Donnerstag, 18. April 2024

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Nico Bleutge und Uljana Wolf
Flirrendes Schreiben über Lyrik

Eigensinnig und tollkühn: Zwei neue Bücher nähern sich dem Genre Lyrik an - auf unterschiedliche Weise. Nico Bleutge denkt in feinfühligen Essays über Gedichte nach, während Dichterin und Übersetzerin Uljana Wolf sich auf flirrende Weise mit den fließenden Grenzen zwischen Sprachen auseinandersetzt.

Von Michael Braun | 04.10.2020
Drei Fliegen
"Jetzt höre ich die Fliegen meiner Kindheitsmorgen summen": In Nico Bleutges Essays gehen Erinnern und Imaginieren ineinander über (Gerda Bergs)
Was alles hat Platz in einem Gedicht? Was ist ihm noch zuzutrauen? Wer spricht da eigentlich im Gedicht und an wen sind seine Botschaften adressiert? Mit welchen Materialien arbeitet es, in welcher Weise kann es uns noch überraschen und berühren? Das sind Fragen, die jede Lyriker-Generation neu stellen und beantworten muss – auch im 21. Jahrhundert, in dem alle avantgardistischen Manöver schon erprobt und alle formalen Grenzüberschreitungen innerhalb der Gattung Lyrik dutzendfach durchgespielt worden sind. Zwei substantielle Antworten auf diese Fragen liefern nun die neuen Bücher von Uljana Wolf und Nico Bleutge, die beide zu den profiliertesten Stimmen der deutschen Gegenwartspoesie zählen.
Es sind zwei sehr eigensinnige Bücher, die sich in ihrer Affinität zu einer offenen beweglichen Form am ehesten als poetische Essays rubrizieren lassen, dabei aber zahlreiche Ausflüge in benachbarte Gattungen unternehmen. Bleutge und Wolf wählen dabei sehr unterschiedliche Ankerpunkte, um die Voraussetzungen und die Zielrichtung ihres Schreibens zu bestimmen. Sie skizzieren die biografischen und literarischen Fundamente ihrer Poetik, erzählen aber auch von den elementaren Veränderungen der Sprachlandschaften, in denen wir uns bewegen. Sie kreisen also um die Angelegenheiten der Dichtkunst, gehen aber in ihrem Erkenntnisinteresse weit über poetologische Themenstellungen hinaus.
Der Autor Nico Bleutge und sein Buch "Drei Fliegen. Über Gedichte"
Der Autor Nico Bleutge und sein Buch „Drei Fliegen. Über Gedichte“ (Foto Bleutge: imago stock&people/Lars Reimann, Buchcover: C.H. Beck Verlag)
Nico Bleutges Buch annonciert im Untertitel ein Nachdenken "über Gedichte". Die in den zwei Dutzend Textstücken entfaltete Denkbewegung kreist aber nicht etwa nur um die Tiefenstrukturen von Gedichten, sondern auch um Urszenen der Kindheit, in denen sich das Sensorium des Autors für Gedichte ausgebildet hat. Bleutge ist – in seinen Gedichten wie nun auch in diesen Essays - ein passionierter Sensualist, ein Augen- und Ohrenzeuge, dem das genaue Sehen und Hören der Naturerscheinungen wie der Schwingungszonen eines Gedichts zur Lebensform geworden ist. Die Sinneswahrnehmung und die damit verknüpften Empfindungen bilden für ihn den Index poetischer Verlässlichkeit.
Wie spricht ein Sensualist über Gedichte und die Welt, in der sie entstehen? Er sucht eine Form der Annäherung, in der sich die feinfühlige Apperzeption der Dinge manifestiert. Es sind die Evidenzen der unmittelbaren haptischen und visuellen Wahrnehmung, die hier eine Art Offenbarung verbürgen. In Mikro-Ereignissen schlummern hier mystische Sensationen. So auch in der letzten Szene des Buches, der Beschreibung einer Zugreise. Der Beschreibung des Risses in der Wolkenschicht wird hier als Übergang in einen "anderen Zustand" dargestellt, als fast mystische Verwandlung.
