Martin Zagatta: Der Druck auf den Umweltminister wächst, bei einer Wahlniederlage die Opposition in Düsseldorf zu führen. Jetzt drängt auch die Landesgruppe, die Gruppe der Bundestagsabgeordneten aus Nordrhein-Westfalen Norbert Röttgen, seine bisherige Haltung zu ändern.
Telefonisch verbunden sind wir jetzt mit Jürgen Herrmann, CDU-Abgeordneter aus dem nordrhein-westfälischen Höxter, einer derjenigen aus der Landesgruppe, die Norbert Röttgen aufgefordert haben, ohne Wenn und Aber anzutreten, also notfalls dann auch als Oppositionsführer in Düsseldorf zu bleiben. Guten Tag, Herr Hermann.
Jürgen Herrmann: Guten Tag, Herr Zagatta.
Zagatta: Herr Herrmann, warum machen Sie das so öffentlich? Damit setzen Sie Röttgen doch jetzt auch unter Druck.
Herrmann: Ich habe das bisher nicht öffentlich getan. Die Landesgruppe ist eine geschlossene Gruppe, aus der gestern Abend dann munter herausgeplaudert worden ist. Aber nichtsdestotrotz stehe ich nach wie vor zu Norbert Röttgen, weil ich einfach glaube, dass er in der Lage ist, Frau Kraft abzulösen, um Nordrhein-Westfalen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Ich glaube aber auch gleichzeitig, dass es notwendig ist, dass er sich entsprechend bekennt, auch dann in der Opposition unsere Fraktion in Nordrhein-Westfalen zu führen. Ich habe ihn massiv unterstützt, damals, als er Landesvorsitzender geworden ist, auch damals die Frage gestellt, ob er denn dann nach Düsseldorf gehen würde, auch in die Opposition. Das ist bejaht worden und die Menschen in meinem Wahlkreis, insbesondere auch meine CDU-Freunde erwarten es einfach, dass er diesen Schritt dann geht.
Zagatta: Hat er das tatsächlich bejaht? Also lügt er dann im Moment, wenn er sagt, er habe das nicht getan?
Herrmann: Nein, Norbert Röttgen lügt sicherlich nicht. Er hat damals auch gesagt, er steht als Oppositionsführer zur Verfügung; das hat er ja jetzt auch gesagt. Er schließt nicht aus, dass er nach Düsseldorf geht. Allerdings sage ich auch, wir werden über die nächsten Wochen bis zum Wahlabschluss dann eine Diskussion haben, die uns von den anderen politischen Parteien aufgedrängt wird, die dann natürlich auch eine klare Positionierung fordern beziehungsweise daraus versuchen, Vorteile zu gewinnen, wenn er sich nicht klar dazu auslässt.
Zagatta: Ist das jetzt Ihre Meinung aus dem fernen Berlin, oder hören Sie das aus Ihrem Wahlkreis?
Herrmann: Nein! Mein Wahlkreis, der Kreis Höxter, die CDU Höxter ist einer der stärksten Kreisverbände in Nordrhein-Westfalen. Wir haben über 3.500 Mitglieder, die in großer Mehrheit auch bei der Urwahl damals für Norbert Röttgen gestimmt haben. Und ich höre das von meinen Parteifreunden, aber auch von den Menschen, die ich wie gesagt auf der Straße treffe, dass sie einfach die Erwartungshaltung an Norbert Röttgen haben.
Zagatta: War das so auch die Stimmung gestern in der Landesgruppe? Gehörten Sie da zu wenigen, die ihn da aufgefordert haben, ohne Wenn und Aber nach Düsseldorf zu gehen, oder war das so die vorherrschende Meinung?
Herrmann: Aus der Landesgruppe werde ich so nicht berichten, weil das für mich auch ein geschlossenes Gremium ist. Ich kann aber noch mal auch zur Klarstellung sagen, weil das eben in Ihrem Bericht anklang, dass Herr Röttgen nicht da war. Er hatte gute Gründe, nicht da zu sein, weil wie gesagt der Landesvorstand getagt hat. Aber ich habe den einen oder anderen Kollegen, der sich entsprechend äußert – die Namen sind ja auch schon genannt worden -, und von daher glaube ich schon, dass wir diese Diskussion auch führen müssen, weil ich mit Norbert Röttgen die Regierungsverantwortung in Nordrhein-Westfalen übernehmen möchte, und das wird wesentlich leichter sein, diesen Wahlerfolg zu generieren, wenn er letztendlich sich klar bekennt.
Zagatta: Er selbst sagt ja, das wird letztendlich die Partei entscheiden. Was heißt das denn?
