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Niederlande
Prämien für Deutschlehrer

Das Fach Deutsch hat in den Niederlanden seit Jahren ein Imageproblem, bei Schülerinnen und Studierenden. Dadurch fehlen Deutschlehrer. Mit Angeboten wie hohen Geldprämien oder kostenlosen Nahverkehr-Tickets versuchen niederländische Gemeinden, Deutschlehrerinnen zu werben, doch vergebens.

Von Andrea Lueg | 31.05.2019
Eine alte Schultafel mit Aufschrift Heute kein Unterricht.
Weil das Fach Deutsch in den Niederlanden bei Schülerinnen und Schülern ein Imageproblem hat, fehlen die Lehrer (imago/imagebroker)
Hier, erzählt Hugo de Jonge vom Schulamt in Rotterdam, stünden viele Lehrer vor der Klasse, die dafür nicht ausgebildet sind. Auch fehlten viele Fachlehrer, darunter auch in Deutsch. Eigentlich aber könne man sich keine Lücken im Unterricht erlauben und keine unbesetzten Lehrerstellen.
Deshalb setzt die Stadt jetzt auf Willkommensprämien, um Lehrkräfte anzulocken, Utrecht und Den Haag im Westen des Landes machen es ebenso.
In Rotterdam gibt es 5.000 Euro, ein Gratisticket für den Nahverkehr und attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten für jeden neuen Deutschlehrer.
Das, sagt die Stadt, sei immer noch billiger als extra Stellenanzeigen zu schalten, die 15.000 Euro kosteten oder einen Headhunter zu engagieren, der sieben Prozent von einem Jahresgehalt verlange.
Kampagnen bislang ohne Erfolg
Andere Städte in den Niederlanden spendieren ein Auto oder vergleichbare Prämien, um den Lehrermangel zu bekämpfen. Alljährlich starten die deutsch-niederländische Handelskammer und das Bildungsministerium Kampagnen, um mehr Deutschlehrer zu gewinnen. Bisher allerdings habe man das Problem so nicht lösen können, sagt die Stadt Rotterdam.
An einigen Schulen im Land hat man aber auch einfach resigniert und bietet gar kein Deutsch mehr an. Denn Pflichtfach ist die Sprache schon lange nicht mehr.
Deutsch hat in den Niederlanden eindeutig ein Imageproblem. Deutsch sei nicht so schön, erklären diese Schüler und zudem einfach mühselig. Schon seit Ende der 80er-Jahre geht deshalb die Spirale für das Fach Deutsch in den Niederlanden nach unten. Weniger Deutschunterricht führt zu weniger Deutschstudierenden und das wieder zu weniger Deutschlehrern. Sicher komme die Sprache mit einer sperrigen Grammatik daher, meint Andrea Land. Sie unterstützt als Muttersprachlerin den Deutschunterricht an einer Schule in Amersfoort:
"Da gibt’s natürlich die Fälle im Deutschen, also das ist dann doch hartes Lernen auch und dann haben wir ja auch die drei Artikel der-die-das, im Niederländischen hat man maximal zwei mit de und het und dann haben wir ja auch noch die Großschreibung, im Niederländischen schreibt man fast alles klein und dann natürlich unregelmäßige Verben und das Konjugieren."
Wenig Deutschlehrer wollen in die Niederlande zu ziehen
Mit deutschen Muttersprachlern versuchen die Niederlande schon länger das Problem zu lösen, doch ohne durchschlagenden Erfolg. Wenige Deutsche wollen Niederländisch lernen und auch die Bezahlung ist schlechter. Die Deutschen bleiben meist nur, wenn sie sich verlieben und eine Familie in den Niederlanden gründen, so wie Andrea Land.
Sie findet, für ihre Schüler gebe es genug Gründe, sich mit Deutschland zu befassen.
"Es ist ein großer Handelspartner, es gibt viele Studienmöglichkeiten in Deutschland, finanziell ist es vielleicht sogar günstiger dort zu studieren, das ist das Ferienland Nummer 1, also man hat einfach auch wahnsinnig viel Kontakte mit Deutschland und das liegt einfach nahe, dann auch diese Sprache zu lernen."
Andrea Land und ihre Kolleginnen geben sich an ihrer Schule große Mühe, einen attraktiven und abwechslungsreichen Unterricht zu bieten. Im vergangenen Jahr schrieb sie mit ihren Schülern an einem deutschen Rap über das Thema Geschichte, im Unterricht gibt es Quizze und Ausflüge über die Grenze. Mit ihrem Konzept lockt die Schule bisher auch so viele Deutschlehrer an, dass alle Stellen besetzt und durchgehend Deutschunterricht angeboten werden konnte. Und auch die Schüler erwärmen sich langsam für die sperrige Sprache.
Schön sei Deutsch, aber die Grammatik manchmal nicht so, sagen diese Schülerinnen. Das Lesen mache schon Spaß, vor allem auch Lesen mit einem Muttersprachler. Und manchmal gebe es auch schöne Aufgaben, wie eben auf Deutsch zu rappen.