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Netflix-Serie "The Crown"
Die junge Queen Elizabeth startet durch

Opulente Ausstattung und hohe Produktionskosten: Der Streamingdienst Netflix zeigt mit der Serie "The Crown" den Start der jungen Elizabeth ins Amt der britischen Königin. Ihre ersten vier Regierungsjahre füllen die zehn Folgen - überraschende Momente, Witz und Humor hätten der Serie allerdings gut getan.

Von Michael Meyer |
    Claire Foy bei der Weltpremiere der Netflix-Serie "The Crown" in London
    Claire Foy bei der Weltpremiere der Netflix-Serie "The Crown" in London (AFP / Niklas Halle'n)
    Flüssiges Gold schießt in spitzem Bogen nach oben, formt sich in Großaufnahme zu Verzierungen, kleinen Schwüngen. Dann fährt die Kamera zurück. Das ist sie also. Jene Krone, die seit Jahrhunderten weitergereicht und an der die junge Elizabeth so schwer zu tragen haben wird. Im Jahr 1952 ist noch ihr Vater, König Georg VI Monarch. Doch er stirbt früh an einer Lungenkrebserkrankung. Sie, mit 26 Jahren noch jung und unerfahren, muss viel früher als geplant die Nachfolge antreten. Elizabeth, gespielt von Claire Foy, muss sich nun erst an den Titel, das Amt und an das Tragen der Krone gewöhnen:
    "Es ist nicht so leicht wie es aussieht. Genau das sagte auch der König. Ich erinnere mich. Würden Sie sie mir ein paar Tage ausborgen? Ausborgen, Mam, von wem? Wenn Sie nicht Euch gehört, wem dann?"
    Die Serie zeigt immer wieder all die kleinen Demütigungen, Unsicherheiten und Einsamkeitsmomente, denen Elizabeth II. sich schon in jungen Jahren stellen muss. Immer wieder gibt es Rückblicke in ihre Kindheit und Jugend. Die Kamera zeigt Elizabeth oft in Großaufnahme, aber oft auch aus der Vogelperspektive in den großen Räumen, in denen sie sich anfangs wohl sehr verloren fühlt.
    Nach der Regentschaft des Vaters
    Der Palast war 16 Jahre lang, während der Regentschaft ihres Vaters, ein eingespielter Apparat, der zu nahezu 100 Prozent aus Männern bestand. Die junge Königin kann sich kaum gegen die Verhältnisse wehren. Immer wieder ist Erstaunen und Verachtung im Gesicht der Schauspielerin Claire Foy zu lesen. Selbst die Wahl ihres "Regierungsnamens" ist ein Akt für sich. Also jenes Namens, der, ähnlich dem Papst, Würde und historische Kontinuität aufzeigen soll.
    "Ihr Vater entschied sich für George, sein eigentlicher Name, ist, war Albert. Und bevor er abdankte wählte ihr Onkel Edward, sein Name war selbstverständlich David. Was ist mit meinem Namen? Nichts. Gut, dann lasst uns die Dinge nicht komplizierter machen als sie sind, mein Name ist Elizabeth."
    Ihre Ehe mit Prinz Philipp gerät in jungen Jahren in die Krise. Philip meint in einer Szene, er habe eine Frau heiraten wollen, und keine Königin. Doch die Krone geht vor.
    Und als weiteres Problem wäre da noch der greise Winston Churchill, der, fast 80-jährig, jeden Dienstag zur Audienz im Palast vorbeischaut. Churchill, altersstarrsinnig und kampferprobt, hält nicht viel von der jungen Monarchin, die er als zu unerfahren erachtet. Der Amerikaner John Lithgow spielt Churchill auf kongeniale Weise verhärmt und dennoch nicht unsympathisch. Die beiden lernen in ihren Gesprächen voneinander, bis - kurz vor einer Weltreise in die Commonwealth-Staaten - Churchill Elizabeth ein paar Ratschläge mit auf die weite Reise gibt:
    "Lassen Sie niemanden jemals die wahre Elizabeth Windsor sehen. Lassen Sie es niemals sehen, dass es manchmal eine Bürde ist, eine Krone zu tragen. Lassen Sie sie anschauen, aber lassen Sie sie immer nur das "Ewige" sehen. Danke, Winston."
    Sex, Orgien oder Skandale
    "The Crown" zeichnet in der ersten Staffel die Regierungsjahre von 1952 bis 1956 nach, jene Zeit, die wohl am ereignisreichsten war. Tod des Vaters, Krönung Elizabeth, Rücktritt Churchills, Suez-Krise. Diese Ereignisse geben viel her. Die Serie sei dennoch kein Dokumentarfilm, meint Autor Peter Morgan. Und doch habe er sich um historische Genauigkeit bemüht. Was genau hinter den Palastmauern gesprochen wurde, das sei natürlich Spekulation. Jedoch eine, die sich an dem orientiert, was als einigermaßen gesichert gelten darf. Und dennoch gelingt es der Serie nicht in gleichem Maße wie dem Spielfilm "The Queen", eine eigene Charakterisierung der Queen hinzubekommen. Das mag allerdings auch daran liegen, dass Elizabeth in jungen Jahren noch auf der Suche nach ihrer Rolle war.
    Trotz aller visuellen Opulenz: "The Crown" wirkt streckenweise recht spröde und getragen, ohne Witz oder Humor. Die Düsterkeit vieler Szenen und eine Hauptfigur, die selten lächelt und eher schwermütig ihr Schicksal erduldet, wird nicht jeden Netflix-Abonnenten überzeugen. Wer auf eine überraschende Wendung wartet, gar auf allzu Privates wie Sex, Orgien oder Skandale, wird sowieso enttäuscht werden, da orientieren sich die Macher streng an der Historie.
    Elizabeth Großmutter Queen Mary, die noch vor der Krönung der jungen Monarchin verstarb, gab ihr einen Tipp mit auf den Weg, einen, den man als Überschrift ihrer Regentschaft und der ganzen Serie verstehen könnte:
    "Die Krone muss gewinnen, muss immer gewinnen."