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Neue Fußball-Regeln
Wie Amateurtrainer auf gelbe und rote Karten reagieren

Karten gegen Fußballtrainer: In dieser Saison gibt es sie zum ersten Mal - auch im Amateurbereich. Während die Trainer in der Bundesliga die neue Regelung teilweise scharf kritisieren, trifft sie bei den Amateur-Trainern eher auf Zustimmung.

Von Daniela Müllenborn | 19.10.2019
3. Spieltag der Mittelrhein-Liga. Auf dem Kunstrasenplatz neben dem Kölner Südstadion spielt Fortuna Köln II gegen den Siegburger SV 04. Fortuna-Trainer Marco Zillken gilt als sehr impulsiv in seiner Coaching-Zone. Dass der Schiri ihm jetzt auch die gelbe und die rote Karte zeigen darf, ändert an seinem Verhalten nichts. Er und auch sein Siegburger Kollege Bünyamin Kilic können mit der Neuerung gut leben.
"Das ist absolut legitim"
Marco Zillken: "Am Ende des Tages habe ich mich dann immer wieder im Griff, kann mich dann immer wieder kontrollieren und auf meine Mannschaft fokussieren und grundsätzlich finde ich das eine gute Geschichte, wenn der Verband hingeht und das reglementiert, wenn Trainer deutlich über die Stränge schlagen."
Bünyamin Kilic: "Ich bin ein sehr emotionaler Typ auf dem Feld, war ich schon als Spieler. Als Trainer nehme ich mich ein bisschen zurück, habe natürlich die gelbe Karte im Kopf, eine Vorbild-Funktion sollte der Trainer aber immer haben, nicht nur weil da jetzt Karten ins Spiel kommen. Ist absolut legitim, ist okay."
Gelbe Karten handeln sich die Trainer zum Beispiel ein, wenn sie wiederholt ihre Coaching-Zone verlassen oder Gegenstände, wie Trinkflachen auf das Spielfeld werfen. Rot gibt es, wenn sie auf das Spielfeld laufen, um vielleicht den Schiri zur Rede zu stellen, oder bei aggressivem Verhalten gegenüber anderen, auch gegenüber Zuschauern oder Ballkindern.
Karte als Orientierungs-Hilfe für die Trainer
Während Bundesliga-Trainer die neue Karten-Regelung teilweise scharf kritisieren, trifft sie bei den Amateur-Trainern im Fußball-Verband Mittelrhein auf breitere Zustimmung, beobachtet Michael Beitzel, der Schiedsrichter ausbildet: "Ich bin auch bei der Trainerausbildung tätig, bei der B-Lizenz und wenn man sich da mal umhört, die finden es vernünftig, damit auch für sie klar liegt, jetzt ist es wirklich ernst, was der Schiri da mit mir besprochen hat."
Die Karte als Orientierungs-Hilfe für die Trainer. Außerdem sorgt sie für mehr Transparenz, auch bei den Zuschauern, glaubt Jungschiedsrichter Marko Myranek, der das Spiel zwischen Fortuna Köln und Siegburg geleitet hat:
"Letzte Saison hat man es halt so gemacht, dann ist der Schiedsrichter zum Beispiel zum Trainer rausgelaufen, und hat ihm was gesagt. Vielleicht kam das dann gar nicht so deutlich an, auch nach außen vielleicht nicht so deutlich an, dass das jetzt wie eine Verwarnung beim Spieler ist. Das war dann immer noch so ein bisschen Smalltalk-mäßig. Jetzt sind da klar die Grenzen gesetzt."
Anders als bei den Profis ziehen im Amateurbereich mehrere gelbe Karten nicht automatisch eine Spiel-Sperre nach sich. Auch weil es zu wenig Helfer gibt, um die Karten nachzuhalten.
Aber: der Innenraumverweis kostet. Ab 50 Euro in der Kreisliga, bis 150 Euro in der Oberliga, also der fünften Liga, in der auch die Mannschaft von Fortuna Köln II spielt. Deren Trainer Marco Zillken glaubt, dass die neue Karten-Regelung für die Schiedsrichter eine weitaus größere Herausforderung ist, als für die Trainer: "Es ist eine sehr schwierige Situation für die Schiedsrichter, dann auch genau das Maß abzuwägen, wann sind es Emotionen und wann ist es drüber."
"Da ist mehr Nachdenken gefragt"
"Da würde ich zustimmen. Der Schiri hat eine breitere Palette, nämlich zwischen Ermahnung, Verwarnung und Innenraumverweis mittels roter Karte zu differenzieren, und da das richtige Maß zu finden, ist etwas schwieriger als früher. Früher gab es halt nur die beiden Möglichkeiten, ich spreche ihn an, oder ich schicke ihn, und jetzt ist die Palette etwas breiter, mehr Nachdenken gefragt."
Erklärt Lehrwart Michael Beitzel. Der frühere Zweitliga-Schiedsrichter musste in dieser Saison erst ein einziges Mal die gelbe Karte zücken. Überhaupt sind die Schiris im Fußball-Verband Mittelrhein weit entfernt von einer Karten-Flut gegen Trainer.
"Ich habe da im Sonntag auch gepfiffen und habe dann zum Mittel der Ermahnung gegriffen, er meinte er sei halt sehr impulsiv. Ich habe ihn dann daran erinnert, dass ich jetzt auch die Karten zur Verfügung habe und da meinte er zu mir: die brauchst du nicht."
Auch im Spiel zwischen Fortuna Köln II und dem Siegburger SV 04 gab es keine Karten gegen die Trainer. Fortuna-Trainer Marko Zillkens half sogar mit, die Gemüter am Spielfeldrand zu beruhigen.