Samstag, 20. April 2024

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Newsblog zum Coronavirus
+++ Entwicklungen vom 25. bis 26. Februar +++

Bundeswirtschaftsminister Altmaier hat einen Öffnungsplan für die Wirtschaft angekündigt. Die Europäische Arzneimittelbehörde hat den Einsatz eines Präparates für die Antikörper-Therapie gegen Covid-19 genehmigt. Nach der Einigung der EU auf einen digitalen Impfpass wird wieder über mehr Rechte für Geimpfte diskutiert. Weitere Meldungen in unserem Newsblog.

26.02.2021
    Leeres Ladengeschäft mit geschlossenen, türkisfarbenen Vorhängen im Schaufenster, in der Innenstadt von Tübingen.
    Wie lange halten die Ladenbesitzer noch durch? (imago images / Arnulf Hettrich)
    Freitag, 26. Februar
    +++ Die Intendanten der Staatstheater in München dringen auf Öffnungen von Theatern, Konzert- und Opernhäusern spätestens zum 1. April. Der Intendant der Bayerischen Staatsoper, Nikolas Bachler, sagte, nach einem Jahr Lockdown bewege man sich mit Riesenschritten auf eine "kulturelle Klimakatastrophe" zu. Wenn es nicht bald Änderungen gebe, entstünden Ödnisse, von denen man sich jahrelang nicht erholen werde. Mehr dazu
    +++ Gemeinsames Singen ist in den meisten Schulen in Deutschland derzeit wegen Corona nicht erlaubt. Dieser Chor in einer Schule im US-Bundesstaat Washington probt unterdessen in Schutzzelten:
    Junge Sängerinnen stehen in hellgrünen, hohen schmalen Zelten mit Sichtfenster und singen.
    Chorprobe in Einzel-Zelten in der US-amerikanischen Stadt Wenatchee (AFP/Getty Images)
    +++ In Deutschland nutzen inzwischen rund 50.000 Menschen die neue App "SafeVac", mit der man mögliche Nebenwirkungen der Corona-Impfungen melden kann. Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, sagte dem Deutschlandfunk, die App werde gut angenommen, obwohl die meisten Impflinge zu Beginn der Kampagne älter als 80 Jahre waren. Der älteste Teilnehmer sei über 100 Jahre alt. Mit der App werden Geimpfte regelmäßig nach ihrem Befinden befragt. Mehr dazu in der Sendung Wissenschaft im Brennpunkt: Seltenen Impfrisiken auf der Spur.
    +++ Bundeswirtschaftsminister Altmaier hat nach Beratungen mit Wirtschaftsverbänden und Kollegen aus den Bundesländern ein eigenes Öffnungskonzept in der Pandemie angekündigt. Altmaier sagte in Berlin, er werde am Wochenende Bundeskanzlerin Merkel und die Regierungschefs der Länder darüber informieren. Eine unveränderte Fortführung der Corona-Beschränkungen könne sich Deutschland nicht leisten, erklärte der CDU-Politiker.
    +++ In Berlin und in NRW können Schülerinnen und Schüler dieses Schuljahr freiwillig wiederholen, wenn ihre Eltern einen entsprechenden Antrag stellen. Auch die Kultusministerkonferenz und der Deutsche Lehrerverband hatten für diese Möglichkeit plädiert, damit die Jungen und Mädchen corona-bedingte Lernrückstände aufholen können.
    Schülerinnen und Schüler nehmen mit Mund- und Nasenschutz am Unterricht teil, eine Schülerin meldet sich.
    Coronavirus – Unterricht in einer Schulklasse (picture alliance/dpa | Matthias Balk)
    +++ Im Vogtland ist die Sieben-Tage-Inzidenz über 200 gestiegen. Kitas und Schulen müssen deshalb ab Montag wieder schließen. Vom 16. bis zum 25. Februar wurden im Vogtlandkreis 18 Infektionen bei Schülern und sechs bei Lehrkräften gemeldet.
    +++ Die Europäische Arzneimittelbehörde hat den Einsatz eines Präparates für die Antikörper-Therapie gegen Covid-19 genehmigt. Das Mittel des US-Biotechkonzerns Regeneron könne zur Behandlung von Corona-Patienten genutzt werden, die noch keine Sauerstoffzufuhr benötigten und ein hohes Risiko hätten, dass sich ihr Zustand ernsthaft verschlechtere, teilte die EMA mit. Mit der Entscheidung der Behörde kann das Präparat in der Europäischen Union bereits vor einer offiziellen Marktzulassung eingesetzt werden.