Herrmann: Ja gut, die Entscheidung wird ihm niemand abnehmen. Da muss er sich schon selbst zu äußern. Die Partei hat ihn als Spitzenkandidaten benannt, das ist richtig, aber im Endeffekt wird es ja so sein, das Wahlergebnis, was er dann als Landtagskandidat einfährt, wird natürlich auch dazu beitragen, diese Situation dann ganz deutlich darzustellen.
Zagatta: Und das würde seine Wahlchancen aus Ihrer Sicht, so habe ich Sie richtig verstanden, deutlich verschlechtern, wenn er sich jetzt nicht dazu bekennt, ohne Wenn und Aber nach Düsseldorf zu gehen?
Herrmann: Also das, was ich draußen wahrnehme, was ich von den Parteifreunden wahrnehme, das ist so: ja, die Menschen fragen, wie wird er sich entscheiden. In Ihrem Beitrag ist ja auch eben das Beispiel von Frau Künast angeklungen. Es gibt gute Beispiele, dass so was auch sehr positiv verlaufen kann wie bei Julia Klöckner, die nach Rheinland-Pfalz gegangen ist. Also ich glaube schon, dass wir diese Diskussion möglichst schnell beenden sollten, um uns auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren, die wir im Wahlkampf abzuarbeiten haben: die Schuldenproblematik in Nordrhein-Westfalen, Kinderbetreuung, Schule, Infrastruktur. Und ein Riesenthema, was vielleicht noch gar nicht so in den Köpfen der Menschen drin ist, ist der Streit um den Nationalpark Teutoburger Wald, der in der Region Ostwestfalen-Lippe eine ganz wesentliche Rolle spielt.
Zagatta: Was kann Ihre Partei jetzt tun, oder was erwartet man da? Der Fraktionsvorsitzende der CDU-Fraktion in Düsseldorf, Karl-Josef Laumann, der sagte, er verbittet sich eine Einmischung von außen. Bekommen Leute wie Sie jetzt Schwierigkeiten?
Herrmann: Schwierigkeiten kann ich nicht bekommen. Ich denke, das ist mein gutes Recht, dass ich mich als Kreisvorsitzender dazu äußere. Ich bin nicht außenstehend, ich bin ein Teil der CDU in Nordrhein-Westfalen, meine Kreispartei ist nicht unbedeutend und von daher glaube ich schon, dass ich das Recht habe, mich dort auch einzumischen, denn mir geht es um die CDU, mir geht es um das Land Nordrhein-Westfalen, und diejenigen, die dann schweigen, müssen sich dann nachher fragen, wie hätten wir denn einen möglichen Wahlerfolg noch größer ausfallen lassen können beziehungsweise eine Niederlage verhindern können.
Zagatta: Jürgen Herrmann, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem nordrhein-westfälischen Höxter. Herr Herrmann, ich bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch.
Herrmann: Bitte schön.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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Jürgen Herrmann: Guten Tag, Herr Zagatta.
Zagatta: Herr Herrmann, warum machen Sie das so öffentlich? Damit setzen Sie Röttgen doch jetzt auch unter Druck.
Herrmann: Ich habe das bisher nicht öffentlich getan. Die Landesgruppe ist eine geschlossene Gruppe, aus der gestern Abend dann munter herausgeplaudert worden ist. Aber nichtsdestotrotz stehe ich nach wie vor zu Norbert Röttgen, weil ich einfach glaube, dass er in der Lage ist, Frau Kraft abzulösen, um Nordrhein-Westfalen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Ich glaube aber auch gleichzeitig, dass es notwendig ist, dass er sich entsprechend bekennt, auch dann in der Opposition unsere Fraktion in Nordrhein-Westfalen zu führen. Ich habe ihn massiv unterstützt, damals, als er Landesvorsitzender geworden ist, auch damals die Frage gestellt, ob er denn dann nach Düsseldorf gehen würde, auch in die Opposition. Das ist bejaht worden und die Menschen in meinem Wahlkreis, insbesondere auch meine CDU-Freunde erwarten es einfach, dass er diesen Schritt dann geht.
Zagatta: Hat er das tatsächlich bejaht? Also lügt er dann im Moment, wenn er sagt, er habe das nicht getan?
Herrmann: Nein, Norbert Röttgen lügt sicherlich nicht. Er hat damals auch gesagt, er steht als Oppositionsführer zur Verfügung; das hat er ja jetzt auch gesagt. Er schließt nicht aus, dass er nach Düsseldorf geht. Allerdings sage ich auch, wir werden über die nächsten Wochen bis zum Wahlabschluss dann eine Diskussion haben, die uns von den anderen politischen Parteien aufgedrängt wird, die dann natürlich auch eine klare Positionierung fordern beziehungsweise daraus versuchen, Vorteile zu gewinnen, wenn er sich nicht klar dazu auslässt.
