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Neue PISA-Studie
Bitte keine Quereinsteiger als Lehrer

Die Lehrerausbildung steht im Fokus der neuen Pisa-Studie. Darin kommt die OECD beim Blick auf das deutsche Schulsystem zu einem durchwachsenen Ergebnis: Für gute Leistungen von Schülern seien sind gut ausgebildete Lehrer nötig, deren Ausbildung müsse praxisnäher sein.

Von Oliver Neuroth | 12.06.2018
    Schüler im Klassenzimmer bewerfen die Lehrerin mit Papierbällen, Mobbing gegen Lehrer
    Schüler im Klassenzimmer bewerfen die Lehrerin mit Papierbällen (imago / imagebroker)
    Alle drei Jahre kommt eine neue Pisa-Studie heraus. In der Regel geht es um den Leistungsstand der Schüler. Nun blickt die OECD auf die andere Seite und hat untersucht, inwieweit sich die Qualifikation und das Arbeitsumfeld von Lehrern auf den Unterricht auswirken. Und vor allem darauf, wie viel ein Bildungssystem leisten kann.
    Die Besten für die schwierigsten Schulen gewinnen
    Mit Blick auf Deutschland hat Andreas Schleicher, Leiter des Bereiches Bildung bei der OECD, erst einmal gute Nachrichten: Es gelinge inzwischen, mehr Lehrer an sogenannten Problemschulen zu beschäftigen. Die Klassen dort werden damit kleiner, einzelne Schüler bekommen mehr Betreuung.
    "Wenn wir aber auf die Qualität der Lehrer schauen, sind sie zum Beispiel spezialisiert in den Gebieten, in denen sie auch unterrichten - da ist es meistens umgekehrt. Das heißt, die Schulen mit den größten Herausforderungen haben in der Regel in Deutschland auch die Lehrkräfte, die weniger Erfahrung haben oder auch einen geringeren Grad der Ausbildung. Also da muss Deutschland noch sehr viel mehr tun, um sicherzustellen, dass die schwierigsten Schulen auch am attraktivsten sind für die besten Lehrer."
    Mehr Praxiserfahrung nötig
    Die neue Untersuchung stellt klar: Für gute Leistungen von Schülern sind gut ausgebildete Lehrer nötig, keine Quereinsteiger. Die OECD spricht sich dafür aus, dass die Lehrer-Ausbildung praxisnäher wird. Das heiße: weniger Kurse in der Universität, mehr Einsätze im Schulunterricht.
    "Beispiel Finnland, wo der überwiegende Teil der Lehrerausbildung in Schulen stattfindet – durch gute Mentoren, die Lehrkräfte in dieser Ausbildung mitnehmen. Und diese Erfahrungen sind sehr wichtig, um auch gerade den theoretischen Teil sinnvoll zu gestalten."
    Der Lehrerberuf muss interessanter werden
    Zudem fordern die Autoren der Studie, den Lehrerberuf interessanter zu machen: zum Beispiel bessere Karriereaussichten zu bieten. Weltweit wollen nur vier Prozent der 15-Jährigen Lehrer werden, in Deutschland vor allem eher mittelmäßige Schüler.
    "Es sind meistens nicht die Schüler mit den besten Leistungen. Die Schüler mit den besten Leistungen geben doch andere Berufsziele an als den Lehrerberuf. Also da kann man mehr tun, um den Lehrerberuf in frühen Jahren attraktiv zu gestalten."
    An der Bezahlung für Lehrer liege es in Deutschland nicht, so Schleicher, die sei auf einem hohen Niveau. Der Bildungsforscher schlägt vor, dass die Zahl der reinen Unterrichtsstunden für einen Lehrer in Deutschland sinkt. Dann habe er mehr Zeit, den Unterricht vor- und nachzuarbeiten und vielleicht auch mehr Freiraum für eigene Ideen.