Polylinguale Zwischenräume
"Oft bemerkte ich die Anwesenheit eines anderen Menschen erst am Knacksen eines Gelenks, am Geruch von Haaren oder an einem leichten Atemfilm, der sich an der Scheibe bildete. […] Ich verstand nicht, warum sich alle so für den Blick nach draußen begeisterten. Zu sehen war eine geschlossene Wolkendecke, durch die kein Licht drang, keine Unterschiede in der Helligkeit waren erkennbar. Aber als ich den Kopf leicht nach vorn beugte, sah ich, daß sich knapp oberhalb der Horizontlinie eine Öffnung gebildet hatte. Als schwarzgraue Fläche dehnten sich die Wolken. Doch am Rand war ein richtiger Riß in der Wolkenschicht zu sehen. Ein schmaler, scharfkantiger, zerstückt wirkender Spalt, der glutrot leuchtete und in seinem Innersten fast weiß war. Ich sah ein zerklüftetes Gelände, das ich immer wieder verfehlte. Schlick, Geröllbänder, Erosionen von Phosphor und Schlacke, zerschlagenes Landeis mit Trichtern darin, es nahm ständig ab. Je weiter ich mich vorbeugte, je größer der Radius meines Blickfeldes wurde, desto deutlicher sah ich den Spalt."
In eine ganz andere Richtung, in einen flirrenden polylingualen Zwischenraum, der sich aus Klangähnlichkeiten zwischen diversen Einzelsprachen speist, geht oder vielmehr vagabundiert die Dichterin und Übersetzerin Uljana Wolf in ihrem Band "Etymologischer Gossip". Während bei Bleutge der Essay zwischen feinsinniger Philologie und poetischer Erzählung changiert, versucht Uljana Wolf ein eigenes Genre zu etablieren: den "Guessay", der seinen Namen bei der englischen Vokabel "the guest" (also zu Deutsch: "Gast") borgt, um damit die Gastlichkeit zu betonen, die Wolfs Sprachexpeditionen eigen ist.
Die Dichterin beobachtet die Wörter, wie sie zum Beispiel zwischen dem Deutschen und dem Englischen, dem Polnischen oder Belorussischen hin und her wandern – die Sprachen selbst haben im "Etymologischen Gossip" offene Grenzen, sind fluide Sphären. Es geht bei Uljana Wolf um ein multilinguales Spiel: um die Wanderungsbewegungen der Wörter, und damit auch um die eminent politischen Fragen der Einwanderung und der Migration. Das vom Philosophen Friedrich Schleiermacher etablierte Dogma, dass der Mensch sich entscheiden müsse, einer Muttersprache anzugehören, wird von ihr verworfen. Statt auf das Konzept "Muttersprache" vertraut Wolf auf den Störfall in der Rede, auf die Erfahrung einer Sprach-Fremdheit. Es geht ihr um die Erfahrung einer permanenten Unzugehörigkeit:
"Dass die eigene Sprache nicht beherrscht werden kann, ein Ort der Unzugehörigkeit und Ungehörigkeit bleibt. Dagegen inszeniert translinguales Schreiben als semiodiversity, als Vieldeutigkeit zwischen Sprachen, eine Form des Durch-Sprachen-Schreibens oder Schreibens am Rand, auf der Kippe, der Zungenspitze von Einzelsprachigkeit."
Da ist also auf der einen Seite der lyrische Phänomenologe Nico Bleutge, der mit weit geöffneten Sinnen durch die Welt geht und sich durch Materialitäten, Stoffe und Substanzen tastet – und auch historische Spurensicherung an den von ihm erkundeten Naturstoffen betreibt. Und da ist andererseits die vom Stimmengewirr diverser Sprachen affizierte Wörterbeobachterin Uljana Wolf. Für sie ist – um den von ihr geschätzten Philosophen Roland Barthes zu zitieren – das lyrische Wort eine Büchse der Pandora, eine Box, aus der verschiedene Wirkungsmöglichkeiten der Sprache auffliegen. Nico Bleutge ist unverkennbar affiziert von sensorischen Winzigkeiten, Uljana Wolf dagegen von überraschenden Wahlverwandtschaften zwischen den Wörtern.