    +++ Die US-Arzneimittelaufsichtsbehörde FDA hat ihre Vorschriften zur Lagerung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer gelockert. Das Vakzin muss nun nicht mehr bei Temperaturen von bis zu minus 80 Grad aufbewahrt werden. Stattdessen darf es nun in den USA bis zu zwei Wochen lang in üblichen pharmazeutischen Gefrierschränken mit Temperaturen von bis zu minus 20 Grad gelagert werden. Ein FDA-Expertenkomitee berät zudem im Laufe des Tages über die Zulassung des Corona-Impfstoffes von Johnson & Johnson, der im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Vakzinen nur einmal injiziert werden muss.
    Welche Erfahrungen es bisher zu Nebenwirkungen der Impfstoffe gibt, haben wie hier für Sie zusammengetragen.
    +++ Der Bundestag hat weitere Corona-Hilfen beschlossen, die Familien und Firmen zugute kommen sollen. So wird in diesem Jahr ein Kinderbonus von 150 Euro für jedes Kind gezahlt. Einen solchen Bonus hatte es bereits im vergangenen Jahr gegeben; damals hatte er 300 Euro pro Kind betragen. Daneben beschloss der Bundestag, auf Speisen in Gaststätten länger als zunächst geplant nur den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent zu erheben. Mehr dazu...
    +++ Deutschland will sich in der Gruppe der führenden Wirtschaftsnationen dafür stark machen, die staatlichen Corona-Hilfen nicht zu früh zurückzufahren und die Impfstoffe weltweit fair zu verteilen. Bundesfinanzminister Scholz sagte vor Beratungen der G20-Gruppe, anders als erhofft könne man noch nicht von einer umfassenden Erholung der Weltwirtschaft sprechen. Deshalb dürfe man die Unterstützungsprogramme nicht zu früh und zu schnell zurückfahren. Der Weg aus der Pandemie führe am Ende aber nur über Impfungen, betonte der SPD-Politiker. Er wolle sich im Rahmen der G20 dafür einsetzen, die Produktion und Verteilung von Impfstoffen weiter zu verstärken.
    +++ SPD-Chef Walter-Borjans hat die Einigung der EU auf einen digitalen Impfpass begrüßt. Er sagte im ZDF, Deutschland werde sich der Debatte über mehr Rechte für Geimpfte in Europa nicht entziehen können. Wenn es die Gewissheit gebe, dass Geimpfte nicht ansteckend sind, es genügend Geimpfte gebe und es Techniken gebe, das nachzuweisen, dann werde man um eine Lockerung nicht herumkommen. Ähnlich äußerte sich der Grünen-Europaabgeordnete Bütikofer. Er sagte im Deutschlandfunk, wer diese Impfungen nachweisen könne, der könne sich dann auch freier bewegen.
    Sollen Geimpfte früher bestimmte Freiheitsrechte zurückerhalten als Nichtgeimpfte? Ein Überblick über Einschätzungen, Argumente und die Regelungen in Israel.
    +++ Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther hält es für denkbar, dass Bürgerinnen und Bürger mit einem Impfpass auch Inlandsreisen antreten könnten. Das gilt seiner Meinung nach aber erst dann, wenn allen Deutschen ein Impfangebot gemacht worden sei. Der CDU-Politiker sagte im Fernsehsender RTL/ntv, Öffnungen im Bereich Tourismus seien ohnehin nur möglich sind, wenn gleichzeitig bestimmte Restriktionen eingeführt würden.
    Eine kleine Sandburg mit dem Schriftzug «Sylt» aus Muscheln steht am Strand von Westerland auf Sylt.
    Urlaub zum Beispiel auf der Nordseeinsel Sylt nur mit Impfpass? Einige Politiker können sich das vorstellen (dpa-Bildfunk / Christian Charisius)
    Die Einigung der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union auf einen digitalen Impfpass macht Hoffnung auf Urlaub: Könnten Geimpfte und Genesene schon bald wieder normal auf Reisen gehen? Das hängt nicht zuletzt von den Regelungen der einzelnen Urlaubsländer ab. Ein Überblick.
