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Neuer TÜV-Bericht
Wird der BER jemals eröffnet?

Ein neuer TÜV-Bericht lässt daran zweifeln, dass der Flughafen Berlin Brandenburg im Oktober 2020 endlich eröffnet wird. Wegen 11.519 Mängeln seien Rück- und Umbauten nötig. Die Flughafengesellschaft sagt trotzdem: Es läuft am BER. CDU und FDP in Berlin dagegen sehen eine "Investitionsruine".

Von Claudia van Laak | 12.04.2019
Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg (BER)
Eröffnung schon wieder gefährdet - vor dem Hauptstadtflughafen wächst Gras aus dem Asphalt. (picture alliance/dpa/Foto: Patrick Pleul)
Neue Hiobsbotschaften vom unvollendeten Hauptstadtflughafen BER: Der Berliner Tagesspiegel zitiert aus einem internen 61seitigen Prüfbericht des TÜV von Anfang März. Der Zieltermin sei aufgrund des unfertigen Anlagenzustands stark gefährdet, heißt es in diesem Bericht. 11.519 Mängel listet der TÜV-Bericht auf, allein im Bereich der Verkabelung. Großes Problem: Um die beanstandeten Mängel zu beseitigen, seien stellenweise Umbauten und Rückbauten nötig. Die Flughafengesellschaft bestätigt diesen TÜV-Bericht. Sprecher Hannes-Stefan Hönemann sagte gegenüber dem Deutschlandfunk:
"Es gibt den TÜV-Bericht, der ist korrekt, aber er ist nicht richtig eingeschätzt. Dass jetzt etwas abgerissen wird, die Tatsache, dass da Rückbaumaßnahmen im TÜV-Bericht stehen: Dass das irgendein Zeichen ist, dass es nicht am BER läuft, ist einfach nicht richtig."
Hönemann beschwichtigt: Umbaumaßnahmen speziell im Bereich der Kabeltrassen seien nötig, ja, dies dürfe man allerdings nicht als flächendeckenden Rückbau verstehen. Es gehe darum, Kabelschächte, die falsch belegt seien, zu öffnen und wieder ordnungsgemäß zu belegen. Dies bringe den Zeitplan nicht durcheinander, so der Flughafensprecher.
Die Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus hält diese Aussagen für nicht glaubwürdig. Sebastian Czaja, Mitglied im BER-Untersuchungsausschuss:
Eröffnung 2020 fast unmöglich
"Wir erleben einen Flughafenchef in den letzten Monaten, der sich zu einem notorischen Lügner entwickelt hat, das wird bestätigt durch die heutige Berichterstattung. Wir haben mit 11.500 Mängeln am BER sicherlich ein klares Signal dafür, dass die Eröffnung im Oktober 2020 nicht nur schwierig, sondern fast unmöglich bis unmöglich wird."
Czaja, Vorsitzender der FDP-Fraktion, setzt sich seit langem für einen Weiterbestand des Berliner Flughafens Tegel ein, ein entsprechender Volksentscheid war ebenfalls pro Tegel ausgefallen. Er sieht sich durch den Mängelbericht des TÜVs bestätigt. Jetzt werde ein Plan B gebraucht, so die FDP.
Der BER - Eine Investitionsruine
Ähnlich sieht es die CDU. Christian Gräff, Obmann im BER-Untersuchungsausschuss:
"Ich glaube, das sind ganz, ganz schlechte Tage für ganz Deutschland und für Berlin-Brandenburg. Unabhängig von der Frage, dass der Flughafen möglicherweise 2020 nicht eröffnet, glaube ich, stehen wir ernsthaft vor der Frage, ob der BER nicht möglicherweise eine Investitionsruine wird. Ich glaube, die Frage muss man sich ganz ernsthaft stellen. Und: Ist der Standort noch zu retten?"
Der BER sei mitnichten eine Investitionsruine, heißt es dagegen aus der Flughafengesellschaft. Der Eröffnungstermin im Herbst 2020 sei nicht gefährdet. Flughafensprecher Hönemann:
"Also, wir haben einen Termin, 2020, darauf arbeiten wir hin. Und alle anderen, die daran beteiligt sind, auch. Und zwar hart. Den werden wir einhalten. Wenn es zu Problemen an der ein oder anderen Stelle kommt, und das wird es im weiteren Prozess immer mal wieder, dann muss man gucken, was man da macht, um den Termin zu halten."
Neues Problem: Bloß haushaltsübliche Dübel verbaut
Der jetzt bekannt gewordene TÜV-Bericht benennt neben den Dauerthemen Entrauchung, Sprinkleranlage und Brandschutzklappen noch ein weiteres Problem. Im gesamten BER seien zehntausende haushaltsübliche Dübel verbaut worden, dies entspreche nicht der Brandschutzvorschrift. Entweder diese Bauvorschrift werde geändert, oder alle Dübel müssten ausgetauscht werden.
Der Start des Hauptstadtflughafens BER war mehrfach verschoben worden. Erster Spatenstich war 2006. Inzwischen summieren sich die Verzögerungen auf 8 Jahre, das ist länger als eigentlich für den Bau geplant war.