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Neptun in Opposition
Der Planet aus Berlin, Paris und London

Morgen stehen Neptun, die Erde und die Sonne genau auf einer Linie. Der achte Planet befindet sich in Opposition zur Sonne, wie Fachleute sagen. Sein Abstand zur Erde ist jetzt am geringsten und er leuchtet am hellsten.

Von Dirk Lorenzen | 10.09.2020
Berechnet in London und Paris, entdeckt in Berlin: Neptun, der äußerste Planet im Sonnensystem
Berechnet in London und Paris, entdeckt in Berlin: Neptun, der äußerste Planet im Sonnensystem (NASA)
Seitdem Pluto als Zwergplanet gilt, ist Neptun der Außenposten im Planetensystem. Ihm kommt auch im Merksatz zur Reihenfolge der Planeten eine neue Rolle zu. Der lautete einst "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten", noch mit dem P für Pluto. Nun heißt er: "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel".
Am Nachthimmel ist Neptun, für den das N steht, allerdings nur mit einem Fernglas als Lichtpunkt zu erkennen, nicht mit bloßem Auge. Am 23. September 1846 hat Johann Gottfried Galle mit einem Fernrohr der Berliner Sternwarte Neptun zum ersten Mal bewusst wahrgenommen. Aber es greift zu kurz, Galle als Entdecker zu bezeichnen. Denn Galle hat sein Teleskop auf eine Stelle im Sternbild Wassermann gerichtet, die ihm Urbain Leverrier mitgeteilt hatte. Der französische Astronom und Mathematiker hatte aus Unregelmäßigkeiten in der Bewegung des gut 60 Jahre zuvor entdeckten Uranus auf einen weiteren Planeten geschlossen.
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Neptun und sein Mond Triton als dünne Sicheln, aufgenommen von der Raumsonde Voyager 2 (NASA)
Die in Paris angestellte Berechnung war äußerst korrekt – ebenso wie die von John Couch Adams in London. Allerdings nahmen die Chefs von Leverrier und Adams die Suche nach einem weiteren Planeten nicht ernst. So wurde Neptun in Paris und London berechnet, aber in Berlin gefunden – ein wahrhaft europäischer Planet!