    +++ Die beiden Gründer des Mainzer Unternehmens Biontech, das einen der ersten Corona-Impfstoffe entwickelt und auf den Markt gebracht hat, erhalten eine der höchsten Auszeichnungen der Bundesrepublik: Bundespräsident Steinmeier wird dem Forscher-Ehepaar Özlem Türeci und Ugur Sahin am 19. März das Große Verdienstkreuz mit Stern überreichen. Den offiziellen Angaben zufolge wird es die erste persönliche Ordensverleihung des Staatsoberhauptes in diesem Jahr sein und im Schloss Bellevue in Berlin stattfinden.
    +++ In den Niederlanden hat ein Berufungsgericht in Den Haag die Rechtmäßigkeit der wegen der Ausbreitung der Coronavirus-Mutanten erlassenen Ausgangssperre bestätigt. Sie sei vom gültigen Recht umfassend abgesichert, hieß es in der Urteilsbegründung. Angesichts der Schwere der Corona-Pandemie sei die zeitweilige Einschränkung von Grundrechten wie die Bewegungsfreiheit gerechtfertigt. Die Richter hoben mit ihrer Entscheidung das Urteil der vorigen Instanz auf. Mehr Hintergründe hier.
    +++ Viereinhalb Prozent der Bevölkerung sind laut Bundesgesundheitsminister Spahn mit einer ersten Dosis gegen das Coronavirus geimpft worden. Zwei Prozent der Bevölkerung hätten bereits die zweite Dosis erhalten, sagte der CDU-Politiker in Berlin. Fast alle Menschen in Pflegeheimen hätten ein Impfangebot erhalten. Das Risiko für Höchstbetagte, an Corona zu erkranken, habe sich verringert. Die bisher überproportionale Fallzahl bei Älteren nähere sich dem Durchschnitt der Bevölkerung an.
    Eine alte Frau in einem Seniorenheim erhält ihre Impfung.
    Deutschland hat anfangs vor allem in Alten- und Pflegeheimen geimpft. (Picture Alliance / dpa / CTK / Radek Petrasek)
    +++ Der Biontech-Impfstoff gegen das Coronavirus soll spätestens ab Mai soll auch in den Arztpraxen geimpft werden. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung erwartet "einen Impfstart für die Praxen in den nächsten sechs bis acht Wochen", wie ein Sprecher der "Rheinischen Post" sagte. Nach Angaben des Apothekerverbands Nordrhein stehen allein in Nordrhein-Westfalen 4.000 Apotheken bereit, die niedergelassenen Ärzte ab Mai mit Impfstoff zu versorgen.
    +++ Indonesien erlaubt neben dem staatlichen Programm auch Impfungkampagnen durch private Unternehmen. Angestellte und ihre Familien sollen dafür nicht zahlen müssen, den Preis will die Regierung festlegen, wie es in der Verordnung heißt. Die staatliche Pharmafirma Bio Farm werde die Verteilung des Impfstoffes übernehmen, die Impfung selbst müsse in privaten Gesundheitszentren vorgenommen werden.
    +++ Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Wieler, warnte, die bisherigen Vorsichtsmaßnahmen müssten weiter eingehalten werden, sonst drohe eine dritte Infektionswelle - insbesondere wegen der ansteckenderen Virusmutationen. Wieler appellierte an die Bevölkerung, ein Impfangebot anzunehmen. Es gebe großartige neue Daten aus anderen Ländern, die die Wirksamkeit aller zugelassenen Impfstoffe belegten. Er mahnte allerdings zur Vorsicht, was Schnell- und Selbsttests betrifft. Diese seien immer nur eine Momentaufnahme.
    Bereits in wenigen Tage soll es in Deutschland Corona-Schnelltests zur Eigenanwendung zu Hause geben. Wie funktionieren sie und was ist der Unterschied zu den bisherigen Schnelltests? Die wichtigsten Infos im Überblick.
    +++ Die katholische Kirche in Deutschland beteiligt sich am (morgigen) Samstag an einem europaweiten Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie. Der Limburger Bischof Georg Bätzing wird an diesem Tag um 18.00 Uhr einen Gottesdienst in der Kapelle seines Bischofshauses feiern, der live im Internet übertragen wird, wie die Deutsche Bischofskonferenz mitteilte. Bätzing ist Vorsitzender der Bischofskonferenz. Mehrere andere Bischöfe wollen sich ebenfalls der Initiative anschließen, die vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) ausgeht.
