
"Die Leute verwenden einen Apple-Rechner und kleben aber das Logo ab. Das Gerät hat ein sehr prägnantes Logo, es ist sehr sichtbar, wenn man das Gerät anschaltet. Aber irgendwie fühlt man sich unwohl damit. Man möchte quasi seinen Protest, sein Nicht-Einverstanden-Sein mit dieser sozusagen Gratiswerbung zum Ausdruck bringen, indem man das Logo verfremdet, aus diesem stilisierten Apfel was anderes macht oder es ganz zuklebt. Da dachte ich mir, das zeigt eine gewisse Hilflosigkeit."
Die Hilflosigkeit, die entsteht, wenn man dem System nicht entkommt, das man eigentlich ablehnt. Mit diesem Widerspruch müssen heute Künstler und Künstlerinnen im Besonderen leben. Kaum einer kann auf Musik-Software oder Presets verzichten, die die Musikproduktion erleichtern, jeder benutzt Selbstvermarktungstools wie Facebook. Wie können also Gegenstrategien aussehen, wie funktioniert heutzutage Verweigerung in der Musik?
"Wenn ich im Studio gewesen bin und der Techniker sagte, ne, das macht man nicht – doch der Gunther, Mitglied der Tödlichen Doris, der Gunther ist gehörlos und der findet die Bässe jetzt ganz interessant und meint, das müsste man jetzt noch ein bisschen lauter machen, und der Techniker sagt, das geht nicht. Und immer wenn jemand sagte, das macht man nicht, wurde es interessant."
Wolfgang Müller hat 1981 das Manifest "Geniale Dilletanten" für das gleichnamige Festival im Tempodrom verfasst, das Fundament der Berliner Subkultur der 80er-Jahre. In diesem Umfeld konnten große Verweigerer und Erneuerer wie die Einstürzenden Neubauten gedeihen, Lärmkünstler, heute längst etabliert und in der Hochkultur angekommen. Wolfgang Müller sagt:
"Heute müsste man überlegen, also Verweigerung ganz anders ansetzen, also wie kann man einen Filter bauen. Heute müsste man eigentlich einen Filter bauen, um diese ganze Unmenge an Informationen, die auf einen einprasseln, so zu filtern, dass das, was man wirklich hören braucht, was wirklich wichtig ist. Also heute ist die Kunst eigentlich, abzuschalten."
Verweigerung in der Musik, sie kann so radikal sein wie bei Bill Drummond, einem weiteren Gast auf dem Festival, der 1994 mit seiner Band KLF eine Million selbst verdiente Pfund verbrannte als Zeichen, dass das Geld als Kunstaktion besser angelegt sei. Wem das zu radikal ist – dem heiligen Ernst in der Musik kann man sich immer verweigern, so wie Shittyflute. Dazu braucht es nur Mut und einen Haufen Blockflöten.