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Nie wieder Parkplatzsuche

Ein Unternehmen aus Bernau am Chiemsee hat ein vollautomatisches Parksystem entwickelt, das in Parkhäusern selbstständig nach einem passenden Stellplatz für jedes Auto suchen soll. Den Praxistest hat es zwar noch nicht durchlaufen, der Flughafen Düsseldorf hat aber bereits Interesse am neuen Parksystem angemeldet.

Von Torsten Thierbach | 11.10.2013
    Wer die Erfinder des vollautomatischen Parksystems besuchen will, muss staubige Straßen nehmen. Und landet schließlich auf einem großen Bauernhof. Genug Parkmöglichkeiten weit und breit. Doch genau hier auf dem oberbayerischen Land, fernab jeder größeren Stadt, haben drei ehemalige Klassenkameraden vielleicht die Lösung für ein urbanes Dauerproblem gefunden: die lästige Suche nach einem freien Stellplatz.

    Mit ihrem Start-up-Unternehmen Serva Transport Systems sind die Männer 2010 angetreten, um der oft endlos erscheinenden Kreiselei ein Ende zu bereiten. Zumindest in Parkhäusern. Durch ihr neu entwickeltes System können Autofahrer die Stellplatzsuche künftig komplett aus den Händen geben. Ein selbstfahrender Roboter übernimmt die Arbeit. Der verstaut die Fahrzeuge so platzsparend auf dem Parkdeck, dass auch der kleinste Raum als Stellfläche genutzt wird. Auf Wunsch auch via App vom Handy aus.

    Alles beginnt mit einem für Autofahrer vertrauten Bild: Die Übergabestation gleicht der Einfahrt in eine Waschanlage. Der Technische Geschäftsführer von Serva Transport Systems, Leopold Meirer erklärt den Ablauf:

    "Den PKW natürlich als Allererstes einfahren. Sie sehen ja vorne den Bildschirm. Auf dem wird ihr Auto im Moment dargestellt. Das heißt, die Laser, die in der Übergabestation angebracht sind, erkennen das Fahrzeug in Echtzeit. Und wenn Sie das Auto jetzt abgestellt haben, dann müssen Sie hier auf dem Bildschirm nur bestätigen, dass keine anderen Menschen mehr im Auto sind. Und Sie sagen noch, dass der Bereich frei ist, dass also das fahrerlose Transportsystem kommen kann und Sie nicht ihre Koffer zum Beispiel im Auto stehen lassen haben."

    Sekunden nach der letzten Eingabe steuert schon der Parkroboter auf das Auto zu. Ein etwas futuristisch anmutendes, u-förmiges Gestell mit wendigen, kleinen Rädern, das sich bei der Anfahrt auf die Breite des Wagens einstellt. Fast geräuschlos schiebt es seine Arme, ähnlich einem Gabelstapler, unter die Räder des zu parkenden Fahrzeugs.

    "Das guckt noch mal nach, steht da das Auto auch? Ist da keine Person, das ist ja ganz wichtig, dass nie was passiert und fährt dann langsam an das Auto ran, mit dem Zinken unter dem Auto durch, bewegt die Zinken dann, das sind ja vier Stück, auf die Reifen zu und hebt das Ganze leicht nach oben an. Also nur drei, vier Zentimeter vom Boden weg. Und ganz wichtig ist, dass das Auto nur an den Reifen berührt wird und sonst nichts.'"

    Und so leise, wie sich der Parkroboter an das Fahrzeug heran geschlichen hat, so verschwindet er auch wieder mit dem Auto im Parkhaus. Jetzt kommt die eigentliche Innovation, sagt Leopold Meirer:

    ""Wir rechnen jetzt einfach den besten Stellplatz aus für Sie. Das heißt, Länge, Breite, in manchen Fällen sogar die Höhe und dann stellen wir das dementsprechend ab. Es wird auch noch geguckt, wenn Sie jetzt eingecheckt haben am Flughafen zum Beispiel, ja wann kommen Sie denn wieder? In drei Wochen, in zwei Wochen oder morgen? Und je nach dem wird Ihr Auto dann nach der Kategorie ´Größe` und aber auch je nachdem, wann sie wieder kommen, abgestellt."

    Der Vorteil bei der Sortierung nach der Autogröße: Die Fahrzeuge können viel dichter nebeneinander abgestellt werden. Und da sich der Parkroboter durch seine eigenen Räder auf der Stelle drehen kann, findet er Stellmöglichkeiten, die für Autofahrer nicht zu erreichen sind. Außerdem kann sich das System anhand seiner Laser so exakt im Parkhaus orientieren, dass es viel weniger Bewegungsraum als Autos braucht. Leopold Meirer verspricht, dass damit die Betreiber von Parkhäusern bis zu 60 Prozent mehr Fahrzeuge unterbringen können. Und:

    "Sie können das in fast jeder Garage nachrüsten. Sie brauchen nicht groß etwas umbauen. Sondern das Fahrzeug fährt auf dem ganz normalen Betonboden mit Reifen, also ohne dass Sie irgendwelche Schienen oder Teile installieren müssen. Und somit haben sie keine verketteten Prozesse. Das heißt, wenn mal so ein Fahrzeug irgendwo stehen sollte, das Ganze andere Lager kann noch bedient werden und funktioniert noch. Das ist das Wichtige. Das heißt, sie kriegen eine sehr hohe Verfügbarkeit von dem Gesamtsystem."

    Und das will sich jetzt auch der Flughafen Düsseldorf zunutze machen. Für das 2010 gegründete Start-up-Unternehmen der erste Großauftrag und eine weitere Bestätigung dafür, dass ihre Gründungsidee durchaus Potenzial hat: denn Serva Transport Systems wurde mit seinem autonomen Parksystem auch für den Deutschen Gründerpreis nominiert:

    "Wir haben als kleine Truppe angefangen, zu dritt als Gründer, in einer kleinen Bootshalle und sind jetzt mittlerweile acht Ingenieure. Bei uns muss jeder auch tatkräftig mithelfen, nicht nur am Computer arbeiten, sondern ab und an auch mal einen Schraubenschlüssel in die Hand nehme. Das heißt, wir bauen die Systeme im Moment auch selbst zusammen, testen die und liefern die dann zum Kunden aus."

    Und die könnten überall dort zu finden sein, wo die Erweiterung von Parkhäusern zu teuer oder nicht möglich ist, bei Autovermietern und bei der Lagerlogistik der Automobilhersteller. Leopold Meirer sieht vielfältige Einsatzgebiete für das autonome Parksystem und rechnet damit, dass Serva Transport Systems im kommenden Jahr die Gewinnzone erreichen wird. Seine Vision: das Ende von nervender Parkplatzsuche und viel zu kleinen Parklücken.

    "Sie kommen am Flughafen an, Aussteigen, in den Flieger steigen, das Auto wird für Sie, sag ich mal, im P24 abgestellt. Wenn Sie wieder zurückkommen, ist Ihr Auto wieder da."