    +++ Nach Angaben von "Ärzte ohne Grenzen" ist in den meisten Ländern Afrikas noch keine einzige Impfstoff-Dosis angekommen. Kleine Mengen Corona-Vakzine treffen der Organisation zufolge erst vereinzelt ein, zum Beispiel aus China. Die internationale Covax-Initiative für arme Länder sandte am Mittwoch ein erstes Kontingent nach Ghana. Die Lage sei sehr unübersichtlich, sagte der Berliner Intensivmediziner Stöbe. In den meisten Ländern wie Malawi oder eSwatini sei aber noch überhaupt kein Impfstoff angekommen.
    Corona-Patienten in einem Krankenhaus in Pretoria, Südafrika.
    Südafrika etwa ist von der ersten und zweiten Corona-Welle heftig getroffen worden, die Lage beim Impfen aber ist laut "Ärzte ohne Grenzen" schlecht. (AFP / Phill Magakoe)
    +++ Südkorea und Hongkong haben mit den Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu stärken, übertrug Südkorea am Freitag die erste Impfung in einem öffentlichen Gesundheitszentrum in Seoul im Fernsehen. In Hongkong wurde die Impfkampagne mit dem Wirkstoff des chinesischen Herstellers Sinovac gestartet. Hongkong will bis Jahresende alle Erwachsenen impfen, Südkorea plant, 70 Prozent seiner Bevölkerung innerhalb von sieben Monaten zu schaffen.
    +++ In der Kölner Innenstadt dürfen ab sofort keine Straßenkünstler mehr auftreten. Damit sollten Menschenansammlungen verhindert werden, bei denen die Abstandsregeln zum Schutz vor der Ausbreitung des Coronavirus nicht sichergestellt werden könnten, teilte die Stadt Köln mit. Als Straßenkunst gelten demnach Musik, Theater "und andere Darbietungen im öffentlichen Raum".
    Der Straßenmusiker Klaus Wrochem spielt auf seiner Geige vor einem Schaufenster auf der Kölner Domplatte.
    Auftritte von Straßenkünstlern sind auf der Kölner Domplatte und anderswo nicht mehr erlaubt. (Deutschlandradio / Moritz Küpper)
    +++ Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut innerhalb eines Tages 9.997 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das sind rund 900 mehr als vor einer Woche. Außerdem verzeichnete das RKI im Zusammenhang mit dem Coronavirus 394 weitere Todesfälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz erhöhte sich auf 62,6.
    Weitere Zahlen zum Coronavirus in Deutschland finden Sie hier.
    +++ In den USA sind seit dem Amtsantritt von Präsident Biden 50 Millionen Impfdosen verabreicht worden. Biden hatte 100 Millionen Impfungen in seinen ersten 100 Tagen im Amt als Ziel ausgegeben. "50 Millionen Spritzen in 37 Tagen. Wir sind Wochen vor dem Zeitplan", sagte Biden nun. Bis zum späten Frühjahr solle genügend Impfstoff zur Verfügung stehen, damit alle geimpft werden können, die dies wünschen. Insgesamt haben mehr als 45 Millionen Menschen in den USA bislang mindestens eine Impfdosis erhalten, mehr als 20 Millionen auch die zweite Dosis.
    +++ Im Bundestag soll heute ein neues Hilfspaket für Familien, Geringverdiener und Unternehmen beschlossen werden. Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger sollen wegen der Corona-Krise einmalig 150 Euro als Zuschuss zur Grundsicherung erhalten. Für Familien mit Kindern ist ein Bonus von ebenfalls 150 Euro zum Kindergeld vorgesehen. Auf Speisen in Restaurants und Bars soll nach einer Öffnung bis Ende des kommenden Jahres weiterhin der ermäßigte Mehrwertsteuersatz anfallen. Für die Wirtschaft ist zudem die Ausweitung einer steuerlichen Erleichterung geplant, mit der Unternehemen aktuelle Verluste mit früheren Gewinnen verrechnen können. Wir übertragen ab 9.00 Uhr die Debatte aus dem Deutschen Bundestag im Livestream unter www.deutschlandfunk.de/bundestag sowie im Digitalradio.
