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Nicht nur Schutz für Frösche

In den kommenden fünf Jahren wird die "Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg" zahlreiche Moore renaturieren - ein Millionenprojekt, das auch die EU finanziert. Und das hat nicht nur ökologische Gründe.

Von Axel Flemming | 19.03.2010
    Noch vor 100 Jahren waren kalkreiche Niedermoore in Brandenburg weit verbreitet. Von einst mehreren Zehntausend Hektar überlebten lediglich auf etwa 50 Hektar drei Standorte dieser Moore in naturnahem Zustand.

    14 Moore, hauptsächlich im Osten Brandenburgs sowie in den Landkreisen Oberhavel und Dahme-Spreewald sollen nun wiederhergestellt werden.

    Beispiel Mühlenfließniederung, an der Grenze von Märkisch-Oderland zum Landkreis Oder-Spree. Projektleiter Holger Rößling:

    "Sie sehen hier, dass sich große Teile ohne Nutzung offen gehalten haben. Dass es hier beginnt, dass Gehölze einwandern. Das ist so ein Gebiet, wo wir dies stabilisieren und wo wir auch zeigen, aha, es funktioniert möglicherweise auch ohne Nutzung, trotz der Nährstoffeinträge, die wir haben. Wir haben andere Gebiete wie hier die Töppchiner Seen, wo wir auch nach Lösungen suchen müssen, wie wir das gemeinsam mit den Anwohnern organisieren können."

    Der Bestand der Braunmoosmoore in Brandenburg soll sich mehr als verdreifachen. Mit dem LIFE-Projekt der EU sollen die für den Natur- und Klimaschutz sowie den Wasserhaushalt wichtigen Niedermoore erhalten und auf einer Fläche von 160 Hektar wieder hergestellt werden. Kalkmoore sind artenreich und zugleich Lebensraum für hoch spezialisierte Pflanzen wie Orchideen und Moose. Deshalb weist Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack, die auch Stiftungsratsvorsitzende des NaturSchutzFonds Brandenburg ist, darauf hin, dass 2010 das internationale Jahr der Biodiversität ist.

    "Lassen Sie uns gemeinsam tragfähige Lösungen für den Erhalt dieser sensiblen Lebensräume finden. Im Moorschutz wie in vielen anderen Bereichen gibt es keine langfristigen Erfolge ohne eine Zusammenarbeit mit Betroffenen und Behörden. Insbesondere das Zusammenwirken von Naturschutz, Landwirt- und Wasserwirtschaft, darin sehen wir noch eine Reihe Entwicklungspotentiale, die es gilt zu erschließen."

    Für die Politikerin der Linken ist es wichtig, dass gemeinsam dauerhafte Lösungen für den Erhalt dieser sensiblen Lebensräume gesucht werden.

    Es können sogar Arbeitsplätze geschaffen werden, sagt Michael Succow, der Träger des alternativen Nobelpreises:

    "Das Abschöpfen des Oberirdischen für energetische Zwecke: ich kann aus Schilf Papier machen, ich kann Dachdeckerschilf machen und so weiter, und haben dann eine ganze Palette von Alternativnutzungen - wir nennen das Paludi-Kultur - also es ist eine Kulturlandschaft, aber in einem Paludus- das ist so Moor, Sumpf, ein griechisches, römisches Wort - und das haben wir in Experimentalanlagen in Forschungsprojekten, eine auch in Wiesenbruch hier in Brandenburg in den letzten 10 Jahren erforscht und es ist jetzt praxisreif."

    Das ist auch eine Konsequenz aus den bisherigen Renaturierungen in Deutschland. Moore werden weltweit wiederhergestellt, nach einer langen Phase des Austrocknens. In vielen Bereichen nehmen sie mittlerweile weniger als 10 Prozent ihrer ehemaligen Flächen ein. Da ist der Plan Brandenburgs doch nur wenig mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.

    "Dieses spezielle Kalkmoorprogramm ist eigentlich ein Programm um diese ungeheuer seltenen Kalkmoore mit der größten Mannigfaltigkeit mit der größten Zahl von Arten, die kurz vor dem Aussterben sind oder schon ausgestorben sind, zu erhalten. Das ist also für mich ein ganz wichtiges Sonderprogramm was wir auch jetzt machen müssen, in 10 Jahren wäre es schon zu spät…"

    und deshalb unterstützt er das Projekt mit seiner Stiftung.

    In ungestörten Kalkmooren können nicht nur seltene und ebenfalls stark bedrohte Tierarten überleben. Darüber hinaus haben sie auch eine Bedeutung, die in der Zukunft noch steigen wird: sie binden das Klimakillergas Kohlendioxid – auf natürliche Art und Weise.