Zagatta: Ist das jetzt Ihre Meinung aus dem fernen Berlin, oder hören Sie das aus Ihrem Wahlkreis?
Herrmann: Nein! Mein Wahlkreis, der Kreis Höxter, die CDU Höxter ist einer der stärksten Kreisverbände in Nordrhein-Westfalen. Wir haben über 3.500 Mitglieder, die in großer Mehrheit auch bei der Urwahl damals für Norbert Röttgen gestimmt haben. Und ich höre das von meinen Parteifreunden, aber auch von den Menschen, die ich wie gesagt auf der Straße treffe, dass sie einfach die Erwartungshaltung an Norbert Röttgen haben.
Zagatta: War das so auch die Stimmung gestern in der Landesgruppe? Gehörten Sie da zu wenigen, die ihn da aufgefordert haben, ohne Wenn und Aber nach Düsseldorf zu gehen, oder war das so die vorherrschende Meinung?
Herrmann: Aus der Landesgruppe werde ich so nicht berichten, weil das für mich auch ein geschlossenes Gremium ist. Ich kann aber noch mal auch zur Klarstellung sagen, weil das eben in Ihrem Bericht anklang, dass Herr Röttgen nicht da war. Er hatte gute Gründe, nicht da zu sein, weil wie gesagt der Landesvorstand getagt hat. Aber ich habe den einen oder anderen Kollegen, der sich entsprechend äußert – die Namen sind ja auch schon genannt worden -, und von daher glaube ich schon, dass wir diese Diskussion auch führen müssen, weil ich mit Norbert Röttgen die Regierungsverantwortung in Nordrhein-Westfalen übernehmen möchte, und das wird wesentlich leichter sein, diesen Wahlerfolg zu generieren, wenn er letztendlich sich klar bekennt.
Zagatta: Er selbst sagt ja, das wird letztendlich die Partei entscheiden. Was heißt das denn?
Herrmann: Ja gut, die Entscheidung wird ihm niemand abnehmen. Da muss er sich schon selbst zu äußern. Die Partei hat ihn als Spitzenkandidaten benannt, das ist richtig, aber im Endeffekt wird es ja so sein, das Wahlergebnis, was er dann als Landtagskandidat einfährt, wird natürlich auch dazu beitragen, diese Situation dann ganz deutlich darzustellen.
Zagatta: Und das würde seine Wahlchancen aus Ihrer Sicht, so habe ich Sie richtig verstanden, deutlich verschlechtern, wenn er sich jetzt nicht dazu bekennt, ohne Wenn und Aber nach Düsseldorf zu gehen?
Herrmann: Also das, was ich draußen wahrnehme, was ich von den Parteifreunden wahrnehme, das ist so: ja, die Menschen fragen, wie wird er sich entscheiden. In Ihrem Beitrag ist ja auch eben das Beispiel von Frau Künast angeklungen. Es gibt gute Beispiele, dass so was auch sehr positiv verlaufen kann wie bei Julia Klöckner, die nach Rheinland-Pfalz gegangen ist. Also ich glaube schon, dass wir diese Diskussion möglichst schnell beenden sollten, um uns auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren, die wir im Wahlkampf abzuarbeiten haben: die Schuldenproblematik in Nordrhein-Westfalen, Kinderbetreuung, Schule, Infrastruktur. Und ein Riesenthema, was vielleicht noch gar nicht so in den Köpfen der Menschen drin ist, ist der Streit um den Nationalpark Teutoburger Wald, der in der Region Ostwestfalen-Lippe eine ganz wesentliche Rolle spielt.
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Herrmann: Schwierigkeiten kann ich nicht bekommen. Ich denke, das ist mein gutes Recht, dass ich mich als Kreisvorsitzender dazu äußere. Ich bin nicht außenstehend, ich bin ein Teil der CDU in Nordrhein-Westfalen, meine Kreispartei ist nicht unbedeutend und von daher glaube ich schon, dass ich das Recht habe, mich dort auch einzumischen, denn mir geht es um die CDU, mir geht es um das Land Nordrhein-Westfalen, und diejenigen, die dann schweigen, müssen sich dann nachher fragen, wie hätten wir denn einen möglichen Wahlerfolg noch größer ausfallen lassen können beziehungsweise eine Niederlage verhindern können.
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