dämpfer im vergangenen Jahr und die Schwierigkeiten, mit denen die Autoindustrie zu kämpfen hat. "Das Jahr 2019 wird schwer für die Autoindustrie, zum Beispiel hat Donald Trump eine Krise in China ausgelöst, dem wichtigsten Absatzmarkt weltweit. Zudem muss die Autoindustrie investieren in Technologien wie den Elektroantrieb. Also, man muss in diesem Jahr mit Gewinnwarnungen rechnen, nicht mit guten Nachrichten", sagt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.
Zu schaffen macht den deutschen Autobauern auch, dass der Dieselskandal noch nicht abgeschlossen ist. Und andere Regionen der Welt sind als Wachstumstreiber ausgefallen: In der Türkei verzeichnet die Autobranche einen Rückgang von einem Drittel, der Iran ist durch die US-Sanktionen als erhoffter Wachstumsmarkt ausgefallen.
Bevorstehender Brexit belastet schon jetzt
Und im stärksten europäischen Exportmarkt Großbritannien sind die Ausfuhren der hiesigen Konzerne um rund zehn Prozent eingebrochen. Und der eigentliche Gegenwind könnte hier durch einen harten Brexit erst noch kommen, meint Jürgen Pieper, Auto-Analyst im Bankhaus Metzler.
"Auch der Brexit wird Wirkungen haben, egal ob der jetzt verschoben wird oder nicht, das ist schon eine Belastung, der britische Markt geht schon seit längerer Zeit runter. Und zumindest müssen sich die Unternehmen auf den Brexit vorbereiten und allein das kostet schon Geld".
Was die politischen und wirtschaftlichen Krisen an verschiedenen Orten der Welt mit der exportstarken, aber deswegen zum Teil auch exportabhängigen Autoindustrie machen können, lässt sich an der Exportstatistik ablesen: Während die Ausfuhren in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres noch leicht angezogen haben, sind sie in der zweiten Jahreshälfte um drastische rund sieben Prozent eingebrochen. Und ein Damoklesschwert schwebt nach wie vor über der Autobranche: Die angedrohten Strafzölle von 25 Prozent auf europäische Autos im wichtigsten Auslandsmarkt USA.