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Nimmt der Italien-Tourismus Schaden?

Zagatta: Nimmt der Italien-Tourismus möglicherweise Schaden, folgen deutsche Urlauber dem Beispiel des Kanzlers vielleicht und suchen sich jetzt auch ein anderes Urlaubsziel? Fragen können wir das Gunther Träger, er ist der Sprecher des Reiseunternehmens Neckermann und jetzt am Telefon. Guten Tag, Herr Träger.

    Träger: Guten Tag, Herr Zagatta.

    Zagatta: Herr Träger, bei den Reisen nach Italien, bekommen Sie da schon irgendetwas zu spüren, dass es jetzt weniger Nachfrage oder vielleicht sogar Umbuchen gibt?

    Träger: Es gibt Anrufe in unserem Service-Center, wie wir die Situation einschätzen, ob wir glaube, dass man nach Italien fahren und sich dort so gut erholen kann, wie man das bei der Buchung auch geplant hat.

    Zagatta: Gibt es auch schon Leute, die dann der Meinung sind, man kann es nicht und umplanen?

    Träger: Bei uns nicht. Wir haben bisher nur Nachfragen nach unserer Einschätzung gehabt und die Gäste beruhigt, weil wir selber als Unternehmer ja auch viele Freunde in Italien haben, Hoteliers, Agenten, Gastronomen und da über Jahrzehnte gewachsene Beziehungen bestehen. Ich denke aus unserer Sicht, dass man diese politische Situation da jetzt gar nicht überzubewerten braucht. In zwei, drei Wochen schmunzeln wir wahrscheinlich darüber und Schopenhauer, habe ich heute als Zitat in einer Zeitung gelesen, hat gesagt, das Verhältnis der Deutschen zu den Italienern, das ist wie mit einer herrlichen Geliebten. Mal zankt man sich und dann versöhnt man sich wieder grandios.

    Zagatta: Sie haben natürlich auch ein finanzielles Interesse, dass die Leute fahren, aber wäre das, wenn sich jetzt jemand unter diesen Umständen nicht sicher ist, ob er noch hin will, hätte der überhaupt Möglichkeiten, zu stornieren?

    Träger: Ja, es gibt, was Stornos und Umbuchungen angeht, im deutschen Rechtssystem sehr klare und präzise Aussagen und diese jetzige Situation würde einen Storno oder Umbuchungsfall nicht rechtfertigen.

    Zagatta: Auch nicht, wenn man sich auf den Kanzler beruft?

    Träger: Ich nehme an, dass der Kanzler auch das zahlen wird, was er gebucht hat, zumindest nach der Rechtssituation würde man davon ausgehen, würde man davon ausgehen, dass das der Fall ist.

    Zagatta: Der Kanzler hat es da leichter, der besucht einen Freund. Aber Sie wären da auch nicht großzügig, wenn jemand sagt, unter diesen Umständen will ich nicht?

    Träger: Wir sehen das sogar eher als Deeskalationsmaßnahme, das jetzt nicht so machen, denn wenn ein großer Reiseveranstalter eine Aktion in diese Richtung starten würde, ist das auch ein sehr deutlicher Fingerzeig, dass wir glauben, man könne dort jetzt nicht gut Urlaub machen und besten Gewissens glauben wir, dass man das dort kann.

    Zagatta: Die andere Diskussion, die dahintersteckt, die Vorwürfe sind natürlich dick aufgetragen aus Italien, aber sind Sie als Reiseveranstalter eigentlich auch mit dem Problem konfrontiert, dass sich deutsche Touristen im Urlaub schlecht benehmen? Das hört man ja immer wieder, nicht nur aus Italien.

    Träger: Ich würde sagen wollen, nationenübergreifend gibt es in jedem Land Leute, die haben ein 1A-Benehmen und in jedem Land gibt es den ein oder anderen, wo man sagen kann, der kann sein Verhalten optimieren. Ich glaube nicht, dass man das auf bestimmte Länder eingrenzen kann und sollte.

    Zagatta: Gunther Träger, der Sprecher des Reiseunternehmens Neckermann, Herr Träger, ich bedanke mich für das Gespräch.

    Träger: Ich bedanke mich bei Ihnen, Herr Zagatta.