Archiv


Nicht nur was für Überflieger

Mit der Studienfinanzierung müssen sich die meisten Studenten rumplagen. Ob Geld von den Eltern, Nebenjob oder Bafög. Die wenigsten von ihnen finanzieren sich mittels Stipendien. Die Hochschule Karlsruhe hat dazu eine Informationsveranstaltung angeboten.

Von Mathias Zurawski |
    Das Interesse ist da. Offensichtlich, denn die Aula ist voll. Ein Stipendium ist ganz grundsätzlich ein Thema für viele:

    "Momentan mit Studiengebühren würde ich sagen ist es für jeden Studenten hilfreich, ein Stipendium zu haben, um einfach nicht verschuldet in den Arbeitsalltag zu starten. Also, ich gehe momentan arbeiten auf 400-Euro-Basis, von daher würde es mich entlasten und mir helfen, mich mehr auf mein Studium zu konzentrieren."

    Nur – man weiß viel zu wenig darüber. Wer bietet was und wie viel und für wen. Es gibt etliche Fragen:

    "Vor allem die Anforderungen an ein Stipendium und halt die Grundlagen, die man mitbringen muss, um eins zu bekommen. Wie viel ehrenamtliches Engagement notwendig ist, ob nur die Noten zählen oder das Ehrenamtliche. Normalerweise ist das so weit weg, da denkt man eben, nur die Besten der Besten bekommen so was."

    Rund 40.000 Studenten sind es zurzeit in Deutschland, die ihr Studium über ein Stipendium mitfinanzieren, das sind nur zwei Prozent von allen, aber immerhin drei Mal so viele, wie noch vor zwölf Jahren, sagt Martin Förster. Er wird von der Friedrich-Ebert-Stiftung mit einem Stipendium unterstützt. Und dass nur die mit den besten Noten gefördert werden?

    "Das ist falsch. Die breite Meinung ist, dass das tatsächlich so wäre. Aber de facto ist das Schöne an diesen Stipendien, dass man eben sehr viel wettmachen kann. Die Noten müssen nicht optimal sein, viel wichtiger ist, dass das Gesamtpaket stimmt."

    Zwölf Stiftungen sind es, die den größten Teil der Stipendien anbieten, nicht für Hochbegabte, sondern für bestimmte Zielgruppen. Eine kirchliche Stiftung hat Frauenförderung im Blick, die Friedrich-Ebert-Stiftung fördert bevorzugt Migranten oder Studenten aus nicht akademischen Familien. Oliver Broschart ist Studienberater an der Hochschule Karlsruhe:

    "Man muss jetzt also nicht Parteimitglied sein, um beispielsweise bei Friedrich-Ebert-Stiftung oder Konrad-Adenauer-Stiftung gefördert zu werden. Aber man sollte natürlich zu dem Profil der Stiftung passen. Und deswegen ist es auch wichtig, dass man sich vorab sehr genau informiert."

    Und dann den richtigen Weg gehen. Am Anfang stehen die Empfehlung eines Professors und die schriftliche Bewerbung, dann wird der ganze Mensch im Auswahlverfahren unter die Lupe genommen:

    "Meistens ist es so, dass man ein persönliches Gespräch hat mit einem Vertrauensdozenten und die haben schon eine gewisse Menschenkenntnis und merken, ob man da einem was vormacht oder nicht. Deswegen: Authentizität ist eben auch sehr wichtig"

    Und wenn alles passt – Leistungen, ehrenamtliches Engagement und sozialer Hintergrund, dann bekommt man auch schon mal mit einem Abidurchschnitt von 2,5 ein Stipendium. Bis zu 597 Euro im Monat können das sein, plus 150 Euro Büchergeld, weitere Zuschüsse zum Beispiel für Auslandsaufenthalte sind möglich. Zurückzahlen muss man nichts. Aber man muss sich beteiligen. Am Netzwerk der jeweiligen Stiftung

    "Wenn man jetzt in einer politischen Stiftung ist, wird man Professoren, Fachleute aus vielen verschiedenen Richtungen kennenlernen und eben nicht nur Kontakte knüpfen, sondern auch beraten und unterstützen."

    Und man sollte grundsätzlich bereit sein, auch anderen zu helfen oder einfach nur mit zu machen:

    "Stipendien verpflichten, das mag sicherlich mit ein Grund sein, warum eben nicht jeder sich dafür interessiert. Bafög ist einfach, das kriegen Sie und können in Ruhe studieren. Und zahlen es irgendwann zurück. Bei den Stipendien ist das natürlich eine andere Geschichte. Sie sind schon verpflichtet, an Sommerakademien und Schlüsselqualifikationsseminaren im Jahr Teil zu nehmen."

    Aber das nehmen viele gerne in Kauf. Und es sollen immer mehr werden – bis zum Jahr 2020 soll es für zehn Prozent aller Studenten ein Stipendium geben. Das jedenfalls ist das hochgesteckte politische Ziel, ob es so kommt, ist fraglich. Aber die Botschaft jetzt ist klar – jeder sollte es versuchen und sich bewerben:

    "Für mich ist es natürlich auch ein Thema. Ich habe jetzt bei der Veranstaltung vor allem gemerkt, dass ich wahrscheinlich mich erst im zweiten Semester bewerben sollte, da ich da auch qualifizierte Bewertungen von den Dozenten erhalten kann. Und deswegen ist das vor allen Dingen im zweiten Semester ein Thema für mich."

    Und nach dieser Informationsveranstaltung ist eben auch vor allem eines deutlich – es geht nicht vor allem darum, mit Stipendien in Deutschland Eliten zu fördern:

    "Das ist natürlich ein gutes Argument. Ich denke, das Zusammenspiel von Leistung in Beruf oder im Studium an sich in Kombination mit dem sozialen Engagement ist schon eine überzeugende Kraft."