    +++ Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände macht mit Blick auf Pläne für ein breites Angebot an kostenlosen Corona-Schnelltests auf Probleme in der Praxis aufmerksam. Präsidentin Overwiening sagte der "Rheinischen Post", nicht in allen Apotheken gebe es die dafür notwendigen Voraussetzungen. So seien etwa hohe Anforderungen an den Arbeitsschutz wie separate Räumlichkeiten und besondere Schutzkleidung erforderlich. Auch habe sich bei den bislang bereits zugänglichen Antigen-Tests für Selbstzahler gezeigt, dass diese je nach Bundesland in nur bis zu zehn Prozent aller Apotheken durchgeführt würden. Für die den Bürgern in Aussicht gestellten kostenlosen Angebote aber sei mit einer höheren Nachfrage zu rechnen.
    Corona-Schnelltests
    Corona-Schnelltests (imago-images/Blickwinkel)
    +++ Bayerns Ministerpräsident Söder mahnt vor den Bund-Länder-Beratungen zur Vorsicht bei möglichen Lockerungen von Alltagsbeschränkungen. Man wolle schrittweise öffnen, aber mit Vernunft und Vorsicht, sagte der CSU-Vorsitzende dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Man dürfe angesichts der Mutationen "keinen Blindflug starten", in "Öffnungshektik" verfallen und die Politik jetzt nicht "die Nerven verlieren".
    Mit Blick auf Stufenpläne aus mehreren Bundesländern mahnte Söder ebenfalls zur Vorsicht. Bei derartigen Papieren müsse man aufpassen, dass am Ende nicht ein Datum alle nächsten Schritte bestimme. Auch müssten Lockerungen bei Bedarf wieder zurückgenommen werden können. Der bayerische Ministerpräsident plädierte in diesem Zusammenhang dafür, sich weiterhin an den Inzidenzwerten von 35 und 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen zu orientieren.
    Donnerstag, 25. Februar
    +++ Der EU-Sondergipfel zur Coronakrise ist zu Ende gegangen. Bundeskanzlerin Merkel erklärte im Anschluss, alle 27 Mitgliedsstaaten seien sich einig gewesen, dass die Einführung eines digitalen Impfausweises nötig sei. Für die Entwicklung veranschlagte sie noch drei Monate. Die Kanzlerin rechnet nach eigenen Worten damit, dass wegen der Corona-Mutationen noch lange Zeit Impfungen erforderlich sein werden.
    +++ Die EU-Kommission geht von einer stark steigenden Produktion von Corona-Impfstoff in Europa aus. "Was wir im Moment sehen, ist sehr beruhigend", sagte EU-Industriekommissar Breton bei einer Anhörung im Brüsseler EU-Parlament. Alle Impfstoffhersteller verzeichneten demnach steigende Ertragszahlen ihrer Produktionsstätten.
    +++ Der versuchte Betrug mit Corona-Impfstoffen in der EU hat deutlich zugenommen. Wie das europäische Amt für Betrugsbekämpfung, kurz OLAF, berichtet, gibt es immer mehr Fake-Angebote bei den Vakzinen. Den Angaben zufolge hat die Behörde von vielen Regierungen Informationen darüber erhalten, dass dubiose Vermittler versuchen, große Mengen zugelassener Impfstoffe zu verkaufen. Es ist nicht das erste Mal, dass OLAF vor solchen Geschäften warnt. Laut der Behörde boten Vermittler den Regierungen in den vergangenen Wochen 900 Millionen Dosen Impfstoff im Wert von 12,7 Milliarden Euro an. Auch die Bundesregierung und das Land Nordrhein-Westfalen erhielten fragwürdige Angebote über obskure Vertriebswege - lehnten aber ab.
    +++ Die Vereinigung der Intensivmediziner in Deutschland dringt auf eine Verlängerung des Lockdowns bis mindestens zum 1. April. Andernfalls werde die dritte Welle nur schwer oder überhaupt nicht beherrschbar sein, erklärte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Marx. Dabei spiele besonders die Gefahr durch die Ausbreitung von Mutanten des Coronavirus eine Rolle. Die Zahl der Corona-Intensivpatienten sei zwar im Vergleich zum Jahresbeginn auf rund 2.900 gesunken, könnte aber im ungünstigsten Fall bis Mitte Mai auf bis zu 25.000 ansteigen.
    Die neuen Coronavirus-Varianten breiten sich weltweit aus. Sie könnten für Impfstoffe zum Problem werden, weil der Impfschutz irgendwann nicht mehr zu den Viren passt. Ein Überblick zum Stand der Forschung und zu möglichen Strategien zur Weiterentwicklung der Vakzine.
