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Neue Serie: "Technik gegen Terror"
Wie uns Forscher vor Anschlägen schützen wollen

Heute startet die Serie "Technik gegen Terror", in der die Deutschlandfunk-Redaktion von "Forschung aktuell" der Frage nachgeht, inwiefern Hightech dabei helfen kann, Katastrophen zu verhindern. Anspruch der Serie sei ein differenzierter Blick, sagte DLF-Redakteur Ralf Krauter: Wo gibt es marktreife Produkte - und was ist aus Forschungsgeldern geworden?

Ralf Krauter im Gespräch mit Tobias Armbrüster |
    Gepäck in einer Röntgen-Sicherheitskontrolle.
    Gepäck in einer Röntgen-Sicherheitskontrolle: Neue Technik soll die Kontrollen zuverlässiger machen. (imago/Xinhua)
    Tobias Armbrüster: Wenn wir hier im Deutschlandfunk über den Kampf gegen den Terrorismus, über Kampf gegen Terror berichten, dann geht es dabei sehr häufig um Politik, um politische Vorschläge, wie man bestimmte terroristische Gruppen bekämpfen kann, was man tun kann, um solche Verbrechen politisch aufzuklären und wie man sie herausfinden kann. Das Ganze hat aber – das klingt darin schon an – auch häufig eine technische Dimension.
    Bei Terrorbekämpfung geht es sehr häufig um Technik, um Computertechnologie und Überwachungstechnik und noch so vieles mehr. Die Kollegen von unserer Redaktion "Forschung aktuell", die haben deshalb mal einige Beispiele gesammelt und starten heute in ihrer Sendung eine zehnteilige Reihe mit dem Titel "Technik gegen Terror", wo sie genau solche Vorschläge, solche Techniken vorstellen wollen.
    Der Kollege Ralf Krauter aus der Redaktion ist jetzt hier bei mir im Studio. Herr Krauter, um was soll es da zum Beispiel gehen in dieser Reihe?
    Ralf Krauter: Es geht wirklich um ganz klassische Terrorszenarien, die Sicherheitsexperten schon seit vielen Jahren Sorgen bereiten, weil man weiß, dass Terroristen schon mal versucht haben, auf die eine oder andere Art und Weise für Angst und Schrecken zu sorgen: die Kofferbombe am Bahnsteig zum Beispiel, der Attentäter im Flugzeug, ein verdächtiger Brief mit einem weißen Pulver drin, der in einem Bundesministerium eingeht. Und man weiß nicht so recht, ist das vielleicht Milzbrand, ein Biowaffen-Anschlag oder nicht.
    Es geht um Hacker-Angriffe auf die Stromnetze zum Beispiel, vor denen der Bundesinnenminister ja im letzten Herbst noch mal explizit gewarnt hat. Um all solche Szenarien geht es und das Spannende ist jetzt, dass letztlich seit 2007 schon versucht wird, diese Terrorszenarien zu adressieren mit Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, die das Bundesforschungsministerium in den letzten zehn Jahren mit über 500 Millionen Euro gefördert hat.
    Wir haben uns jetzt einfach mal gedacht, wir fragen mal nach, was ist eigentlich rausgekommen aus all diesen Versprechen von Forschern, von Entwicklern, die gesagt haben, wir könnten dieses und jenes Szenario ein bisschen entschärfen, oder die Folgen wenigstens abmildern, oder vielleicht sogar Anschläge verhindern, wenn wir neue Technologien entwickeln.
    Da geht es zum Beispiel um portable Biowaffen-Detektoren, die man in der Poststelle der Bundesbehörde direkt einsetzen könnte, um rauszufinden, dieses weiße Pulver ist wirklich gefährlich, oder es ist nur Vanillezucker. Kommt häufig vor übrigens, es gibt viele Trittbrettfahrer, die Angst und Schrecken verbreiten wollen. Und die Behörden sind dann gezwungen, dem nachzugehen. Es geht zum Beispiel um neue Sprengstoffschnüffler, um verdächtige Luftfrachtpakete zu screenen.
