
Was genau soll getestet werden - und wie?
Trump schrieb auf Truth Social: "Wegen der Testprogramme anderer Länder habe ich das Kriegsministerium angewiesen, mit den Tests unserer Atomwaffen auf gleicher Basis zu beginnen." Um welche Art von Tests es sich handeln soll und welche Waffen getestet werden sollen, blieb dabei offen. Trump erklärte, er habe das Pentagon angewiesen, den Prozess sofort zu starten. Die Standorte für die Atomtests würden zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.
Die Ankündigung des US-Präsidenten kam nur kurz vor einem Treffen mit Chinas Präsidenten Xi Jinping in Südkorea. Während des Treffens beantwortete Trump eine Frage von Journalisten zu den angekündigten Atomwaffentests nicht. Die USA und China sind - wie auch Russland - etablierte Atommächte. Unter anderem besitzen auch Großbritannien und Frankreich Atomwaffen.
Warum will Trump die Tests?
Gegenüber Journalisten sagte Trump, die Tests als nötig, um mit rivalisierenden Atommächten Schritt zu halten. "Wenn andere testen, halte ich es für angemessen, dass wir das auch tun."
Hintergrund der Ankündigung könnten russische Tests sein. Vor einigen Tagen hatte der russische Präsident Putin erklärt, ein Test der atomaren Langstreckenrakete Burewestnik sei geglückt. Dieser wurde nach russischen Angaben im Verlauf eines Manövers von Atomstreitkräften am 21. Oktober durchgeführt. Bei dem russischen Test handelte es sich allerdings um die Erprobung eines neuen Trägersystems, nicht um den Test einer Atomwaffe.
Wer hat bislang Atomwaffen getestet?
Der bisher letzte Atomtest der USA war am 23. September 1992 auf dem Gelände durchgeführt worden, das heute als Nevada National Security Site bekannt ist. Seitdem haben sich die USA zusammen mit Russland und China bislang an ein seit Jahrzehnten bestehendes Moratorium für unterirdische Atomexplosionen gehalten. Sollten die USA tatsächlich erstmals seit mehr als 30 Jahren erneut Atomwaffentests durchführen, könnten sich auch andere Atommächte aus der Deckung wagen.
Die USA haben zwischen 1945 und 1992 nach Kongressangaben mehr als 1.000 Atomtests durchgeführt. Seit 1998 gibt es weltweit allerdings nur noch Tests von Nordkorea. Russland testete zuletzt 1990, China 1996.
Wie realistisch sind neue Atomtests - und hätten sie überhaupt einen Nutzen?
Die USA verfügen über ein umfangreiches Programm, um die Zuverlässigkeit ihres Atomarsenals sicherzustellen. Dazu gehören Computersimulationen, Tests mit Atommaterial, bei denen keine Kettenreaktion stattfindet sowie Tests von Raketen und Sprengkopftechnologien. Solche Maßnahmen machen nach Ansicht mancher Experten Atomtests überflüssig.
"Ich glaube nicht, dass Tests notwendig sind, um die Zuverlässigkeit des US-Atomarsenals zu gewährleisten", zitierte das "Wall Street Journal" Gary Samore, der als führender Experte für Massenvernichtungswaffen im Nationalen Sicherheitsrat des ehemaligen US-Präsidenten Clinton tätig war. "Es wäre ein Geschenk für Russland und China, die neue Arten von Atomwaffen entwickeln und von einer Wiederaufnahme der Tests profitieren würden."
Experten bezweifeln zudem, ob die USA so überhaupt in der Lage sind, innerhalb von wenigen Wochen oder Monaten neue Tests mit Atomsprengköpfen durchzuführen. Seit 2010 gibt es keine separate Finanzierung für die Testbereitschaft mehr. Auch die Testinfrastruktur ist demnach veraltet. Der Direktor der Arms Control Association, Kimball, sagte, die USA bräuchten mindestens 36 Monate, um etwa unterirdische Atomtests wieder aufzunehmen.
Wie fallen die internationalen Reaktionen aus?
In einer ersten Reaktion forderte China die US-Regierung auf, sich an ihre Zusage zum Atomtest-Moratorium zu halten und das globale strategische Gleichgewicht sowie die Stabilität zu wahren. Ein hochrangiger russischer Abgeordneter sagte der staatlichen Nachrichtenagentur RIA zufolge, Trumps Entscheidung läute eine neue Ära der Unvorhersehbarkeit und offenen Konfrontation ein. Auch demokratische Abgeordnete des US-Kongresses sprachen sich gegen eine Wiederaufnahme von Atomwaffentests aus.
Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Hardt, äußerte gegenüber den Sendern RTL und ntv Verständnis für Trump. Nicht die USA hätten die neue Runde von Atomtests eingeläutet, sondern Russland teste immer wieder demonstrativ atomfähige Raketen und verstoße gegen internationale Verträge. Auch China rüste massiv auf. Der amerikanische Nuklearschirm sei eine der wesentlichen Lebensversicherungen Deutschlands und Westeuropas, so der CDU-Politiker. Daher könne er den US-Präsidenten nicht dafür kritisieren, sein Atomwaffenarsenal zu modernisieren.
Welche Abrüstungsverträge gelten noch?
Der atomare Abrüstungsvertrag New Start, das letzte große Rüstungskontrollabkommen zwischen den USA und Russland, läuft im Februar 2026 aus. Es gibt bislang keine Verhandlungen über eine Nachfolgeregelung. Der Kreml hatte kürzlich erklärt, es sei unmöglich, ihn neu auszuhandeln. Der Vertrag New Start wurde 2010 geschlossen und 2021 letztmalig um fünf Jahre verlängert. Er sieht eine Reduzierung der Atomsprengköpfe und der Trägersysteme vor. Ein internationaler Kernwaffenteststopp-Vertrag wurde 1996 in der UNO-Generalversammlung angenommen. Die USA haben den Vertrag nicht ratifiziert. Russland zog daraufhin seine Ratifizierung Ende 2023 zurück.
Der ehemalige Brigadegeneral der Bundeswehr und Berater der damaligen Bundeskanzlerin Merkel, Vad, sprach von einem "Kräftespiel". Er sagte im Deutschlandfunk, Trump könnte mit der Ankündigung möglicherweise Verhandlungen anbahnen, um doch nochmal mit Russland über Begrenzungen oder eine Form der Rüstungskontrolle zu sprechen. Weiterhin erklärte Vad, dass eine Veränderung der russischen Nuklearstrategie im Raum stehe: "Es gibt Überlegungen, den Ersteinsatz von Nuklearwaffen früher freizugeben, wenn Interessen Russlands tangiert werden."
Wann wurden in der Geschichte Atomwaffen eingesetzt?
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatten die USA 1945 eine Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen. Eine zweite Bombe traf drei Tage später Nagasaki. Es waren die ersten - und bislang einzigen - Atomwaffenangriffe der Kriegsgeschichte.
Schätzungsweise mehr als 70.000 Menschen starben auf einen Schlag in Hiroshima, bis Ende 1945 waren es schon 140.000. In Nagasaki starben bis Jahresende etwa 70.000 Einwohner. Die genaue Opferzahl wird sich nie ermitteln lassen, weil viele erst an den Spätfolgen durch die Strahlung starben.
Diese Nachricht wurde am 30.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.