    +++ Die in Flensburg wegen der Ausbreitung der britischen Corona-Mutante geltende Ausgangssperre wird nicht weiter verlängert. Wie die Stadt mitteilte, wurde diese Entscheidung vor dem Hintergrund seit mehreren Tagen stagnierender Inzidenzwerte getroffen. Damit läuft die Ausgangssperre am Samstag aus. Die Kontaktbeschränkung auf den eigenen Haushalt bleibt bestehen. Für allein lebende Menschen gibt es aber die Ausnahme, dass sie einen weiteren Menschen treffen dürfen. Die in Schleswig-Holstein anstehenden Lockerungen etwa in Form der Öffnung von Friseuren oder Gartencenter gelten in Flensburg trotz der etwas entspannteren Lage nicht.
    Verschärfte Corona-Maßnahmen in Flensburg
    Die Ausgangssperre in Flensburg fällt bald weg, die strikteren Kontaktbeschränkungen bleiben aber zum Teil bestehen. (picture alliance/dpa/Frank Molter)
    +++ Beschäftigte von Schulen und Kitas können sich in einigen Berliner Arztpraxen bis zum 11. März zwei Mal die Woche kostenfrei auf Corona testen lassen. Die Senatsverwaltung für Bildung und die Kassenärztliche Vereinigung Berlin haben dafür eine Vereinbarung getroffen. Das Angebot ist als zusätzliche Testmöglichkeit gedacht. Es richtet sich besonders an das Personal von Schulen und Kitas, in denen es noch keine Schulungen gab. Dort dauere es noch einige Tage, bis das Dienstpersonal und die Fachkräfte von geschulten Kolleginnen und Kollegen schnellgetestet werden könnten.
    +++ Der deutsche Impfstoffhersteller Curevac rechnet mit einer EU-Zulassung seines Corona-Impfstoffs Ende Mai oder Anfang Juni. Das teilte Curevac-Chef Haas in einer Anhörung des Europaparlaments mit. Die entscheidenden Daten der klinischen Tests seien für Mitte April zu erwarten.
    +++ In England und Wales geht die Polizei schärfer bei Verstößen gegen Corona-Auflagen vor.
    +++ Laut einer Untersuchung des Robert Koch-Instituts sind Schülerinnen und Schüler eher nicht als Treiber der Corona-Pandemie anzusehen. Eine Analyse von Meldedaten und Studien lege nahe, dass sie "eher nicht als 'Motor' eine größere Rolle spielen, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Online-Publikation. Allerdings komme es auch bei ihnen zu Übertragungen, so dass Ausbrüche verhindert werden müssten. Lehrkräften wird dabei in dem RKI-Papier "eine vielleicht wichtigere Rolle" zugeschrieben.
    +++ Wie haben sich die Fallzahlen seit Beginn der Pandemie entwickelt? Und wie unterscheiden sich die Länder dabei? Die dpa-Grafik liefert Aufschluss.
    Die Grafik zeigt die Fallzahlen-Entwicklung nach Überschreitung von 100 Fällen pro Land.
    Ausbreitung des Coronavirus (25.02.2021) (dpa Grafik)
    +++ Russland hat den Verkaufspreis für seinen Corona-Impfstoff Sputnik V um die Hälfte auf 866 Rubel (umgerechnet 9,60 Euro) gesenkt. Der Wirkstoff stehe auf der Liste lebenswichtiger Medikamente, der Preis müsse deshalb staatlich kontrolliert werden, teilte die Regierung in Moskau mit. Außerdem habe eine Optimierung der industriellen Herstellung des Impfstoffs die Preissenkung möglich gemacht. Sie gilt demnach aber nur für das Impfprogramm in Russland. Sputnik V wird auch ans Ausland verkauft.
    +++ Frankreich stellt Tschechien nach Aussage der Regierung in Prag Impfstoff aus seinem Kontingent zur Verfügung. Die Regierung in Paris habe 100.000 Dosen des Biontech-Pfizer-Präparats zugesagt, sagte Ministerpräsident Babis der Agentur CTK zufolge. In Prag wurde das als "Geste der Solidarität" gewertet. Es dürfte sich um eine Art Leihgabe handeln, die zu einem späteren Zeitpunkt aus dem tschechischen Kontingent "zurückgezahlt" werden müsste. Die Verteilung der Impfstoff-Lieferungen aus der gemeinsamen Bestellung erfolgt unter den EU-Mitgliedstaaten normalerweise auf einer Pro-Kopf-Basis.