Uljana Wolf während einer Lesung, vor dem Mikrofon.
Uljana Wolf während einer Lesung (imago images / Mike Schmidt)
Bereits in der Komposition ihrer Essays schlagen die beiden Autoren einen ganz unterschiedlichen Weg ein: Uljana Wolf hat ihre verstreut veröffentlichten "Guessays" über Sprach-Resonanzen und Wörter-Migrationen in fünf große Abschnitte geordnet und ins Zentrum ein aufregendes Kapitel über "Dirty Bird Translation" gestellt, über die großen Freiheiten des Übersetzens. Dass zwei dieser "Guessays" in englischer Sprache verfasst sind, ist für eine translinguale Poetik nur konsequent.
Die Fliege als Wappentier
Nico Bleutge indes hat seine Essays zu Gedichten von Inger Christensen, Gunnar Ekelöf oder Barbara Köhler um einen autobiografischen Erzählraum erweitert, um Fragmente einer Selberlebensbeschreibung, die eigens für dieses Buch geschrieben wurden. Seinen feinsinnigen Gedicht-Exegesen hat er Erzählungen über seine Kindheit an die Seite gestellt, die teilweise in die Gedicht-Betrachtungen integriert sind, aber auch als in sich geschlossene Erzähltexte einen eigenen Platz in diesem Buch bekommen. Am eindrücklichsten gelingt dies im Essay "Nicht hinauslehnen". Hier synchronisiert Bleutge in einer Parallelbewegung die Erinnerungen des Schriftstellers Wolfgang de Bruyn an eine militärisch geprägte DDR-Jugend mit Bildern aus der eigenen Kindheit, kleinen Szenen von Schuld und Scham im Haus seiner Großeltern. Auffällig ist hier das gewachsene Vertrauen des Autors in die eigene Subjektivität und die Entschlossenheit, "Ich" zu sagen. In einem älteren Essay aus dem Jahr 2005, ist sein Akt des meditativen Schauens noch als eine fast subjektlose Phänomenologie beschrieben:
"Ein ‚Ich‘, im Sinne einer festen Instanz im Hintergrund oder als das ‚schneidende Wort‘, wie es Elias Canetti genannt hat, gibt es gar nicht mehr, kein Subjekt ist hier erhaschbar, sondern nur ein Kollektor von sinnlichen Eindrücken."
Von dieser Position eines scheinbar objektiven Registrierens von Gegenständen, Lichtverhältnissen und Geräuschen hat sich Bleutge mittlerweile weit entfernt zugunsten einer stark markierten Subjektivität des sorgsamen Schauens, das mit den Objekten der Wahrnehmung zu verschmelzen scheint. Es gibt in diesen Essays durchaus ein zentrales Motiv, um das sich die konzentrierte Euphorie des Beobachters gruppiert. Als Wappentier des Buches firmiert nämlich gleich in vier Essays die Fliege. Das zarte Insekt wird aus verschiedensten Perspektiven umkreist: In Gestalt einer Kindheitserinnerung, als Leitmotiv in der Prosa und Dichtung von Rainer Maria Rilke, Ernst Jandl und Erich Fried – und schließlich in der meisterhaften Beschreibung einer kleinformatigen Zeichnung des niederländischen Malers Jacques de Gheyn II. Dieser Text spiegelt in einer von fast mystischer Intensität getragenen Genauigkeit der Beschreibung auch einen Prozess der Verwandlung. Der Betrachter der Zeichnung, der den "feinen feinen Strich" des Zeichners bewundert, versenkt sich in einer Art Wahrnehmungsekstase in dieses Bild, bis Schauen, Träumen, Erinnern und Imaginieren ineinander übergehen:
"Jetzt höre ich die Fliegen meiner Kindheitsmorgen summen. Ich versuche mich in die Geräusche, die Temperaturverhältnisse, den Einfall des Lichts zu versenken, genauso intensiv, wie ich mich in de Gheyns Zeichnungen versenkt habe. Die Fliegen, ihre Geräusche, Geräusche, an die sich zunehmend andere Geräusche und Vorstellungen anlagern. Summen: unheimliche Lichtzacken, die in etwas Rötliches hineinstechen. Summen: Bilder eines Waldes, Blitzlicht. Summen: Schatten des Vampirs (seine weißen Locken!) aus dem Traum. Summen: Geräusch von etwas an der Scheibe. Summen: Geräusch einer Säge, die durch den Baum geht."
