Mittwoch, 22. Mai 2024

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Neuer Leiter der Festspiele Erl
Loebe: Qualität statt Skandale

Nach dem Rücktritt von Gustav Kuhn als Leiter der Festspiele in Erl wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe, strebt sein Nachfolger einen völligen Neuanfang an. Bernd Loebe sagte im Dlf, sicher seien einige Mitarbeiter froh, dass Kuhn, "vor dem man gezittert hat", weg sei. Er versprach, wieder Normalität herzustellen.

Bernd Loebe im Gespräch mit Christoph Vratz | 29.10.2018
    Der neue künstlerische Leiter der Festspiele der Festspiele Erl - Bernd Loebe während eines Pressegesprächs am Mittwoch, 24. Oktober 2018, in Wien.
    Laut Bernd Loebe sollen die Tiroler Festspiele Erl wieder durch Qualität auffallen - statt durch Skandale (picture-alliance / dpa / Robert Jaeger)
    Der alte Leiter der Festspiele, Gustav Kuhn, ist am vergangenen Montag zurückgetreten - vielleicht habe man ihn auch gebeten zurückzutreten, so Loebe. "Es ist jetzt Fakt, dass Herr Kuhn draußen ist und den Weg total frei gemacht hat. Darüber hinaus habe ich einen Vertrag, in dem steht, dass ich allein bestimme und darüber verfüge, wer in Erl künstlerisch arbeitet. Ich gehe also heute davon aus, dass Herr Kuhn nicht mehr auftreten wird"
    Mitte November werde er mehrere Tage vor Ort sein und Gespräche mit den Festangestellten führen, so Loebe. Und da wolle er herausfinden, wer an einem wirklichen Neustart mitarbeiten wolle, wer am Alten klebe "und es liegt dann an mir, das richtige Team zusammenzuschweißen mit einigen Alten und einigen Neuen."
    "Festival auf normale Parameter zurückführen"
    "Und ich denke mal, dass es auch welche geben wird, die vielleicht ganz froh darüber sind, dass dieser Mensch, der alles so dominiert hat, vor dem man einerseits ein wenig gezittert hat, gleichwohl hat man ihn bewundert, es war eine ganz merkwürdige Melange, die da in Erl herrschte - ich möchte das Festival zurückführen auf normale Parameter." Er werde so oft es gehe vor Ort sein und jeder, der mitmachen wolle, sei willkommen und jeder, "der beleidigt in der Ecke sitzt, kann auch gerne gehen."
    Auch das Thema Finanzen und Bezahlung soll in Erl transparenter gestaltet werden. Der Vorwurf, Arbeitnehmer aus dem nicht-EU-Ausland würden zu Dumping-Löhnen in Erl arbeiten, ist immer wieder erhoben worden. "Tatsache ist, bevor ich dort anfange, wird alles rechtens sein, wenn es nicht schon jetzt rechtens ist."
    Keine weiteren Skandale mehr
    Kein Festival, Opernhaus oder Theater könne es sich leisten, "in erster Linie durch Skandale durch die Zeitungen zu marschieren. Wir müssen über unsere Leistungen wieder im Gespräch sein."
    Es gehe ihm um Qualität, Leistung und Arbeitswillen. Es müsse ein Gefühl der Loyalität und Identität mit diesem Ort wiederhergestellt werden. Man werde dort mit einer jüngeren Generation von Dirigenten, Sängern und Künstlern arbeiten.