    +++ Kleine Unterschiede im R-Wert führen zu großen Unterschieden im Infektionsgeschehen:
    Kleine Unterschiede im R-Wert führen zu großen Unterschieden im Infektionsgeschehen
    Wenn sich der R-Wert ändert (25.02.2021) (dpa Grafik)
    +++ Bundespräsident Steinmeier hat die Menschen in Deutschland aufgefordert, beim Impfen gegen das Coronavirus weniger wählerisch zu sein. Alle von der Europäischen Union zugelassenen Impfstoffe seien wirksam und verträglich, sagte Steinmeier in einer Online-Veranstaltung vor Mitarbeitern aus dem Gesundheitswesen in Bayern. Der Wunsch, sich einen bestimmten Impfstoff aussuchen zu können, sei "ein ziemliches Luxusproblem", erklärte der Bundespräsident. Menschen aus anderen Ländern hätten das ganze Jahr über keine Aussicht auf eine Impfung. Deshalb habe er nur wenig Verständnis für die Zurückhaltung gegenüber bestimmten Impfstoffen, betonte Steinmeier.
    +++ Aus Angst vor neuen Coronavirus-Varianten hat Tschechien seinen Bürgern Reisen nach Brasilien und in Teile Afrikas verboten. Die Maßnahme gelte zunächst bis zum 11. April, teilte das Gesundheitsministerium in Prag am Donnerstag mit. Vor kurzem war in Tschechien erstmals die südafrikanische Corona-Mutante nachgewiesen worden - bei drei Reiserückkehrern aus Afrika. Für diese Variante wird eine höhere Übertragbarkeit angenommen. Auch in Brasilien grassiert eine als hochansteckend eingestufte Corona-Mutante.
    +++ Regierungen in aller Welt haben nach Erkenntnissen von EU-Ermittlern insgesamt 400 Millionen Dosen Impfstoffe angeboten bekommen, die nicht direkt von den Herstellern stammen. In Kreisen der EU-Kommission ist von "Geister-Impfstoffen" die Rede. Die EU-Anti-Betrugsbehörde Olaf und die Strafverfolgungsbehörde Europol hätten Ermittlungen aufgenommen. Es sei nicht bekannt, ob es sich um echten Impfstoff handele, hieß es, oder um "Salzwasser in kleinen Fläschchen".
    +++ Wegen der zunehmenden Ausbreitung der Coronavirus-Mutationen hat Baden-Württemberg seine Quarantäneregeln verschärft. Wie das Staatsministerium in Stuttgart mitteilte, müssen infizierte Menschen künftig 14 statt wie bislang zehn Tage in Isolation. Dies gilt auch für Haushaltsangehörige der Betroffenen sowie für alle Kontaktpersonen von Infizierten mit einer Virusmutation. Verschärft werden in dem Bundesland auch die Regeln für die Einreise-Quarantäne: Wer aus aus einem Hochinzidenzgebiet kommt oder aus einem mit Virusvarianten, kann sich nicht mehr aus der Quarantäne freitesten lassen.
    Corona-Fälle in Deutschland vom 25.02.2021
    Corona-Fälle in Deutschland (25.02.2021) (dpa-Grafik)
    +++ Frankreich hat schärfere Kontrollen an der Grenze zu Deutschland angekündigt. Für alle nicht-beruflichen Fahrten in den französischen Verwaltungsbezirk Moselle ist ab März ein negativer PCR-Test nötig, wie das Gesundheits- und Europaministerium in Paris mitteilten. Für Pendler im Grenzgebiet seien wöchentliche Corona-Tests vereinbart worden. Zudem könnten deutsch-französische Polizei-Patrouillen verstärkt werden. Im Département Moselle an der Grenze zum Saarland und zu Rheinland-Pfalz breitet sich die südafrikanische Corona-Variante stark aus. Deutschland und Frankreich wollen eine Schließung der Grenze vermeiden.
