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Nobelpreis
Keine offene Kritik unter Physikern

Zwei der Physik-Nobelpreis-Träger werden für die Entdeckung von Exoplaneten ausgezeichnet. Daran beteiligt waren jedoch vier Personen. Einer der leer Ausgehenden hatte Frauen sexuell belästigt. Andere Forschende äußern ihre Haltung dazu nicht - eine kontroverse Diskussion bleibt aus.

Von Dirk Lorenzen |
Die Astronomen Michel Mayor (R) and Didier Queloz (L) posieren mit der Ausgabe der "Nature", wo sie ihre Entdeckung veröffentlicht haben
Didier Queloz und Michel Mayor haben Exoplaneten gefunden und werden deshalb mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet (picture-alliance/ dpa/dpaweb / Laurent Gillieron)
Heute werden in Stockholm die diesjährigen Nobelpreise verliehen. In der Physik gibt es drei Preisträger: Den US-Amerikaner Jim Peebles und die beiden Schweizer Michel Mayor und Didier Queloz. Die Preisvergabe ist schon auf den ersten Blick sehr ungewöhnlich, denn der Kosmologe Peebles und die beiden Planetensucher Mayor und Queloz haben wissenschaftlich nichts miteinander zu tun – außer, dass sie sich alle drei irgendwie mit dem Weltall beschäftigen.
Aber es gibt auch aus einem anderen Grund Diskussionsbedarf. Die zweite Hälfte des Preises gibt es für die Entdeckung von Exoplaneten. Doch es ist gar nicht einfach zu sagen, welche die erste Entdeckung eines Exoplaneten war. Ende der 80er Jahre hatte ein kanadisches Team einen Fund bekannt gegeben, der erst widerrufen, dann aber doch bestätigt wurde. 1989 hat Michel Mayor, einer der heutigen Preisträger, mit David Latham von der Harvard-Universität einen Begleiter um einen Stern gefunden, der zunächst auch ein Brauner Zwerg hätte sein können – sich aber inzwischen als Planet erwiesen hat. Außerdem gab es Mitte der 90er Jahre zwei Gruppen, die nach Exoplaneten gesucht haben – Mayor und Queloz in der Schweiz und Geoffrey Marcy und Paul Butler in den USA, die die jetzt ausgezeichnete Entdeckung binnen Wochen bestätigt haben. Letztere werden im Begleittext des Nobelkomitees mehrfach erwähnt, gehen aber beim Preis leer aus.
Vorwürfe der sexuellen Belästigung
Zum einen hat sich das Nobelkomitee eine Grenze von drei Preisträgern auferlegt. Beim Nobelpreis dürfte dies ein Hauptgrund gewesen sein, dass die Exoplaneten Dauerkandidaten waren, aber selbst nach zwei Jahrzehnten noch nicht ausgezeichnet waren. Zum anderen wurden 2015 Vorwürfe laut, Marcy habe immer wieder Frauen in seiner Arbeitsgruppe sexuell belästigt. Nach einigem Hin- und Her hat er die Vorwürfe im Wesentlichen eingeräumt, um Entschuldigung gebeten und seine Professur an der Universität Berkeley niedergelegt. Damit kam er als Nobelpreis-Kandidat nicht mehr in Frage. Andere Forscherinnen und Forscher äußern sich nicht öffentlich zu dem Thema. Eine offene Kritik findet unter den Physikern nicht statt.