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Netflix-Doku über den Rapper Lil Peep
Alles für Alle

Dem amerikanischen Rapper Lil Peep stand eine große Zukunft bevor. Doch er zerbrach an den Anforderungen des Musikgeschäftes und starb im November 2017 mit nur 21 Jahren an einer Überdosis. Die Musikdokumentation „Everybody´s Everything“ erzählt seine Geschichte.

Von Steffen Irlinger | 09.04.2020
EVERYBODYS EVERYTHING, Lil Peep, 2019. Gunpowder & Sky / courtesy Everett Collection Please credit Courtesy Everett Collection ACHTUNG AUFNAHMEDATUM GESCHÄTZT PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xCourtesyxEverettxCollectionx MCDEVEV EC041
Depressionen, Drogen und gescheiterte Beziehungen: Lil Peep rappte über das, was seine Generation der Anfang 20-Jährigen bewegte (www.imago-images.de)
Millionen jubelten ihm zu: Gustav Elijah Åhr, von seinen Freunden Gus genannt, für den Rest der Welt war er Lil Peep. Zum Zeitpunkt seines Todes im November 2017 galt er als einer der erfolgreichsten jungen Rapper seiner Generation, der sogenannten Millenials. Über die Plattform Soundcloud wurde er ab 2015 in kürzester Zeit weltberühmt. Der junge Mann mit den auffälligen Gesichtstatöwierungen rappte und sang über Depressionen, Drogen und gescheiterte Beziehungen. Dabei vermischte er Genres wie Punk, Emo, Rock und Trap. Lil Peep wurde nur 21 Jahre alt. Die Todesursache: Eine Überdosis Schmerzmittel und Antidepressiva.
Kurzes, heftiges Leben
Die Netflix-Dokumentation "Everybody´s Everything" erzählt vom ebenso kurzen wie heftigen Leben des Künstlers. Interviews mit ihm selbst, Gespräche mit einzelnen Familienmitgliedern, Freunden und Weggefährten, Live-Auftritte und Aufnahmen aus der Kindheit von Lil Peep zeichnen ein facettenreiches Bild seiner Persönlichkeit und zeigen auch etwas von dem Menschen hinter der Kunstfigur "Lil Peep".
Was den Film zu einem wirklich herausragenden Zeitdokument macht: Er liefert das Porträt einer westlichen Gesellschaft in der Prä-Corona-Zeit. Ein Film über Kraft und Fluch der Sozialen Medien und über die Gier der globalen Kulturindustrie nach neuem Talent und neuen Gesichtern. Individualität erscheint als Ware.
Und "Everybody´s Everything" ist nicht zuletzt auch ein Film über die großflächige, von amerikanischen Pharmafirmen mitverursachte Schmerzmittel-Epidemie, die unter anderem von Rappern wie Lil Peep selbst, Future oder Roddy Rich künstlerisch reflektiert wird.
Verheizen eines jungen Talents
Beeindruckend sind vor allem die Live-Auftritte von Lil Peep, der - wie im Film dokumentiert - selbst im Dämmerzustand kurz vor dem Kollaps noch die Gabe besaß, sein Publikum zu fesseln. "Everybody´s Everything" ist ein aufwühlender Film über einen freundlichen, sensiblen Künstler, auf den Plattenfirma, Management, Medien und Fans gleichzeitig Anspruch erhoben und der – so legt es der Filmtitel zumindest nahe - von jetzt auf gleich "Alles für Alle" sein wollte, jedoch genau daran zerbrach.
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