Mikro-Beobachtung
Wie in diesem intensiven Stück verknüpft Nico Bleutge seine "Mikro-Beobachtungen" auf subtile Weise mit Erinnerungsbildern und Beobachtungen an Gedichten, so dass ein feines Gewebe aus autobiografischen Miniaturen, Naturwahrnehmungen und akribischer Textinterpretation entsteht. So wird aus einer Textsammlung, die ursprünglich wohl als großer Entwurf "über Gedichte" konzipiert war, ein subtil gebautes Mosaik aus Wahrnehmungsexerzitien, Gedächtnissplittern, Bildbetrachtungen und Gedichtinterpretationen, wobei der Autor all diese Elemente in einem ästhetischen Gleichgewicht halten will. Am Ende erhalten die akribischen Betrachtungen zu Bildkunstwerken aber ein fast größeres Gewicht als die Gedicht-Erkundungen, wie sie Bleutge am Beispiel von Inger Christensen, Elizabeth Bishop oder Barbara Köhler vorführt.
Am eindrücklichsten wird die Wahrnehmung von Kunst mit der Erfahrung eines biografischen Schocks verschränkt, wenn Bleutge über die bildkünstlerischen Versuche seines mittlerweile verstorbenen Vaters schreibt. Der Vater hatte eine Straßenszene in Venedig gemalt und in das Bild auch den Umriss eines Jungen in einer blauen Jacke gezeichnet, in dem sich der damals fünfjährige Nico wiederzuerkennen glaubte. Der Junge verfolgte tagtäglich, wie der Vater an diesem Bild arbeitete – und war eines Morgens wie gelähmt, als plötzlich die Figur des Jungen aus dem Bild verschwunden war. Dieser Text ist eine sehr präzise Studie über die lebensrettende Funktion von Kunst.
Die Konkurrenz der Wahrnehmungsformen hat in den Büchern von Nico Bleutge und Uljana Wolf etwas äußerst Produktives. Man kann hier viel lernen über den Resonanzkörper von Gedichten und über differierende Lesarten. Die Ekstasen der sinnlichen Wahrnehmung begegnen hier den Maximen einer durch und durch sprachreflexiven, translingualen Poetik. Uljana Wolf bevorzugt die hybriden Formen, das "Genrecrossing", wie sie es nennt. "Etymologischer Gossip", wie es der titelgebende Essay erläutert, ist als die wortarchäologische Grundoperation in der Dichtung Uljana Wolfs zu verstehen. Sie fragt immer nach der Herkunft und der Klangverwandtschaft der Wörter, nach ihrer Geschichtlichkeit und der Beziehung zu benachbarten Wörtern. Immer wieder gelangt die Dichterin dabei an Grenzpunkte des Ästhetischen. In ihrem faszinierenden Essay "Ausweissen, Einschreiben" denkt sie zum Beispiel über Strategien der Überschreibung und reduktiven Übermalung von poetischen Texten nach. Als Versuchsobjekt dient eine Übersetzung der portugiesischen Sonette der englischen Dichterin Elizabeth Barren-Browning, die Rainer Maria Rilke angefertigt hat.