    +++ Wegen steigender Corona-Zahlen gilt in Finnland ab dem 8. März ein dreiwöchiger Lockdown. Dies kündigte Ministerpräsidentin Marin in Helsinki an. Danach müssen Schülerinnen und Schüler, die älter sind als 12 Jahre, in den Distanzunterricht wechseln. Zudem dürfen Restaurants nicht mehr öffnen. In Finnland war kürzlich eine neue Corona-Mutation entdeckt worden.
    In New York und Kalifornien grassiert eine weitere, offenbar ebenfalls hoch ansteckende Virus-Variante. Ihr Name: B.1526.
    +++ Die Zahl der Verkehrstoten ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Zählung vor mehr als 60 Jahren gefallen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes starben 2020 auf deutschen Straßen 2.724 Menschen bei Unfällen. Das waren fast elf Prozent weniger als im Vorjahr. Der Grund: Das Verkehrsaufkommen war wegen der Coronapandemie deutlich niedriger als 2019.
    +++ Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut innerhalb eines Tages 11.869 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das sind rund 1.660 mehr als am Donnerstag vor einer Woche. Außerdem verzeichnete das RKI im Zusammenhang mit dem Coronavirus 385 weitere Todesfälle, deren Gesamtzahl sich somit auf 69.125 erhöhte. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt das RKI mit 61,7 an.
    Genauere Angaben zu den aktuellen Corona-Fallzahlen in Deutschland sowie zur Positivrate finden Sie hier.
    Corona-Fälle der letzten 7 Tage (Stand: 25.02.2021)
    Corona-Fälle der letzten 7 Tage (25.02.2021) (dpa Grafik)
    +++ Bundeskanzlerin Merkel macht mögliche Lockerungen von Alltagsbeschränkungen von weiteren Corona-Tests abhängig. Eine intelligente Öffnungsstrategie sei mit umfassenden Schnelltests untrennbar verbunden, sagte Merkel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Darüber werde sie nächste Woche mit den Ministerpräsidenten sprechen. Am 3. März wollen Bund und Länder über das weitere Vorgehen in der Pandemie beraten. Auch Bundesfinanzminister Scholz will weitere Öffnungsschritte mit Selbst-Tests verbinden.
    +++ Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Bareiß, erwartet, dass trotz Corona-Pandemie in diesem Jahr auch Sommerferien im Ausland möglich sein werden. Er hoffe, dass bis Sommer die meisten Deutschen geimpft seien und auch ins Ausland verreisen könnten, sagte der CDU-Abgeordnete der "Bild"-Zeitung. Er sehe keinen Grund, warum man beispielsweise nicht auf Mittelmeer-Inseln reisen könne, wenn der Sieben-Tage-Inzidenzwert dort unter 35 liege.
    +++ Der österreichische Bundeskanzler Kurz hat sich für einen europäischen Impfpass ausgesprochen. Er setze sich dafür ein, dass man in Europa einen grünen Pass nach israelischem Vorbild einführe, sagte Kurz im Videokanal "Bild live". Am besten sollte ein europäischer Impfpass digital auf dem Handy eingerichtet werden. Wer geimpft oder nach einer überstandenen Corona-Erkrankung immun sei, sollte die volle Freiheit haben, meinte Kurz.
    +++ Der Präsident der Bundesärztekammer, Reinhardt, dringt auf schnelle Massenimpfungen in den Praxen niedergelassener Ärzte. Reinhardt sagte der "Rheinischen Post", das Ziel eines Impfangebots für alle Bürgerinnen und Bürger bis Ende September lasse sich nur dann erreichen, wenn man möglichst bald mit Massenimpfungen in den Arztpraxen beginne. Die Impfzentren der Kommunen könnten diese enorme Herausforderung allein nicht stemmen.
    +++ Deutsch-französische Parlamentarier haben Vorschläge unterbreitet, wie die Grenzen zwischen ihren beiden Ländern trotz wieder steigender Corona-Infektionszahlen offen bleiben könnten. Hintergrund ist, dass sich im französischen Verwaltungsbezirk Moselle die südafrikanische Coronavirus-Variante rapide ausbreitet. In dem Text, den auf deutscher Seite Abgeordnete von Union, SPD, FDP und Grünen unterzeichnet haben, wird angeregt, überall in der deutsch-französischen Grenzregion gemeinsame Testzentren aufzubauen. Außerdem sollen zweisprachige Beschäftigte in Gesundheitsämtern eine bessere Nachverfolgung der Kontakte von Infizierten sicherstellen.
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