    Da gab es ja einen ganz bekannten Fall: In Köln-Bonn wurde vor einigen Jahren mal ein Luftfrachtpaket umgeladen. Das kam aus dem Jemen und hinterher kam heraus, da war ein als Druckerpatrone getarnter Sprengsatz drin, der einen Frachtflieger zum Absturz hätte bringen können. In Köln-Bonn hat man nichts davon mitbekommen. Man hat das Paket einfach umgeladen. Und die Frage ist natürlich, kann man Technologien entwickeln, um so etwas quasi beim Verladen noch mal schnell zu checken.
    Armbrüster: Und was ist Ihre Antwort? Hilft Technik da? Kann Technik da wirklich etwas tun, einen Beitrag leisten?
    Blick auf den Einzelfall
    Krauter: Der Anspruch dieser Serie ist, wirklich zu zeigen, es kommt immer auf den Einzelfall an. Manchmal ja, Hightech kann helfen, die Terrorgefahr zu mindern an manchen Stellen. Aber leider klafft dann zwischen Wunsch und Wirklichkeit oft ein ziemlich großer Spagat. Was das Luftfracht-Screening angeht, steckt immer noch ziemlich viel im Argen, sagen alle Experten. Es gibt aber durchaus auch positive Beispiele. Eines ist heute Thema der Folge eins unserer Serie.
    Da geht es tatsächlich um Körperscanner. Das Szenario ist der Attentäter im Flugzeug. Körperscanner, die heute ja jeder Flugpassagier kennt, wurden explizit entwickelt, um zu verhindern, dass jemand unter seiner Kleidung versteckte Sprengstoffe oder Waffen in so einen Flieger schmuggeln kann. Die neueste Generation der Körperscanner, von denen der Bundesinnenminister gerade 300 Stück bestellt hat im letzten Sommer, die stammt aus München von der Firma Rohde & Schwarz. Und interessanterweise haben tatsächlich zwei der vom Bundesforschungsministerium geförderten Forschungsprojekte die Entwickler auf den Weg gewiesen, diese Technologie so zu entwickeln.
    Das ist so ein Beispiel, dass letztlich Millionen an Forschungsförderung im Verlauf von zehn Jahren dann auch tatsächlich manchmal zu marktreifen Produkten führen, wo man wirklich sagen kann, ja, da funktioniert Technik gegen Terror. Das könnte den Alltag der Flugpassagiere tatsächlich sicherer und vor allem einfacher machen, weil diese Scanner ein bisschen effizienter sind als das, was man vorher hatte.
    Armbrüster: Solche Techniken werden allerdings auch immer in der Gesellschaft sehr kontrovers diskutiert. Da gibt es dann zum Beispiel Einwände von Datenschützern oder von Leuten, die sich generell fragen, ist das gut, oder ist das nur verschwendetes Geld, wird da vielleicht einfach ein Unternehmen subventioniert. Kommt so etwas auch zur Sprache in der Sendung?
    Differenzierter Blick auf die Problematik
    Krauter: Auf jeden Fall. Diese Sicherheitstechnik generell hat ja immer ihren Preis. Sie kostet zum einen Geld, man muss investieren, und zum anderen hat sie oft auch gesellschaftliche Nebenwirkungen. Persönliche Freiheiten werden eingeschränkt, wenn es etwa um Fotofahndung geht. Das alles wird zur Sprache kommen, weil Technologien sich letztlich nur dann durchsetzen, wenn sie A finanzierbar sind und B letztlich auch von der Gesellschaft akzeptiert werden. Es ist ein durchaus differenziertes Bild, was wir da zeichnen werden.
    Es ist kein hohes Lied auf Hightech, die helfen kann, die Terrorgefahr zu mindern; es ist eine wirklich differenzierte Analyse – übrigens nicht nur im Radio, sondern auch ergänzt um ein multimediales Webportal, zu finden unter Deutschlandfunk.de/Technik-gegen-Terror. Unbedingt mal draufklicken. Wir haben da ein paar Datenanalysen gemacht, interaktive Infografiken, die veranschaulichen, wie bestimmte Terroranschläge dazu führen, dass bestimmte Forschungsprojekte, die bestimmte Szenarien adressieren, dann gesponsert werden. Aktio und Reaktio, das ist auch auf wissenschaftlicher Ebene ganz klar zu sehen in diesem Bereich Sicherheitsforschung.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.