Die Rilke-Übersetzung hat Uljana Wolf mit einer ungewöhnlichen Prozedur bearbeitet. Es ging ihr darum, den Text der Rilke-Übersetzung mit Hilfe von Tipp-Ex, Tusche, Ausradierung oder Durchstreichung so zu verwandeln, bis neben vielen Strichen und Linien nur noch wenige Wörter oder Wortpartikel auf dem Papier zurückblieben. Die "Sonette aus dem Portugiesischen" oder – englisch – die "Sonnets From The Portuguese" werden durch die Technik der Weglassung und "Ausweissung" zu "Sonne From Ort" verkürzt. Und in den entstandenen Lücken, dem Weiß auf der ursprünglichen Textfläche, dem zwischen die Wörter gebauten Raum entsteht eine poetische Energie, die – so die Autorin - "zwischen Vandalismus und Wiedererweckung changiert". Etymologie, so resümiert Wolf, wird zur Kratzspur.
"Erasure kann Energien in einem Text wecken, die bis dahin noch nicht abgerufen wurden. Alles ist in Bewegung, riechen, einatmen, ausatmen. Fehler atmen, Wolken. Die weißen Felder auf der Seite. […] Was aber wirft die Schatten? Der Text, der stehen bleibt? Was er sich von der Vergangenheit borgt, die Möglichkeit, dass es auch anders gewesen, gelesen sein könnte, fällt in hellen Scharen um die wenigen Worte, wie von einem durch die Zeit verstreutem Licht umstellt. Oder werfen die ehemaligen Worte, die jetzt unter weißen Deckchen liegen wie unter Schnee, Spitzen, weißem Schlaf, ihr allmöglichen, unlesbaren Schatten?"
Prosagebete und Lästergedichte
Und diese polylinguale Tollkühnheit, verknüpft mit so wagemutigen wie überaus originellen Durchquerungen entlegenster Wortfelder, zieht sich durch den gesamten Essayband. Uljana Wolf zelebriert ein Fest der Sprachbegeisterung, das getragen wird durch das entschlossene Nomadisieren zwischen den Sprachen. Eine poetische Wilderei, die sich stärkt an verwandten Konzepten der literarischen Grenzüberschreitung. Als Vorbild fungieren dabei die Prosagedichte von Ilse Aichinger, der Wolf gleich drei Essays widmet. Wichtige Referenzpunkte sind auch Lästergebete der Christine Lavant oder die "Lückensprünge" der Amerikanerin Rosemarie Waldrop, aus denen die Dichterin Material bezieht für ihr Konzept einer widerständigen Sprachlogik. Das von Wolf luzide beschriebene Prosagedicht ist ja schon selbst ein Genre, das sich der Grenzziehung zwischen Lyrik und Prosa entzieht und bewusst als Störprogramm gegen Verfestigungen entwickelt hat.
Ilse Aichinger hat zum Beispiel in ihren Prosagedichten des Bandes "Schlechte Wörter" das eindrucksvollste Beispiel für eine Literatur abgeliefert, die sich die Verstörung unserer Sprachgewohnheiten und das Aufbrechen von scheinhafter Kohärenz zum Ziel gesetzt hat. Hierin folgt ihr die Aichinger-Exegetin Uljana Wolf, die, wie Aichinger selbst eine Sprache bevorzugt, die lineare Zusammenhänge vermeidet und unsere Aufmerksamkeit stattdessen auf das einzelne, fremd gewordene Wort zurücklenkt. Für ihre Literatur hatte Ilse Aichinger einmal die Kategorie "Maulwürfe" gefunden, die später ihr Mann, der Dichter Günter Eich übernahm. Auch Uljana Wolf kann für ihre Texte über das translinguale Dichten und Übersetzen die Eigenschaften der von Günter Eich charakterisierten "Maulwürfe" in Anspruch nehmen:
"Meine Maulwürfe sind schneller als man denkt. Wenn man meint, sie seien da, wo sie Mulm aufwerfen, rennen sie schon in ihren Gängen einem Gedanken nach, an eingesteckten Grashalmen könnte man ihre Geschwindigkeit elektronisch filmen. Anderen Nasen einige Meter voraus."
Nico Bleutge: "Drei Fliegen. Über Gedichte"
C.H. Beck Verlag, München. 327 Seiten, 24 Euro.
Uljana Wolf: "Etymologischer Gossip. Essays und Reden"
gestaltet von Andreas Töpfer
Kookbooks Verlag, Berlin. 232 Seiten, 22 Euro.