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Neues Digitalgeld "Libra"
Holt Facebook die Kryptowährungen aus der Nische?

Facebook hat seine Pläne für die neue Kryptowährung "Libra" vorgestellt. Weil das Netzwerk-Unternehmen weltweit so viele Menschen erreicht, räumen Experten dem neuen dem Digitalgeld gute Erfolgschancen ein. Wie bei allen Facebook-Vorhaben gibt es allerdings Datenschutzbedenken.

Von Marcus Schuler |
Der Schriftzug und das Logo von Libra, der neuen Kryptowährung von Facebook
Facebook hofft, dass seine 90 Millionen Werbekunden ihre Anzeigen künftig in Libra bezahlen (picture alliance/dpa/Facebook)
In der Finanzwelt scheint man sich einig zu sein: Die neue Kryptowährung von Facebook könnte zu einer echten Bedrohung für heutige Banken und Finanzinstitute werden. Joe Weisenthal ist Finanzexperte beim Wirtschaftsdienst Bloomberg:
"Es gibt kein Unternehmen auf der Welt, das so groß und breit aufgestellt ist wie Facebook. Wir haben zwar Bezahldienste wie Empeso, WeChat, Venmo oder Paypal. Die sind aber alle fragmentiert. Es gibt einfach keine Einheit von der Größe Facebooks."
Auch Visa, Mastercard, Paypal, Spotify und Vodafone dabei
Die neue Währung wird auf der sogenannten Blockchain-Technologie basieren. Sie soll aber keinen Kursschwankungen unterliegen, weil sie durch einen Reservefonds mit Dollar, Euro und Yen gedeckt wird. Als eine Art Zentralbank wird die gemeinnützige Libra Association fungieren, mit Sitz in Genf in der Schweiz. Mit dabei sind unter anderem Finanzdienstleister wie Visa und Mastercard, Paypal und Stripe. Außerdem machen Unternehmen mit wie Spotify, Vodafone oder die Fahrdienstvermittler Lyft und Uber.
Facebook-Manager David Marcus, der zuvor Chef des Bezahlanbieters Paypal war, sagt, es sei endlich Zeit für etwas Neues. Aber bis zum Start der neuen Währung im nächsten Jahr sei es noch ein langer Weg, so Marcus im Wirtschaftssender CNBC.
Zielgruppe zunächst Entwicklungsländer
In einem sind sich die meisten Experten einig: Mit Libra könnte Facebook die Kryptowährungen aus der Nische holen. Kein Unternehmen kommt auf so viele Nutzer wieder das soziale Netzwerk aus dem Silicon Valley. Es erreicht rund 2.6 Milliarden Menschen - Whatsapp und Instagram eingeschlossen. Zielgruppe dürften anfangs vor allem Entwicklungsländer sein, wo viele Menschen oft kein Bankonto haben oder die lokalen Währungen großen Schwankungen unterliegen. David Marcus:
"Grenzüberschreitende Zahlungen sind nach wie vor schwierig, sie sind teuer, kosten rund sieben Prozent Gebühren und eine Überweisung dauert oft drei bis vier Tage."
"Keine Transaktionen mit sozialen Daten verknüpfen"
Libra ist digital. Wer die Währung nutzen möchte, muss sich eine App auf seinem Smartphone installieren. Facebook ist nicht zwingend notwendig. Dafür sorgen die anderen Partner wie Paypal oder Kreditkartenunternehmen. Bei Facebook betont man:
"Dieser neue Blockchain ist dezentralisiert. Er wird von all seinen Mitgliedern betrieben. Wir sind nur ein Partner unter vielen, die das neue Netzwerk und deren Währung betreiben werden."
Facebook-Manager Marcus sagt, sein Unternehmen erhoffe sich aber, dass seine 90 Millionen Werbekunden ihre Anzeigen künftig in Libra bezahlen werden.
"Facebook wird nicht der Herausgeber der Währung sein. Es wird viel Wettbewerb geben. Wir wollen das Vertrauen der Menschen. Deswegen machen wir große Zugeständnisse in Sachen Privatsphäre. Wir werden keine Transaktionen mit sozialen Daten verknüpfen. Außerdem gibt es innerhalb des Netzwerks einen Wettbewerb zwischen den beteiligten Unternehmen."
Facebooks ehrgeiziges Vorhaben könnte aber mit erheblichen Hürden konfrontiert werden. Dazu zählen Datenschutzbedenken und Einschränkungen durch Aufsichtsbehörden. An der Wall Street gibt es indes Vorschusslorbeeren: Die Facebook-Aktie legt kräftig zu.