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Notizen von der Berlinale
Kommunikationsstörungen

Es gibt Schauspielerinnen und Schauspieler, die wissen die Journalisten auf Pressekonferenzen für sich zu gewinnen. Sie lächeln, sind charmant und schlagfertig. Joaquin Phoenix gehört offenbar nicht zu dieser Spezies, wie er jetzt in Berlin unter Beweis stellte.

Von Maja Ellmenreich |
    Pressekonferenz zum Film "Don't Worry, He Won't Get Far on Foot": Der Schauspieler Joaquin Phoenix. Der Film läuft im Wettbewerb bei der Berlinale.
    Joaquin Phoenix hatte keine Lust, für seinen neuen Film "Don't Worry, He Won't Get Far on Foot" Werbung zu machen (dpa / picture alliance / Ralf Hirschberger)
    Nanu? Gerade noch war er doch so kommunikativ. Kannte keine Hemmungen. Sprach jeden an, mit dem er sprechen wollte. Sogar wenn er angepöbelt wurde, war ihm das lieber als gar kein zwischenmenschlicher Austausch. Und jetzt? Klappe zu, Augen zu. Funkstille.
    Wenn Joaquin Phoenix in Gus Van Sants neuem Film "Don't Worry, He Won't Get Far on Foot" den querschnittsgelähmten Cartoonisten John Callahan spielt, drängt er sich seinen Mitmenschen förmlich auf. Er zieht aus einer Mappe seine jüngste Zeichnung hervor und macht den Praxistest: Lacht das Gegenüber? Kommt die Pointe an?
    Bockiger Teenager beim Familienfest
    In der Pressekonferenz, die unmittelbar auf die Filmvorführung folgt, spielt Joaquin Phoenix dann wohl keine Rolle mehr. Oder er spielt halt genau die Rolle, die er sich für den Umgang mit der Presse selbst auf den Leib geschrieben hat: die des widerwilligen Teenagers, den die Eltern zum Smalltalk mit der Verwandtschaft an den großen Tisch gezwungen haben.
    Auf die Frage nach der erneuten Zusammenarbeit mit Regisseur Gus Van Sant presst er sich zunächst nur ein knappes "Hat Spaß gemacht" heraus. Dann reißt er sich zwei, drei Mal zusammen und antwortet nahezu professionell auf die Pressefragen. Aber die Energie scheint schnell aufgebraucht. Halb ironisch und dabei sehr überzeugend sackt er gegen die Stuhllehne und übt sich in Selbstgeißelung "Oh God, I'm just awful."
    Joaquin Phoenix während der Pressekonferenz zum Film "Don't worry, he won't get far on foot" auf der Berlinale 2018.
    Joaquin Phoenix hatte keine Lust auf die Pressekonferenz. (Deutschlandradio/Maja Ellmenreich)
    Von da an hält Joaquin Phoenix die Augen geschlossen. Aus Scham? Vor Müdigkeit? Bald reagiert er auf direkt an ihn gerichtete Fragen überhaupt nicht mehr. Er dreht sich erst zur Seite und wendet sich dann ganz ab: Dem Pressepublikum kehrt er nun den Rücken zu.
    Abgang. Ende der Vorstellung.